iJ^
-
i f
I' ^
.M -
116 Buch X. Kap. 2. §. 13.
ausserdem dass die ganze Einrichtung mehr in Almämün's als in
Harün's Geist zu sein scheint, durch zwei wichtige Zeugen, Abul
Farag und H'aggi Chalifah. Jener erzählt, was Almanszür begonnen,
das hätte sein Enkel Almämün vollendet. Die griechischen
Könige hätte er ersucht, ihm die bei ihnen vorhandenen philosophischen
Bücher zu senden. Nachdem er sie erhalten, hätte er
geschickte Männer zu Uebersetzern derselben angestellt, die Menschen
angespornt die mit allem Fleiss gefertigten Uebersetzungen zu
lesen, und sich selbst bei den Disputationen der Gelehrten betheiligt,
— H'aggi Chalifah 2) erzählt noch umständlicher, Almämün wäre
durch einen Traum, worin ihm Aristoteles erschienen, zum Büchersammeln
veranlasst. Vom griechischen Kaiser hätte er sich selbst
ausgewählte Bücher erbeten und erhalten. Darauf hätte er das
Geschäft (desUebersetzens) mehrern Gelehrten aufgetragen, namentlich
dem AlHagag Ben Mathir, dem Ibn Albithriq und
dem Salmä, dem Vorsteher des Hauses der Weisheit.
Diese Männer hätten dem Chalifen bezeichnet, was der Uebersetzung
würdig wäre, und hätten es dann auf seinen Befehl übersetzt
Auch Juli an n a Ibn Mäsawai h hätte sich unter den Gesandten
an den Kaiser befunden; auch Mohammad und Alimad
und AlHasän, die Söhne des Schälkir des Astronomen, hätten
den Auftrag erhalten Bücher herbei zu schaffen; und eben so
hätte Qosthä Ben Lüqä aus Balbek dem Chalifen einige Bücher
gebracht und sie für ihn übersetzt. — Mit vieler Wahrscheinlichkeit
hielt daher schon Assemani^), so >vie nach ihm Wenrich
und Hammer-Purgstall die erste Angabe bei Abu! Farag, wonach
schon Harun den Jahiä, Ben Mäsawaih zum Vorsteher einer besondern
Uebersetzungsanstalt ernannt haben soll, obgleich Ibn Abi
oder verwahrlosete, darüber fehlt es an Nachricht. Bis auf unsre Zeit erhalten
hat sich keins derselben.
1) Ah Iii Pharaj. pag, 160.
2) Haji Khalfa, ed, Flügel III, pag. 95.
3) Assemani biblioth. orient, 271, pars Jf, pag, 601 sq^
4) Wenrich L c. pag. 15,
5) Hammer-Pur g stalle Liter aturgesch. d. Araber II, S.
Buch X. Kap. 2. §« 13. 117
Oszaibiah sie bestätigt, für eine Verwechselung dieses Chalifen mit
Almámún. Hammer-Purgstall meint, Harun hätte die von ihm
theils eroberten theils erbetenen Bücher in jenem sogenannien
Hause der Weisheit nur aufhäufen, und erst Almámún hätte sie
übersetzen lassen. „Es bildete sich nun, sagt Hammer-Purgstall,
eine neue Klasse von Gelehrten, nämlich die der Uebersetzer aus
dem Griechischen Syrischen und Persischen; aus dem Persischen
Musa und Jusuf , die beiden Söhne Chálid's, Hasan Ben
S e h l und später Belafuri; aus dem Indischen Menkeh der
Inder, und aus dem Nabathäischen Waschyá/ ^ •
Die Leistungen jener Uebersetzungs-Fabrik fielen natürlich
sehr ungleich aus. Einige ihrer Arbeiten w^erden gelobt, viele
Werke wurden aber, weil ihre frühern Uebersetzungen nicht genügten,
zwei bis dreimal nach einander übersetzt, und die berühmtesten
Uebersetzer blüheten erst lange nach Almámún. Wer sie
und ihre Thätigkeit näher kennen lernen will, den verweise ich auf
Wenrichs oft angeführte Monographie dieses Gegenstandes. Hier
genügt, der beiden fruchtbarsten und berühmtesten Uebersetzer
besonders auch medicinischer Werke aus dem Griechischen ins
Arabische, des H'onai n Ibn Isliaq Ben Sola imá n und seines
Sohnes des IsKaq Ben H'onain vorläufig zu gedenken. Wir werden
beide bald noch näher kennen lernen.
Auch an U n t e r r i c h t s a n s t a l t e n fehlte es nicht. Schon ein
Blick auf Wüstenfelds einige mal angeführte kleine Schrift
„ d i e Akademi e n der Araber und ihre Lehrer^^ macht uns
staunen über ihre Anzahl. In den fünf Städten Bagdad Nischabur
Damaskus Jerusalem und Kahirah zählt jene Schrift allein sieben
und dreissig Akademien, die noch dazu nur einer einzigen der
vier islamischen Hauptsecten, den Schafeiten angehörten. Indess
erinnert Hammer-Purgstallmit Recht, das Wort Madrasadt,
welches Wüstenfeld durch Akademie übersetzt, bedeute jede über
den Elementar-Unterricht hinausgehende Lehranstalt, also ungefähr
das, was wir ein Gymnasium nennen. Unstreitig weiss das auch
1) Hammer-Purg Stall a, a. 0, Einleitung S. LXIV.