•^i I
i i f L ••
'UlliÖr:^
•l-ijJt
I ^ i L j r -
472 Buch XI. Kap. 4. §. 66.
ter, und zwar zunächst den einer Privat-Lehranstal t der
Medicin.
Die wichtigste und beinahe einzige Quelle der Geschichte seines
Lebens ist P e t r u s Di a c o n u s in der schon §. 64 angezeigten
Chronica monasterii Casinensis, lib. III, cap. 35, bei Pertz IX,
pag. 728, und in seiner ebendaselbst angezeigten kleinern Schrift
de viris illustribus Casinensibus cap. 23, bei Graevius IX pars I,
pag. 368. — Zu Karthago ohne Zweifel als Christ geboren, da er
später Mönch ward, und von seinem Eeligionswechsel nichts verlautet,
widmete er sich der Medicin, und machte zu dem Zweck
nach arabischer Sitte grosse Reisen durch den Orient. Petrus
Diaconus lässt ihn in der Chronik neun und dreissig, in der andern
Schrift vierzig Jahr lang in Babylonien Indien Aethiopien
und zuletzt in Aegypten sich aufhalten, und die Wissenschaften
der Grammatik Dialektik Geometrie Arithmetik Mathematik Astronomie
Nekromantie Musik und Physik auf diesen Reisen vollständig
sich zu eigen machen. Er erschöpft sich in seinem Lobe •
ihm ist er „philosophicis studiis plenissime eruditus, Orientis et
Occidentis magister, novusque eíFulgens Hyppocrates." Wie viel
davon wahr sei, wollen wir für jetzt nicht untersuchen, genug, dass
as ein namhafter Historiker, welcher der Zeit des Constantinus so
nahe stand, für wahr halten konnte. Zurückgekehrt in seine Vaterstadt,
so erzählt Petrus weiter, trachteten ihm seine Landsleute,
eben seiner bewundernswürdigen Kenntnisse wegen, die sie für
übernatürlich halten mochten, nach dem Leben, was ihn zur Flucht
nach Salerno bewog. Lieber möchte ich mit Renzi i) glauben,
der Ruhm der salernitanischen Schule hätte ihn angezogen, und
ihm den Entschluss eingegeben, auch sie kennen zu lernen. Zu
Salerno lässt ihn Petrus in verstellter Armuth eine Zeit lang sich
verbergen, bis der Bruder des Königs von Babylon dahin kam,
ihn erkannte und hervorzog. Von der Zeit an hielt ihn Robert
Guiskard, Herzog von Calabrien und Apulien, seit 1075 auch
Fürst von Salerno, in hohen Ehren.
1) Renzi collectio Salernitana I, pag. 165,
Buch XL Kap. 4. §. 473
Von einem Aufenthalt des Constantinus in Griechenland weiss
Petrus nichts. Indess übersetzte Constantinus ein medicinisches
Werk, das wir in seiner lateinischen Uebersetzung unter dem Titel
V i a t i c um gedruckt besitzen, aus dem Syrischen auch ins Griec
h i s c h e , und konnte sich die dazu nöthige Sprachkenntniss wohl
nur unter Griechen angeeignet haben. Drei Handschriften dieser
Uebersetzung, zwei wiener i) und eine ilorentiner 2), führen auf
dem Titel die Worte : naqa KcovoxavTivov iäorjxQi^Tov lov^Prjyivov,
vo n Kons tant inos dem S e c r e t ä r , dem Reginer, woraus
Tosti3) wie ich meine, mit vollem Recht schliesst, Constantinus
hätte sich von Karthago erst nach Reggio, und von dort aus
später, wir wissen nicht wann, nach Salerno begeben. Nach Mannert^)
erhielt sich der Gebrauch der griechischen Sprache in
Reggio besonders lange. Auf eine längere Dauer seines Aufenthalts
daselbst lässt auch der ihm von der Stadt gegebene Beiname
schliessen; und der Titel Secretär, den er grade auf den griechischen
Handschriften führt, macht es mir sehr wahrscheinlich, dass
Robert Guiskard ihn schon hier kennen lernte, und seine ausgebreiteten
Sprachkenntnisse zu Staatsgeschäften benutzte.
Eben so wenig wissen wir von der Zeit und Dauer seines
Aufenthalts zu Salerno, und von seinem Verhältniss zur dortigen
Gilde der Mediciner. Petrus Diaconus s) giebt ihm unter den berühmten
Cassinensern zwei Schüler. „Atto, Constantini
A f r i c a n i audi tor, et Agnetis imperatricis capellanus, ea, quae
supradictus Constantinus de diversis linguis transtulerat, cothurnato
sermone in Romanam linguam (ins Romanische, in die Volkssprache)
transtulit," Und: „Joannes medicus, supradicti
C o n s t a n t i n i Africani discipulus et Casinensis monachus,
1) Lamhecii commentarii etc. VI, pag. 125 sqq.
2) Bandini catalogus codd. mss, Graecor. bibliothec. Laurentianae III,
pag, 142, wie Tiraboschi und Renzi, oder 124, wie Tosti citirt. Mir steht das
Werk nicht zu Gebot.
3) Tosti storia della badia di Monte Cassino 1, pag, SM.
4) Mannen, Geographie der Griechen und Römer IX, Abth. I I , S, 182,
5) Petrus Diaconus de viris illusir, Casinens. cap, 2-i et 35,
m-
•