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W e n r i c h ^ ) und Andere schlössen sich seiner Meinung an. Die
Sache bedarf daher einer nochmaligen Untersuchung, der ich mich
nicht entziehe.
Die historischen Zeugen über Gondischapurs Gründung, die
wir bis jetzt kennen lernten, sind nach dem Alter geordnet folgende:
1. G r e g o r i u s B a r h e b r ä u s , Verfasser der syrischen Chronik,
oder, wie er als Verfasser der arabisch geschriebenen kurzen Geschichte
der Dynastien genannt zu werden pflegt. A b u l f a r a g (das g
am Ende ein weicher Zischlaut), ein Historiker und Arzt des XIII.
Jahrhunderts; 2. Amr u des Matthäus Sohn, der um 1340 seinen
Turm, ein Werk über Geschichte und Lehre der orientalischen
Kirche geschrieben; 3. der Historiograph der Sassaniden-Dynastie
M i r k h o n d , gestorben 1498, und 4. das Lob Altawarik, das heisst
Mark der Geschichte, von Ommia Jahia Ben-Abdallatif
A l k a z w i n i , gestorben 1542.
B a r h e b r ä u s nun in seiner syrischen Chronik^) erzählt von
Schapur I., nachdem derselbe den Kaiser Valerianus gefangen genommen,
und mit dessen Nachfolger Gallienus Frieden geschlossen,
hätte er in Persien eine Stadt erbaut gleich wie Byzanz, und sie
Gondischapur genannt. Dahinein hätte er den Kaiser gesetzt, mit
Avelchem zugleich mehrere erfahrene g r i e chi s che Aerzte dahin
gekommen, welche die h ippokrat i sche Medicin im Orient
verbreitet hätten. — Hiernach scheint unser Gondischapur bald
nach dem Jahre 260, in welchem Valerianus das Unglück hatte in
Schapurs Gefangenschaft zu gerathen, erbaut zu sein; und in den
griechischen Aerzten des Kaisers möchten wir die Begründer der
dortigen medicinischen Schule begrüssen. Doch will ich den Verdacht
nicht verschweigen, den mir die Worte „in Persien" erregen.
Das persische Wort Pars, so wie das arabische Fars,
denen das mir unbekannte syrische unseres Textes ohne Zweifel
entspricht, bedeutet gar nicht die persische Monarchie in ihrem ganzen
Umfange, sondern die Provinz Fars oder Farsistän. Auch in
1) Jo. Georg Wenriclt^ L c. pag, B sq.
2) As s emani, L c, lll^ pars pag. 44,
dieser Gegend hatte Schapur I. eine Stadt erbaut und nach seinem
N n l Schapur genannt. Die weitläuftigen prachtvo len nnt
Felssculpturen versierten Ruinen derselben wurden neuerhch w, -
der aufgefunden, und begründen die Vermuthung, dass grade die e
Stadt zur Verherrlichung seines Sieges über Valerianus von Schapur
gegründet sei'). Gregorius Barhebräus scheint demnach die
Liden Städte Gondischapur in Khuzistiln und Schapur
stto verwechselt zu haben. Von einer medicinischen Schule m
der letztem wissen wir aber sonst nichts. ,
Darf ich mich, was keinen Zweifel leidet, anf die lateinische
Uebersetzung der syrischen Worte in jener Stelle durch den tid
gelehrten Assemani verlassen, so begreife ich nicht wie Sprengel
1 a. O. sagen konnte, er fände zwischen dem syrischen und arab
i s c h e n Texte die grösste Uebereinstimmung Ich finde das
Ge<.entheil. In der arabischen kurzen Geschichte der Dynastien
„ach des eben so gelehrten Pococke's Uebersetzung die ich zum
Ueberfluss noch selbst mit dem Original vergliche^ habe, sagt
Abulfarai beim Kaiser Valerianus nur, er wäre in Schap^ur s Gefangenschaft
gerathen, von Gondischapur kein Wort. Erst beim
Kafser AureliLus erzählt er, derselbe hätte mit Schapur Frieden
geschlossen, und ihm seine Tochter zur Ehe gegeben. Für sie
Ltte Schapur darauf die Stadt Gondischapur erbauen lassen Aurelianus
aber hätte im Gefolge seiner Tochter einige griechische
A e r z t e dorthin gesandt, welche die hippokratische Medic
in im Orient gelehrt hätten. Im sechsten Jahr hätte Aurehanus
die Christen unterdrücken wollen, doch während er damit umgegangen,
wäre er vom Blitz erschlagen worden - Dagegen ist
Lnche; einzuwenden. Die Vermaung der griechischen Princessin
mit dem persischen König, von der kein Anderer etwas weiss erklärte
schon Tillemont in seiner Kaisergeschichte für eine Fabel
Sprengel rügt vorzüglich, dass Aurelianus mit Schapur niemals
n Versi Bilter-s vergleichende Erdkunde VIIl, S. S27 JJ'. nni IX, S. 171.
2 Gre.orii AM-Pharaiii U„oria compendiosa d,na,„anm, Arab.ce
a. Ed. P0C.CU0, afonie. 160», 4., p«,. dev üeberset.ung.