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366 Buch XI. Kap. 2. §. 53.
nach einer Handschrift, welche Konrad Gesner besass, erschien es
nach dessen Tode gedruckt unter folgendem Titel:
Alphabetum empiricum, sive Di o s cor idi s et S t e p h a n i Athen
i e n s i s philosophorum et medicorum de remediis expertis
liber juxta alphabet! ordinem digestus. Nunc primum a Casp
a r e Vuolphio Tigurino medico in Latinam linguam conversus
et in lucem editus. Anno 1581. 8.
Die Krankheiten sind darin alphabetisch geordnet, und auf
den Namen einer jeden folgen die dagegen anzuwendenden meist
einfachen, zuweilen auch zusammengesetzten Mittel mit der Bemerkung
am Kande, ob sie von Dioskorides oder Stephanos empfohlen
sind. Eben so ist auch der wiener Codex eingerichtet.
Parallelstellen aus des wahren Dioskorides Materia medica und
den Euporisten, auch einige aus Nicolaos Myrepsos hat Wolf,
durch Cursivschrift unterschieden, unmittelbar hinter die Mittel dem
Texte eingeschaltet.
Was nun zuerst den angeblichen Dioskorides betrifft, so stimmt
bei ihm freilich Manches mit dem, was der ächte Dioskorides lehrte,
überein, aber Manches weicht auch ab, und viele Mittel stehen
unter seinem Namen, von denen er nichts wusste, zum Theil auch
nichts wissen konnte, weil sie erst lange nach ihm bekannt wurden.
Dergleichen sind die Gewürznelken, Myrobalanen, Ehabarbar,
Zedoarie. Andere führen erst später entstandene, einige sogar
arabische Namen, wie Carnabadin, Soch, Sumach u. s. w. Entweder
haben wir es also mit einem sonst unbekannten j ü n g s t e n Dioskorides
zu thun, wohl zu unterscheiden von dem, welchen schon
Galenos^ den j ü n g e r n nannte; oder ein Excerpt aus dem ächten
Dioskorides ward später, wie Lambecius annimmt, interpolirt; oder,
was, wie sich bald zeigen wird, vielleicht noch mehr für sich hat,
der Name Dioskorides ward vom Sammler oder späterer Hand
ziemlich willküriich zu solchen Mitteln an den Eand geschrieben,
welche man theils mit Recht theils mit Unrecht auf diesen Schriftsteller
zurückführen zu dürfen meinte.
Mehr beschäftigte man sich mit dem angeblichen Stephanos
A t h e n ä o s , und die Meinungen über ihn gehen weit aus einander.
Buch XI. Kap. 2. §. 53. 367
Noch besitzen wir von einem Schriftsteller dieses Namens einen
Commentar zum Galenos, Scholien zum Hippokrates ^ und einige
praktisch medicinische Schriften. Aus ihm und Dioskorides, meinte
man bis auf Dietz^), wäre das Alphabetum empiricum in späterer
Zeit compilirt. Stephanos Athenäos selbst sollte aber zur Zeit des
Kaisers Heraklios (regierte 603—641) gelebt haben. Diesem Kaiser
widmete nämlich Stephanos Alexandreus die letzten seiner
neun noch vorhandenen alchymistischen Aufsätze 3), und Eabricius
hielt beide Schriftsteller für identisch. Warum? das sagt er nicht,
und ich finde keinen andern Grund dafür, als dass beide in den
Handschriften der Philosoph genannt werden, worunter man
in der spätem Kaiserzeit gewöhnlich einen Beflissenen der Goldmacherkunst
verstand (der vermeinte Meister in der Kunst ward
Sophos genannt). Damit streitet aber die barbarische Sprache des
Stephanos Athenäos, der gemäss schon Freind ®) ihn in eine viel
spätere Zeit, Dietz 6) mit Bezug auf eine Reihe einzelner Ausdrücke
noch bestimmter ins ölfte Jahrhundert verwies. Daher denn auch
die Neuern jene vermeinte Identität aufgegeben, doch merkwürdiger
Weise nicht zugleich die daraus abgeleitete Zeitbestimmung des
Atheners, deren unverkennbare Unrichtigkeit grade den Haupteinwand
gegen Fabricius Meinung bildet. Zwar war Lambecius ohne
Rücksicht auf den Alexandriner zu einer ähnlichen Zeitbestimmung
des Atheners gelangt, allein durch so schwankende und unzusammenhängende
Combinationen, dass davon gar nicht mehr die Rede
sein kann.
Dietz ging noch weiter, er unterschied, ausser dem alexandrinischen
Alchymisten und athenischen Arzt, noch einen dritten
1) Apollonii Citiensis, Stephan {, Palladii etc. scholia in Hippoeratem et Galenum.
Primum Graece edidii F. R, Dietz, Regimont. Priissor. 2 voll. 1834. 8,
2) In der Vorrede zu vorstehendem Werk pag. XIX.
3) Physici et medici Graeci minores. Congessit etc. J. L. Ideler. Berol. II,
1842, pag. 243.
4) Fabric. Ubi. Graec, X I I , pag. 693.
5) Freind hist, de la medic. I , pag. 132.
6) Dietz l. c.
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