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sondern erst 43 Jahre nach seinem Herrn, im Jahr 140 (757) sterben
lässt.
All diese Knoten meint Hammer-Purgstall dadurch zu lösen,
dass er dem Alliagag zwei Leibärzte beilegt, doch nicht dieselben,
welche ihm Abul Farag giebt (den Tsâwadûn übergeht er völlig),
sondern den Tajazzok des Ibn Abi Oszaibiah, gestorben 708,
und den T a b a d o k des Ibn Alqoithi, gestorben 757.
Mir ist bei weitem wahrscheinlicher, ja fast gewiss, dass Abul
Farag, wie vielleicht auch Hammer-Purgstall angenommen, aus
Einer Person zwei gemacht hat, den tüchtigen Lehrer und Schriftsteller;
und ferner dass Ibn Alqofthi von derselben Einen Person
spricht, ihr aber irrthümlich eine zu späte Zeit anweist. Denn die
Differenz der Schreibung des Namens hat gar kein Gewicht; sie
ist mit Ausnahme des Endbuchstabens in arabischer Schrift so gering,
dass sich dieselben Differenzen in den besten Handschriften
nicht selten finden. Nur das K oder Q am Ende wäre bei einem
ächt arabischen Namen bedenklich. Hier aber haben wir es mit
arabisirten griechischen Namen zu thun, die von verschiedenen
Arabern oft sehr verschieden geschrieben werden. Eduard Pococke,
einer der gelehrtesten Orientalisten, übersetzte in seiner Ausgabe
des Abul Farag gradezu Tajâdsûq durch Theodokos, und
T s â w a d û n durch Theodunos , und alle Späteren pflichteten ihm
darin bei. Ich meine also, da des Theodunos ausser Abul Farag
niemand erwähnt, und da ibn Abi Oszaibiah das ihm zugeschriebene
Werk dem Theodokos beilegt, mit Sicherheit sei uns nur Ein
Leibarzt des Alliagag bekannt, der Grrieche Theodokos, der
Lehrer des Forat Ben SchaKnatsa oder Schânâsâ, und der
Verfasser eines seinem Sohn gewidmeten medicinischen Werks,
welches vermuthlich den Titel Konn asc h (Pandectae) führte, und
von den Namen und der Zubereitung der Arzneien handelte. Und
das ist von Wichtigkeit; denn es ist nicht nur das älteste mir dem
Namen nach bekannte medicinische Buch der arabischen Literatur,
sondern auch, wie wir gleich sehen werden, ein Werk, das bei den
Arabern noch in später Zeit in Ansehen stand. Unter den beiden
angeblichen Todesjahren des Theodokos verdient das Jahr
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708 bei Ibn Abi Oszaibiah darum den meisten G . lauben, weil es
dem Todesjahr seines Herrn am nächsten kommt.
Zum Schluss habe ich noch hinzuzufügen, was man bisher
übersehen, dass Theodokos schon von Arrazi in seiner ITawi, z. B
Buch III, Kap. 2 und öfter, so wie sehr häufig von Ibn Baithär,
z. B. I, S. 14, 137, 162, 190, 252, 321 u. s. w. citirt wird. Der
lateinische Uebersetzer des Arrazi nennt ihn aber Tiaduc, der
deutsche Uebersetzer des Ibn Baithär Tiaduk, ohne uns die arabische
Schreibart anzuzeigen. Dies that glücklicher Weise Dietz^)
in seinen Excerpten aus Ibn Baithär. Da steht zwar in der lateinischen
Uebersetzung auch einmal T iaduc, ein anders mal gar in
Folge einer falschen Lesart Biadur; allein arabisch steht ^^oLj^
das andre mal was ohne Frage richtiger T a j ä d üq auszusprechen
ist. Und hiernach möchte ich das Tajädsüq bei Abul
Farag, Tajazzok bei Ibn Abi Oszaibiah, Tabädok bei Ibn Alqofthi
corrigiren. Was Arrazi und Ibn Baithär aus diesem Schriftsteller
anführen, ist ohne Ausnahme rein praktisch, meist sind es Substitutionen
Eines Mittels, welches grade nicht zur Hand ist, durch
ein anderes, was die Lateiner des Mittelalters Quid pro quo nannten.
Das Werk wird die Araber auf viele Heilpflanzen aufmerksam
gemacht haben, deren nähere Kunde ihnen damals freilich nur
mündlich überliefert werden konnte.
So wie Theodokos wirkte auch Abdalmalik Ben AbKar
A l k i n ä n i , aus dem Stamm der Benü Kinän, nach Hammer-
Purgstalls Erklärung, also ein Araber von Geburt, auf die Ausbreitung
medicinischer Kenntnisse im Grebiet des Islams, nicht durch
€ine Lehranstalt, auch nicht wie jener als Schriftsteller, aber doch
gleich ihm durch Bildung vorzüglicher Schüler, die seine Lehre
weiter verbreiteten. Nach Ibn Abi Oszaibiah, aus dem Alle schöpften,
die von ihm, obgleich nicht ganz übere,nstimmend sprechen,
war er, wie uns Hammer-Purgstall 2) aus der wiener Handschrift
jenes Arabers mittheilt, ein christlicher Arzt zu Alexandrien
']) Dietz analecta medica ex libris mss. pag, 91 et 34.
2) Hammer ' Pur gst all a. a. 0. 11^ S. 194.
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