202 Buch X. Kap. 4. §. 25. B u c h X. Kap. 4. §. 26. 203
6 —15. gegen Krankheiten verschiedener Art und verschiedener
Körpertheile, endlich 16. Surrogate. Meist nur die erste, selten
eine der übrigen Areolen kümmert den Botaniker. Leider sind
aber die Texte der verschiedenen Handschriften und Uebersetzungen
überhaupt nicht selten, am häufigsten grade in der ersten
Areole der Heilmittel, entweder lückenhaft oder interpolirt. Welches
von beiden in jedem besondern Fall anzunehmen sei, darüber
hatte sich Plempius keine feste Norm gebildet; bald giebt er den
ausführlichsten Text, und bemerkt in den Scholien, was davon in
andern Handschriften oder Ausgaben fehlt; bald giebt er umgekehrt
einen kürzern Text, und verweist, was andere sonst noch
enthalten, in die Scholien. Man hat ihm das zum Vorwurf gemacht,
und gewiss hätte er besser gethan, sich überall, wo sich nicht offenbare
Unrichtigkeiten zeigen, an den, von Buchstabenverwechselungen
abgesehen, am meisten verbürgten Text der gedruckten arabischen
Ausgabe zu halten; doch macht die genaue Angabe jeder
Abweichung in den Scholien diesen MissgrifF unschädlich. Aber
auch in der arabischen Ausgabe selbst enthält die erste Areole
bei verschiedenen Pflanzen bald mehr bald minder ausführliche
Beschreibungen und Nachrichten über das Vaterland derselben,
bald nur den Namen mit der Bemerkung: „ist bekannt/^ Den
Griechen unbekannte Pflanzen sind meist beschrieben. Bei den
ihnen bekannten giebt die arabische Ausgabe oft einen Auszug aus
Dioskorides, der in den ^ttdschriften und Uebersetzungen nicht
selten fehlt, mitunter aber auch in ihnen vorkommt, so dass man
an der Benutzung des Dioskorides durch Ibn Sina selbst nicht
zweifeln kann. Ob letzterer auch nur eine einzige Pflanze selbst
zuerst beschrieben hat, ist mir sehr zweifelhaft, obgleich er in der
ersten Areole ausser Dioskorides selten einen Schriftsteller citirt,
und sogar diesen nicht überall, wo er ihn benutzt hat. Denn ich
finde bei Ibn Baithär, der ihn sehr häufig benutzt, durchgängig
unter seinem Namen nur Bemerkungen über die Wirkung der Mittel,
und zuweilen unter dem Namen älterer Schriftsteller Beschreibungen,
die sich bei Ibn Sinä wiederfinden, was natürlich seinen
Werth als Botaniker beträchtlich vermindert, Doch wie deni sei^
jedenfalls bleibt das zweite Buch seines Qänün das älteste arabische
Buch mit Pflanzenbeschreibungen, welches uns vollständig, und
sogar im Original vorliegt; und spätere Botaniker bis auf Caspar
Bauhin beziehen sich so oft darauf, knüpfen ihre eigenen Untersuchungen
so genau daran, dass es seinen Werth für die Geschichte
der speciellen Botanik nie verlieren kann. Proben seiner Beschreibungen
gebe ich nicht, weil dieselben so äusserst ungleich, und
wie gesagt vermuthlich keine sein wahres Eigenthum ist. Und so
gehe ich- weiter zu —
§• 26.
I b n Bothlän (Elluchasem Elimithar) Ibn Wafid (Al~
b e n g n e f i t ) und Ibn G'azladt.
Ein Schüler des §. 18 vorgekommenen Uebersetzers Aththajjib
war Abul H'asan Almochtär Ben Alliasan Ben Abdün
genannt Ibn BothUn, ein christlicher Arzt aus Bagdad; ein verfänglicher
Name, indem Mochtär mente captus, Bothlän vanitas
bedeutet. Ein mittelalterlicher Uebersetzer verdrehete die beiden
ersten Namen gar in E l lucha s e m Elimithar medicus de Baldach
Nachdem sich dieser Mann eine Zeit lang in verschiedenen
Städten Syriens, dann in Aegypten, dann in Konstantinopel
aufgehalten, trat er endlich zu Antiochien in ein Kloster und starb
daselbst als Mönch 444 (1052). Mehr über sein Leben und seine
Schriften findet man bei Ahulfaragi) und nach diesem und Ibn
Abi Oszaibiah bei Wüstenfeld unter nr. 133. Hammer-Purgstall
verlässt uns von hier an, da der sechste Band seiner so reichhaltigen
Literaturgeschichte der Araber noch nicht erschienen ist. Noch
besitzen wir von Ibn Baithär in mehrern Handschriften eine wunderliche
kleine Schrift unter dem Titel Taqwim aszsz i Hlia dt ,
Tafel der Gesundheit, und in lateinischer Uebersetzung unter dem
Titel:
Tacvini sanitatis E l lucha s e m Elimithar Medici de Bald ach
de sex rebus non naturalibus, earum naturis, operationibus, et
1) Abul pharaj i histor, dynast. pag. 234,