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360 B u c h X L Kap. 2. §.52.
werden. Es ist ein Sammelwerk, doch für seine Zeit mit Verstand
gesammelt, und zwar aus den medicinischen Werken des Aetios,
Paulos Aeginetes, Oribasios, Kufos Ephesios, Galenos, Dioskorides,
j a sogar des Theophrastos Eresios und Hippokrates. Auch persische,
agarenische (d.h. arabische) und indische Aerzte benutzt
zu haben, rühmt sich der Verfasser, und beweist es durch die
That. Wem anders als einem Arzt lässt sich eine so umfassende
Ivenntniss der medicinischen Literatur, und die sinnige Benutzung
derselben zutrauen ?
Noch etwas näher müssen wir das oft verkannte Verhältniss
seines Werks zu dem des Michael Psellos betrachten. Gyraldus
versichert des letztern kleine Schrift hätte ihm beim Uebersetzen
des erstem grossen Nutzen gewährt, da beide nicht nur denselben
Gegenstand behandelten, sondern sich zuweilen sogar derselben
Worte bedienten. Daraus machte Leo Allatius in seiner diatriba
de Psellis (pag. 33 der Ausgabe von Fabricius), offenbar ohne das
Buch des Simeon Seth zu kennen: „Da sich in den Schriften beider
nicht bloss dieselben Gedanken sondern auch dieselben Worte
wiederholen, so halte ich dafür, dass Simeon beim Lesen des
Psellos nur einige eigene Anmerkungen hinzugefügt, oder dass ein
dritter aus beiden etwas zusammengetragen habe. Denn ich kann
nicht glauben, dass der gelehrtere und beredtere Psellos das Seinige
von dem minder gelehrten und beredten Seth geborgt habe/'' Hätte
er das Buch des letztern gekannt, so würde er gefunden haben,
dass beide zwar denselben Gegenstand, aber in ganz verschiedener
Weise behandeln, und es würde ihm schwer geworden sein, auch
nur eine einzige wirkliche Parallelstelle in beiden nachzuweisen;
vielleicht hätte er sogar den Preis der Beredtsamkeit, und sicherlich
den der medicinischen Gelehrsamkeit unserm Simeon zuerkannt.
Wenigstens schrieb Simeon sein Buch zusammenhängend, und
schmückte es nach alter Art mit homerischen Versen; Psellos
schrieb das seine so aphoristisch, dass darin von Stil gar nicht
die Kede sein kann. Die Uebereinstimmung beschränkt sich auf
den Gebrauch einzelner Ausdrücke, die man bei altern Schriftgtellern
noch nicht ^iitrifFtt
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Eein nach dem Alphabet geht Simeon Seth die Nahrungsm
i t t e l durch, so dass nicht einmal die thierischen von den vegetabilischen
getrennt sind; dazu nimmt er noch die gebräuchlicheren
Gewürze und Arome. Unter letztern kommen manche vor, die
erst durch die Araber eingeführt wurden, und den ältern Griechen
fehlten. Auch Brechmittel kommen vor, deren man sich bekanntlich
bediente, um rasch nach Einer Mahlzeit die zweite gemessen
zu können. Was mir bemerkenswerth scheint, hebe ich
aus, indem ich wie Bogdanus in seiner Ausgabe die unter jedem
besondern Buchstaben aufgeführten Artikel besonders zähle, und
die Pagina dieser Ausgabe hinzusetze,
JyyovQia, Gurken. 4, pag. 5. Wie schwankend die Benennungen
der essbaren Cucurbitaceen bei den Alten waren, sehe man in
Sprengeis Commentar zum Dioskorides pag. 467 und 468. Simeon
Seth hat deren ausser der genannten noch Koloxvv&a^ den Kürb
i s , 5, pag. 46, neuiov, die Melone, 1, pag. 89; das sind
genau dieselben drei Namen, welche diese drei Arten nach Fraas
(synops. plantar, flor. classic; pag. 105 sq.) bei den Neugriechen
noch heute führen; und endlich TszQayyovQa, vermuthKch eine
g r o s s e Varietät der Gurke, 5, pag. 126. In den Geoponiken
heissen die Gurken noch wie vor Alters GLxva; erst Suidas erklärt
diesen zu seiner Zeit ausser Gebrauch gekommenen Namen
durch id xexQayyovQa, und einen Unterschied zwischen Angurien
und Tetrangurien macht erst Michael Psellos.
'j.anaqayoQ, Spargel , 10, pag. 8. „Diese Art Gemüse, sagt Simeon,
war vordem unbekannt mit Ausnahme der bittern Spargel, welche
eUiodacpvai, Sumpflorbeeren, genannt werden; jetzt aber ist sie
reichlich im Frühling vorhanden, und Allen bekannt.'' — Genau
ist das nicht zu nehmen. Die Geoponika kennen wenigstens
ohne Zweifel schon unsern Spargel, aber Galenos kannte ihn
noch nicht. Man sehe sein Buch II von den Nahrungsmitteln
(VI, pag. 641 sqq. edit. Kühn). Eliodaphne scheint Synonym
von Chamädaphne zu sein, d.h. ein Ruscus. Auch den
Einiluss des Spargels auf den Geruch des Harns kennt Simeon
Seth^ und schreibt dieselbe Wirkung einer Pflanze zu, die er
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