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330 B u c h X L §. 46.
sehr wenig zu sagen habe, mag sich den Lateinern unterordnen.
Noch ein andrer Unistand verlangt in dieser Periode die strenge
Sonderung der Griechen von den Lateinern. In der Literatur jener
giebt es von des Julianus Tode im Jahr 363, das heisst vom Sturz
der alten Götter ab, bis zur Eroberung Konstantinopels durch die
Türken im Jahr 1453, also in einem Zeitraum von mehr als tausend
Jahren, zwar manche Schwankung, manches unerwartete
AYiederauflodern der gedämpften Geistesgluth; doch immer nur auf
kurze Zeit ohne bleibenden Erfolg, und nicht einen einzigen Epoche
machenden Moment. Langsam schwand die politische Bedeutsamkeit
des Kaiserthums, Stück für Stück löste sich ab von seinem
Gebiet; mehr und mehr schrumpfte zugleich das Gebiet der griechischen
Sprache als Schriftsprache zusammen, minderte sich
die Zahl der Schriftsteller, der Werth ihrer Leistungen. Gleichwohl
spann sich der goldene Faden, an dem einst alle höhere
Geistesbildung hing, zwar immer schmächtiger und kaum noch
bemerkbar, doch ohne abzureissen fort bis zum letzten Augenblick
der Nation. Niemals versank diese, so lange sie existirte, in so
tiefe Barbarei wie das übrige christliche Europa. Als sich die
letzten Griechen von Konstantinopels rauchenden Trümmern und
aus türkischer Sclaverei nach Italien hinüberretteten, besassen sie
noch Kraft genug, dort auf frischem Boden ein lange ersehntes,
nie erreichtes geistiges Leben anzufachen, und für Italien Epoche
zu machen: nur sie selbst erhoben sich nicht wieder. Darum zerstückele
kein Abschnitt den noch vor uns liegenden Theil der
griechischen Literatur; ja es sei mir vergönnt, sie noch etwas über
die diesem Buche gesteckte Zeitgrenze hinaus bis zu ihrem Erlöschen
zu verfolgen, um mich dann ungestört mit der lateinischen
beschäftigen zu können, bei der sich alles umgekehrt verhält.
Wie ein Wunder tritt K a r l der G r o s s e aus der Nacht der
Zeiten hervor, und überstrahlt Deutschland und Frankreich mit
seinem Licht. In gleicher Art, nur in engerm Kreise wirkt nach
ihm A l f r e d de r G r o s s e in England; doch diesen Kreis lassen
wir unberührt, Ein neues Wunder anderer Art, gan^ unabhängig
B u c h X L Ka p . 1. §. 47. 331
vom Einfluss mächtiger Herrscher, erhebt sich m Italien aus unscheinbaren
ja unsichtbaren Anfängen, die s a l e r n i t a n i s c h e
S c h u l e de r Me d i c i n , und nimmt unsre volle Aufmerksamkeit
in Anspruch. Wieder ein neues Wunder, eine die Gemüther bis
ins Innerste durchglühende Idee, ruft die K r e u z f a h r e r m den
heiligen Krieg gegen die Saracenen, während fast zu gleicher Zeit
Ritter und Gelehrte an den Höfen und in den Schulen der spamschen
Araber feine Sitte und tiefe Weisheit zu gewinnen suchen.
Eine solche Mannichfaltigkeit und Menge wichtiger von einander
unabhängiger bald hier bald dort eintretender Ereigmsse lasst sich
nicht ohne Zwang in einfache Reihe stellen; die Abtheilung in
mehrere Gruppen, die wir bei der Literatur der Griechen bedenklich
fanden, ist bei der der Lateiner unerlässhch, und nicht mi
jedem folgenden Kapitel werden wir sofort zu einer folgenden Zeit
übergehen können.
Erstes Kapitel.
Die dem Moses von Clioren irrig zugescliriebene
annenisclie Geographie.
§. 47.
Das Werk, um das es sich hier handelt, erschien zuerst im
armenischen Original ohne des Herausgebers Namen zu Marseille
1683 in 16., zum zweiten mal nebst einer lateinischen Uebersetzung
der Gebrüder Wh i s t on zu London 1736 in 4., zum dritten mal
im zweiten Theil des folgenden Werks, worin es nebst Einleitung
Uebersetzung und Anmerkungen Sejte 301 bis 394 füllt. Nur
diese dritte Ausgabe kenne ich, und da ich vom Armemschen keinen
Buchstaben verstehe, bin ich ganz auf die Uebersetzung beschränkt.
M. J . S a i n t -Ma r t i n , mémoires historiques et géographiques
^ sur l'Arménie, suivis du texte Arménien de l'histoire des prm^
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