200 Buch X. Kap. 4. §. 25. B u c h X . Kap. 4. §.25. 201
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allen Ausgaben der Uebersetzung, sogar schon in einer der undatirten,
führt aber den entstellten Titel de viribus cordis statt
de medicamentis cordialibus Den Qanün enthalten die altern Ausgaben
bis 1523 in der ersten Uebersetzung des Gerardus Carraonensis
oder Cremonensis (Spanier und Italiäner streiten
sich um die Ehre seiner Landsmannschaft). In den folgenden
Ausgaben von 1527 ab verbesserte Andreas Alpagus Bellun
e n s i s jene alte Uebersetzung, und in denen von 1564 an kommen
auch noch die Berichtigungen von J. Paulus Mongius
und J . C o s t ä u s hinzu. Ausserdem besitzen wir aber eine weit
neuere und bessere Uebersetzung der beiden ersten und eines
Theils des vierten Buchs, welche, da die einfachen Heilmittel im
zweiten Buche abgehandelt sind, dem Botaniker genügt, unter folgendem
Titel:
Clarissimi et praecellentissimi doctoris Abual j Ibn Tsina, qui
hactenus perperam dictus est Avicenna, Canon medicinae.
Interprete et scholiaste Vopisco Fortunato Plempio.
Librum primum et alterum Canonis exhibens, atque ex libro
quarto tractatum de febribus. Tom. I, II, Lovanii 1658.
fol. min.
Zum Zweck dieser Uebersetzung unterwarf Plempius zuvörderst
den arabischen Text einer strengen Kritik, wobei er ausser der
arabischen Ausgabe und den verschiedenen altern Uebersetzungen
auch mehrere arabische Handschriften benutzte. Seine Anmerkungen
oder Scholien eind indess öfter sacherklärend als sprachlich.
Jedem Artikel stellte er den arabischen Namen des Heilmittels
voran (was die altern Uebersetzer oft vernachlässigten), und suchte
ihn dann erst lateinisch wieder zu geben. Zwei Register enthalten
eins die arabischen, das andere die lateinischen Namen. Arabische
Lettern kommen nicht vor, sie werden in ähnlicher Weise wie in
meinem Buche durch Zusammensetzungen ausgedrückt, die den
arabischen Laut nachahmen sollen, zuweilen etwas wunderlich, wie
z, B. mein th durch tth, mein dz durch dtsch, das einfache s durch
ts u, s. w.; doch daran gewöhnt man sich leicht. Was aber die
Hauptsache ist, des Arabischen war Plempius so mächtig, das«
sich der grösste neuere Meister derselben Sprache, Sylvestre de
Sacy, in seiner Ausgabe des Abd Allatif nicht selten auf des Plempius
Uebersetzung des Ibn Sinä beruft, wenn es gilt die medicinische
Bedeutung eines ungewöhnlichen arabischen Worts fest zu
stellen. Botaniker war Plempius zwar nicht, aber Arzt und, wie
die meisten Aerzte jener Zeit, mit den Arzneipflanzen und ihrer
Geschichte wohl bekannt. Vom fünften und letzten Buch des Qänün,
welches die zus ammenge s e t z t e n Heilmittel behandelt, dem
Botaniker aber nur nackte Pflanzennamen darbietet, besitzen wir
eine ganz neue deutsche Uebersetzung unter dem Titel:
Die zusammengesetzten Heilmittel der Araber. Nach dem fünften
Buch des Canons von Ebn Sina aus dem Arabischen
übersetzt von Sontheimer. Freiburg im Breisgau 1844. 8.
Um so mehr verdient den Dank der Botaniker ein freilich nur
zwanzig Seiten füllender Anhang dieser Schrift, unter der Aufschrift:
Essai de sinonymie (sie!) botanique arabe par Mr. Husson.
Es ist ein arabisch-lateinisches Glossar zur Erklärung der jetzt in
\ Aegypten gebräuchlichen Namen officineller Pflanzen, und dient
' besonders zur Vervollständigung oder auch zur forthographischen
Berichtigung der von Forskaol gesammelten arabischen Pflanzennamen.
Die Ordnung, worin Ibn Sina seine Heilmittel aufführt, verräth
ihre Grundlage, den Galenos, schon dadurch, dass sie nicht
nur gleichfalls alphabetisch ist, sondern die Reihenfolge der griechischen
Buchstaben, so weit sich das thun liess, im Arabischen
nachahmt, und diejenigen arabischen Buchstaben, wofür sich kein
griechisches Aequivalent fand, ans Ende stellt. Jeder Artikel zerfällt
in gewisse Areolen, wie es die Uebersetzer nennen, die Ibn
Sina in seinem Autographon durch Farben unterschieden hatte.
Nicht jede Areole wiederholt sich bei jedem Mittel, im Ganzen aber
sind deren sechzehn: 1. Name und Beschaffenheit, 2. Kennzeichen
der Güte, 3. Qualitäten und Elementarzusammensetzung (ob kalt,
warm, feucht oder trocken, und in welchen Graden), 4. Wirkungen
und Eigenschaften im Allgemeinen, 5. Anwendung, und zwar zunächst
zur Verschönerung (der Haut, Haare u. s. w.), sodann auch
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