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458 Buch XL Kap. 4. §. 65.
fast alle Gelehrsamkeit, bei denen von Monte Cassino blühete vorzüglich
die Medicin, diese besassen Filialklöster zu Salerno, folglich
müssen die hochberühmten salernitanischen Aerzte Benedictiner
gewesen sein. Eine gar schwache Schlussfolge aus noch schwächeren
Prämissen. Mit weit besserm Eecht könnte man so schliessen:
srade in Italien beschränkte sich das TV^issen am wenigsten auf
die Geistlichkeit, grade dort erhoben sich Bologna und andere
Universitäten als rein weltliche Institute, warum nicht auch Salerno ?
„Der Unterschied (italiänischer und andrer Universitäten), sagt
Huber lag von vorn herein darin, dass die cismontanischen
Universitäten sich aus und an den alten Kloster- und Domschulen
entwickelten, die ultramontanischen dagegen an Instituten, welche
von der Kirche ganz unabhängig waren. Bei jenen war Speculation,
bei diesen praktische Studien von vorn herein vorherrschend.
Hier ist natürlich nur die Rede von den ältern, Bologna, Padua,
Salerno, und es ist damit nicht gesagt, dass sich nicht andere italiänische
Universitäten in ähnlicher Weise entwickelten, wie dies
diesseits der Alpen der Fall war. Von diesen ist nicht die Rede,
und eben so wenig von einer so isolirten Erscheinung diesseits
der Alpen, wie Montpellier, welches ursprünglich wohl nur mit
Salerno eine bestimmte Analogie darbietet. Der Ausdruck italiänische
Universitäten soll im Grrunde weniger einen geographischen
als einen organischen Unterschied andeuten, und eben die nichts
c h o l a s t i s c h e n Universitäten bezeichnen. Bleiben wir nun bei
den beiden ältesten und bedeutendsten, Bologna und Salerno stehen,
so brauchen wir uns nur auf bestimmte Thatsachen zu berufen,
um deutlich zu machen, dass hier von einem scholastischen, und
in so fern kirchlichen Ursprung nicht die Rede sein kann. Was
Salerno betrifft, so haben wir dafür freilich kein ganz positives
Zeugniss; aber keiner von allen Zügen, woraus wir uns ein Bild
der ältern Zustände dieses merkwürdigen und zum Theil noch
immer räthselhaften Instituts zusammenzusetzen haben, verträgt
sich mit der Annahme, dass es von irgend einer kirchlichen An-
1) Hub er^ die englischen Universitäten, Band Cassel 1839^ Seite M / .
B u c h XL Kap. 4. §. 65. 459
stalt abhängig sich entwickelt hätte." Das ist zwar kein Beweis,
und soll es auch nicht sein, aber mir wenigstens einleuchtender
als alles, was man für den angeblich klösterlichen Charakter der
salernitanischen Schule vorgebracht hat.
Doch gehen wir lieber ins Specielle. Petrus des Fürsten Gisulfus
Arzt um 958 wird ein Kleriker genannt, eben so ein anderer
Petrus und ein Hyacinthus im Jahre 1035. Das sind in fast zwei
hundert Jahren die einzigen salernitanischen Aerzte, von denen
wir mit Sicherheit wissen, dass sie Kleriker waren; von Andern
wissen wir mit Sicherheit das Gegentheil, und schon der bei jenen
gebrauchte Ausdruck Clericus et medicus begründet die Vermuthung,
dass alle nicht so bezeichneten Aerzte nicht zum Clerus geh
ö r t e n .
Noch mehr: auch einen j ü d i s che n Arzt lernten wir unter
den Salernitanern kennen, den Judas im Jahre 1005, und der im
Jahre 1015 mit ihm zugleich genannte Arzt Joseph scheint gleichfalls
Jude gewesen zu sein. Dasselbe dürfen wir von Josua im
Jahre 855 vermuthen, und eine Bestätigung der Annahme, dass
überhaupt auch Juden Mitglieder der Schule sein konnten, wird
sich uns später in der sogenannten Chronik des Rabbi Helinus
darbieten, von der ich erst gegen Ende des Paragraphen sprechen
kann. Ich kann zwar nicht beweisen, dass die genannten weltlichen
und gar auch die jüdischen Aerzte der Schule wirklich als Mitglieder
angehörten; es konnten ja ausserhalb der Schule noch
andre Aerzte in Salerno leben. Allein wie unwahrscheinlich das
sei, leuchtet auf den ersten Blick ein; wie hätten sie in der kleinen
Stadt neben der berühmten Schule ihren Unterhalt finden sollen?
Und umgekehrt lässt sich eben so w^enig beweisen, dass irgend
einer der genannten geistlichen Aerzte wirkliches Mitglied der
Schule war, wiewohl ich es keineswegs bezweifle.
Gehen wir in eine etwas spätere Zeit, so begegnen uns nicht
nur reiche, sondern sogar verhei rathet e salernitanische Aerzte
und Aerztinnen, von denen ausdrücklich gesagt wird, dass sie zur
Schule gehörten. Nicolaus Präpositus, einer der bedeutendsten
Aerzte und Schriftsteller der Schule zu Anfang des zwölften,
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