Buch X. Kap. 2. §. 14,
erwiederte; an den deutschen Kaiser Otto I sandte umgekehrt der
Chalif seine Geschenke zuerst, und der Kaiser erwiederte sie. Ich
weiss nicht, ob der damals sehr blühende Handel Spaniens i) dadurch
gewann; die Wissenschaft scheint eben so wenig durch diese,
wie durch jene Gesandtschaften, die zu Bagdad kamen und gingen,
berührt zu sein.
H ' a k i m ' s des Zweiten fünfzehnjährige Regierung2) trägt
einen andern Charakter als die seines Vaters. Ihren Frieden störten
nur zwei rasch beendigte Kriege, und nur an dem ersten nahm
der Chalif persönlich Theil. Erzogen durch einen ausgezeichneten
Redner und Philologen Abu Ali Alkal i , den Abd Arraßman
zu dem Zweck aus Bagdad herbeigezogen hatte 3), war sein Leben
vorzüglich der Förderung der Kunst und Wissenschaft und eigener
wissenschaftlicher Beschäftigung gewidmet. Er hätte kein Buch
in die Hand genommen, erzählt man, ohne darin eigenhändige gelehrte
Anmerkungen zu hinterlassen; Gelehrte hätte er durch grosse
Belohnungen aus dem Orient herbeigezogen, und überall Bücher
für unermessliche Summen zusammengekauft. Auf 600,000 Bände
schätzte man seine Bibliothek, und ihr Katalog allein, sagt man, hätte
44 Bände gefüllt. Auch hören wir von einer Akademi e , die er
zu Cordova erbaute, und die doch mehr als eine Madrasadt gewesen
zu sein scheint, indem er verschiedene dabei angestellte
Gelehrte mit besondern Arbeiten beauftragte, diesen mit der Geschichte
Spaniens, jenen mit der Naturgeschichte, einen dritten mit
der Literargeschichte.
In der Folge scheint die Liebhaberei der spanischen Chalifen
und hohen Beamten für Bücher immer mehr um sich gegriffen zu
haben. MoKammad Ben Chair Alandaiosi^) aus unbekannter Zeit
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1) Sehr ausführlich spricht über ihn Cardonne in seiner Geschichte von
Afrika und Spanien unter der Herrschaft der Mauren. Aus dem Französ. übersetz^
von C, G. von Murr, S. 224.
2) Cardonne a. a. 0. Seite 225 ff; ~ Conde a. a. 0. Seite 453 ff.
3) Casiri II, pag. 136. Das folgende ebendaselbst pag, 38 und 201 sq.,
womit zu vergleichen ist Conde a. a. 0. 455 ff.
4) Bei Casiri II, pag. 71.
i Iii II,
Mi
B u c h X. Kap. 2. §. 14.
schrieb ein Werk über die öfFentlichen BibHotheken Spaniens bis
zum Jahr 1126, dessen Handschrift in der Bibliothek des Escurials
die Jahreszahl 1312 trägt. Er zählt derselben 70 auf, und nennt
dabei von spanischen Schriftstellern aus Cordova 150, aus Almeria
52, aus Murcia 61, aus Portugal 25, aus Malaga 53, ausser denen
aus Granada, Valencia u. s. w., deren Zahl wir nicht kennen. -
Gleichwohl fanden die strengen Wissenschaften geraume
Zeit hindurch an den Ufern des Guadalquivir weniger Nahrung,
als an denen des Eufrat und Tigris. Wozu hätte sonst auch Abd
ArraKmän III. den Hofmeister seines Sohnes, und der Sohn selbst
so viel andere Gelehrte mit grossen Kosten aus dem Orient herbeigezogen?
Unter den von Wüstenfeld aufgezählten arabischen
Aerzten und Naturforschern ist nr. 106 ein uns unbekannter Secretär
Abd ArraHmän's III. und seines Sohnes der erste Spanier. Erst
um dieselbe Zeit begegnen wir auch einigen wirklich berühmten
spanischen Gelehrten, dem schon genannten Leibarzt Abd ArraKmän's,
Abul Qäsim Azzahräwi i ) dessen Chirurgie wir noch
besitzen; dem Ibn G'olgol, der unter dem Chalifen Hischäm H.
zwischen 976 und 1001 blühete; dem Ibn Vafid, geboren 997
und gestorben 1068 oder noch später, von welchen beiden ich ausführlicher
sprechen werde. Nun erst, also nach Ablauf des gewöhnlich
sogenannten goldenen Zeitalters, mehren sich allmälig die ausgezeichneten
Schriftsteller in Spanien, gehen bis ins dreizehnte JaLhundert
hinab, und überbieten zuletzt die orientalischen an Zahl
und Werth. Ich nenne voriäufig nur den Philosophen Ibn ßos
c h i d (Agerroes) gestorben 1198, den Georgiker Ibn Alawwäm
aus demselben Jahrhundert, und den Botaniker Ibn Baith'är,
gestorben 1248.
1) Die Angaben der Zeit seines Todes gehen um mehr als 100 Jahr aus
emander, wie man bei Wüstenfeld sehen kann unter nr. 147. Mir scheint
die Zeit des Herrn, dem er diente, eine sichrere Zeitbestimmung zu liefern
als jede andere Jahreszahl,
M e y e r , Gesch. d. Botanik. HL 9
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