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266 B u c h X. Kap. 6, §. 38
dieselben Pflanzen von so verschiedenen Seiten, dass einer den
andern ergänzt, beide zusammen uns aber ein ziemlich genügendes
Bild arabischer Pflanzenkenntniss der späteren Zeit geben
Sechstes Kapitel.
Die arabischen Geographen Reisebesehreiber
und Curiositäten - Sammler.
§. 38.
E i n l e i t u n g .
Geographie gehört zu denjenigen Wissenschaften, um die sich
die Araber unbestreitbare Verdienste erworben haben Sie zu fördern,
kam bei ihnen vieles zusammen. Das Band des Islam und
der arabischen Sprache, die jeder Moslim verstand, weil es die des
iieiligen Buches war, umschlang einen weitern Länderkreis, als das
romische vaiserthum jemals und lange nicht so innig zusammentasste
All ihre Besitzungen genau kennen zu lernen, sie sogar
der Vermessung zu unterziehen, liessen sich mehrere Chahfen besonders
angelegen sein. Berühmt ist die schon von Harun Arra-
^ h i d im dritten Jahrhundert der Higradt veranlasste Gradmessung.
Mehrere Sternwarten entstanden, zunächst für astrologische Zwecke
doch nicht ohne erhebhchen Einfluss auf astronomische Geographie'
Der Handel beschäftigte nicht nur zahlreiche Karawanen durch
schwer zugängliche Länder, sondern zugleich ganze Flotten auf
dem mittelländischen dem rothen dem persischen dem indischen
und selbst dem chinesischen Meere. Die Pilgerfahrt nach Mekka
und Medina war jedem Moslim, dem Kraft und Mittel dazu nicht
^hJten Gewissenspflicht, und wer sich erst losgerissen von der
Heimath und die Lust des Reisens gekostet hatte, ging oft weit
Uber das anfangs gesteckte Ziel hinaus. Denn niemand konnte zu
beschwerl^hen Reisen geschickter sein, als der nüchterne allen
Beschwerdeu Trot, bietende Araber^ nirgends liessen sich weite?
B u c h X. Kap. 6. §. 38. 267
Reisen mit schmalen Mitteln leichter ausführen, als im Gebiete des
Islam's, der seinen Bekennern die Gastlichkeit und das Almosenspenden
zur Bedingung des Paradieses macht.
Die Literatur der Geographie und Reisebeschreibungen, die
sich unmerklich in die der Curiositäten-Sammlungen verläuft, reicht
daher hoch hinauf und hat einen beträchtlichen Umfang. Eine
gedrängte, mit zahlreichen literarischen Nachweisungen versehene
Uebersicht dieses ganzen Zweiges der arabischen Literatur gab
uns Wüstenfeld i); ich kann kaum sagen, wie viel ich ihr verdanke;
— und schätzbare ausführlichere Nachrichten über einige der ältesten
Denkmäler dieser Literatur lieferte F rähn2) mit vieler Kritik.
1) Wüsienfeld, die Literatur der Erdbeschreibung bei den Arabern, — in
der von Lud de herausgegebenen Zeitschrift für vergleichende Erdkunde, Band
1,(1842) 8.24 ff.
2) Fr ahn, Lbn Foszlans und anderer Araber Berichte über die Küssen älterer
Zeit (Petersburg 1823, 4.) in der Anmerkung zu S. XIV ff. — Ich kann jedoch
einige Zweifel über zwei jener ältesten geographischen Producte der arabischen
Literatur nicht unterdrücken, und hoiFe, dass man denselben den Raum
in dieser Anmerkung vergönnen wird.
Als den ältesten arabischen Geographen betrachten Fr ahn S. XVI und
Wüstenfeld S. 25 Assamah (oder Azzamah; die Rechtschreibung ist
zweifelhaft) B e n Malik Alchülani, Statthalter von Andalos, gefallen auf
dem Schlachtfelde 103 (721). Von ihm erzählt Cardonne in seiner Geschichte
von Afrika und Spanien unter der Herrschajt der Araber I, Seite 81 der deutschen
Uehersetzung von Murr: „Er verfertigte bei seiner Ankunft in Spanien
für den Khalif Omar den zweiten eine genaue Beschreibung dieses Reiches,
dessen Flüsse und Ströme, so es durchlaufen, der Meere, die es einschliessen,
und der Seehäfen. Er liess alle Provinzen und die vornehmsten Städte beschreiben,
untersuchte die Natur des Klima, des Erdbodens, dessen Producte,
und die Art ihn zu verbessern. Die Minen, die Metalle und verschiedene
Arten von Marmor in dem Schoos der Erde entgingen seinen Untersuchungen
nicht. Er machte auch ein genaues Verzeichniss von den Anlagen und Steuern,
so dieses Reich den Khalifen bezahlte, u. s. w." Diese so ausführliche Nachricht
ist aber die einzige, die wir von dem Werke besitzen. Des Statthalters
Assamah wird oft genug erwähnt, nur sonst nirgends als Schriftsteller; und
Cardonne verschweigt seine Quelle. Ja genau genommen spricht er gar nicht
bestimmt von einem literarischen Product. Das Ganze konnte auch ein gewöhnlicher
Verwaltungsbericht sein, der niemals in die OefFentlichkeit trat.
Zud^m scheint Cardonne zu irren, wenn er den Bericht au Omar IL erstatten
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