122 B u c h X . Kap. 2. §.13.
G a m a l Addin spricht Abul Farag^) erst um 1260, und
asst nurvermuthen, dass sie zugleich Lehranstalt war. Krankenhauser
als fromme Stiftungen für Arme gehören nicht hierher;
daher ubergehe ich das von Ibn Tulun in Kahirah 873 gestiftete
grosse Krankenhaus, welches Maqrizi 2) beschreibt. Ob es sonst
noch andere wirkliche Heil- und Lehranstalten im Orient gab
weiss ich nicht. ^ '
W- w Be n TsÄbet Ben Qorrah nennt
WustenfeW (nr, 83) ohne nähere Erklärung den Leibarzt des Cha-
Wen Almoqtader und seit 319 (931) ,,Examinator der Medic
i n e r / ^ Dieser Ausdruck kann leicht auf irrige Voraussetzungen
luhren. Was er bedeute, sagt uns G'amäladdm Ben Alqofthi in
semer arabischen Bibliothek der Philosophen bei Casiri 3) mit folsenden
Worten: „Als dem Chalifen Almoqtader im Jahre der
üigradt 319 berichtet ward, dass ein Kranker durch den Fehl-rifF
emes Arztes gestorben sei, verordnete derselbe, wie man sagt, Iss
hmtort niemand, ohne zuvor durch Sinän geprüft zu sein, die Heilkunst
ausüben solle. Die Zahl der Aerzte, die sich der Prüfung
unterzogen, wozu die Leibärzte und andere ihrer Erfahrung we^en
hochgeschätzte Aerzte nicht gehörten, betrug acht hunder t und
s e c h z i g . - Die ganze Einrichtung war also eine vorübergehende
gegen die Charlatane gerichtete Polizeimaassregel; und von einem
Nachfolger Sinan s in dem Amte des Examinators ist nichts bekannt
Und nun zum Schluss noch ein paar Worte über die Apot
f a ^ k ^ ^ Hauptgeschäft des arabischen wie
1) Äbul P]iaraj\ pag. 343.
Seite^sT^ m Janus, herausgegeben von Henschel I, (1846)
3) Casiri biblioth. Arah. Hisp, Escur. I, pag. 438. Casiri kannte den Verfasser
noch nicht. Erst PFenr^cA in der Vorrede seiner oft angeführten
Schrift zeigte, dass es G'amäladdi n Ben Alqofthi sei.
Indem ich dies schreibe, überrascht mich ein neues Werk : A. Philippe
Geschichte der Apothekerkunst. Aus dem Französischen übersetzt, und ndt einer z i
sammenstellung der Förderer der Pharmacie alter und neuer Zeit vermehrt von
n Ludw^g.Jena 1854. 8. - Philippe^s Arbeit finde ich lebendig, unterhaltend,
aber seicht, ungenau, anmassend, und die Aufstutzung, mit Tiraden mo-
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des griechischen Apothekers bestand ohne Zweifel im Handel mit
Parfümerien, kosmetischen Mitteln u. dgl, m. Schon sein Name
S z a n d a l ä n i ^ ) verräth das. Offenbar ist er von Szandal, dem
wohlriechenden Sandelholze, wie der griechische My r e p s os von
der Myrrhe abgeleitet. Indess bildete sich die Kunst der Arzneibereitung
besonders mit Hülfe der Chemie bei den Arabern weit
höher aus als bei Griechen und Eömern, und der Stand des Apothekers,
auf dem bei jenen eine gewisse Makel haftete, erscheint
bei diesen im Ganzen ehrenhafter, wenn gleich mitunter der Arzt,
wie wir bei Jahiä Ben Mäsawaih finden werden, auf den Apotheker
kleinerer Städte mit Stolz herabblickte. Ich schliesse das daraus,
dass so viele hochberühmte arabische Aerzte, wie z. B.
H'onain Ben Isliaq, und sein stolzer Lehrer JaKiä Ben Mäsawaih
selbst, Apothekerssöhne waren, und dass viele grosse Aerzte, wie
z. B. Albahili in Bagdad und Ibn Alqattän daselbst, eigene Apotheken
unterhielten, Zudem standen, wenn nicht alle, so doch die
mit den grossen Krankenhäusern verbundenen Apotheken unter der
Aufsicht der ärztlichen Vorsteher dieser Anstalten, was allein schon
dafür bürgt, dass wenigstens sie sich von den Missbräuchen, denen
das freie Gewerbe des Apothekers in Rom und Griechenland ausgesetzt
war, frei hielten. Bei dem grossen Krankenhause des Ibn
Tulun in Kahirah, dessen ich früher beiläufig gedachte, so wie bei
einer spätem Heilanstalt daselbst, von der ich im folgenden Paragraphen
sprechen werde, lässt sich ihre Verbindung mit der Apotheke
historisch nachweisen-); über die asiatischen fehlen wenigderner
Komanschreiber u. dgl. m. der Wissenschaft unwürdig. Um so dankenswerther
sind als historische Materialiensammlung Ludivig's Zusätze von
Seite 351 bis 884, eng gedruckt und weit über die Hälfte des Ganzen füllend.
Geht er gleich seltener auf die eigentlichen Quellen für das Alterthum und
]\Iittelalter zurück, so hält er sich doch stets an solche Vorgänger, die wirklich
selbst aus den Quellen schöpften, und giebt meist deren eigene Worte.
Warum stellte sich eine so wackere Arbeit nicht frei hin auf die eigenen Füsse?
1) Das öfter, z. Ii. bei Abul Farag' pag. 263 des Textes vorkommende
S z a i d a 1 ä n 1 statt Szandaläni scheint eine entstellte Form desselben Worts zu sein.
2) Aus der von Wilstenfeld im Janus a. a. O, in deutscher Uebersetzung
gelieferten Stelle des Ma(|nzi.