1 5
• i
• I
J f '
'Ä -XU!^ ; ii ,
j • :ii ;I i
416 Buch XI. Kap. 3. §. 61.
Ordnungen erblassten zu todten Buchstaben, Nur die Keime geistiger
Bildung, die er ausgestreut, fanden hie und da einen günstigen
Boden, auf dem sie im Stillen gediehen und um sich griiFen.
Alkuin hatte treffliche Schüler gebildet, unter deren Leitung sich
manche der von seinem Kaiser gegründeten Schulen in blühendem
Zustande erhielten, zumal in Deutschland auf dem noch unentweihten
Boden reiner Sitte. Viele jener Männer gehörten zum
Orden des hei l igen Benedict, dessen Eegel, wie Heeren i) gezeigt,
zwar nichts enthält, was gelehrte Studien unmittelbar vorschrieb,
doch auch nichts, was sie hinderte, und manches, was
ihnen unter tüchtigen Aebten zu statten kam, aber freilich auch,
wie wir bald sehen werden, unter schlechten Aebten verderblich
werden konnte. Thatsache ist, dass sich von jetzt an verschiedene
Klöster und Mönche des heiligen Benedict durch erspriessliche
Förderung der Wissenschaft hervorthaten. Nur grosse Erfolge
erwarte man nicht gleich; aus einer Jahrhunderte lang eingewurzelten
Barbarei führt kein Sprung zur Höhe der Bildung zurück;
und für das Verdienst in hellen und in finstern Zeitaltern wäre es
unbillig einerlei Maassstab anzulegen.
Dies vorausgesetzt, scheue ich mich nicht den Theologen
H r a b a n u s Magnentius Maurus, wiewohl er von Pflanzen
nur als Grammatiker und symbolisirender Theologe handelt, und
vo-n ihnen selbst in freier Natur vielleicht weniger wusste als mancher
Hirt, unter den Botanikern aufzuführen.
Sein Leben schrieb Trithemius, zum Theil aus unlautern
Quellen, und in neuerer Zeit mit gediegener Gründlichkeit:
Fr. K u n s tma n n , Hrabanus Magnentius Maurus, eine historische
Monographie, Mainz 1841, in 8,
woraus ich einige Hauptpunkte zu wiederholen mich begnüge.
Aus einem alten vornehmen Geschlecht zu Mainz geboren,
ward Hrabanus schon in seinem neunten Jahre dem geistlichen
Stande gewidmet, und dem durch seine Schule berühmten Benedictinerkloster
Fulda zur Erziehung überliefert. Auch als Mönch
1) He eren ^ Geschichte des Studiums der classischen Literatur /, Seite 59 ff.
B u c h XL Kap. 3. §. 61. 417
blieb er in demselben Kloster. Wann er seine Gelübde ablegte,
ist unbekannt, aber schon im Jahre 801 liess ihn Baugolf, der Abt,
zum Diaconus weihen. Daraus, dass dies nicht vor dem fünf und
zwanzigsten Lebensjahre geschehen durfte, folgerte Mabillon der
Annalist des Benedictiner-Ordens, Hrabanus wäre 776 geboren, und
Kunstmann scheint ihm Seite 14 beizupflichten; später Seite 143 f.
macht aber Kunstmann selbst wahrscheinlich, dass Hrabanus schon
774 geboren wäre, weil er sein Werk de laudibus sanctae crucis
in seinem dreissigsten Jahre vollendete, und weil es scheint, als
hätte er es noch an Alkuin mitgetheilt, der im Jahe 804 starb.
Im Jahre 802 sandte ihn der Abt Katgar, Baugolfs Nachfolger,
zur Vollendung seiner gelehrten Ausbildung nach Tours, wohin
sich Alkuin, des Hoflebens müde, zurückgezogen hatte, und ganz
für seine Schule lebte. Bei ihm verweilte Hrabanus ein Jahr lang,
und ward seines Lehrers Liebling, der ihm auch nach einer an
Karls des Grossen Hofe herrschenden Sitte den Beinamen Maurus
gab. Nach der Rückkehr in sein Kloster, also 803 oder Anfangs
804 muss er das genannte Werk geschrieben haben, und ward nebst
einigen Andern mit der Leitung des Unterrichts an der Klosterschule
beauftragt. Doch nicht lange währte diese Beschäftigung.
Abt Ratgar, ein harter Mann, mehr um die Ausführung steinerner
Prachtgebäude als den Anbau der Wissenschaft bemüht, und gestützt
auf die benedictiner Ordensregel, die den Mönchen auch
körperliche Arbeit und blinden Gehorsam gegen ihren Abt zur
Pflicht macht, liess die so herrlich blühende Klosterschule verfallen,
beschränkte die täglichen Andachtsübungen und die Zahl der Feiertage,
um seine Mönche beim Bau seiner Kirchen aufs äusserste
mit roher Handwerksarbeit zu beschäftigen. Auch Hrabanus, seiner
Bücher beraubt, musste sich niedrigen Arbeiten unterziehen.
Es kam zu Zerwürfnissen, viele Mönche entflohen, andre verklagten
beim Kaiser ihren Abt, der denn auch endlich 817 abgesetzt
ward, worauf die alte Ordnung zurückkehrte, und Fulda seinen
Ruf als Lehranstalt wiedergewann. Im Jahr 822 ward Hrabanus
selbst zum Abt von Fulda erwählt, und bekleidete dies Amt, bis
er es 842 aus politischer Rücksicht aufgab. Ein hervorstechender
M e y e r , Gesch. d. Botanik. III. 27
iüti'",
i'i i'
.i1-11'i(1
4 1
k ^
!, ifii.