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42 Bu c h IX. Kap. 2. §. 8.
an das erste derselben der Beweis der Armuth der spätem persischen
Literatur an Werken solcher Art knüpft. Ein neupersischer Arzt,
Mir Mohammad Mumin, den ich jedoch nur durch Royle i) kenne,
schrieb um 1669, und nennt sich selbst ausdrücklich den vierten,
der in p e r s i s che r S p r a c h e über Heilmittel geschrieben. Als
den ersten rühmt er den Verfasser jenes Ichtiärät albadia. Dass
es zur Zeit der persischen Monarchie mehr solcher Werke gab,
wissen wir. Der allmälige Uebergang der altpersischen in die neupersische
Sprache erklärt dies gänzliche Vergessen nicht. Verstanden
doch auch neuere Griechen ihren Hippokrates nicht mehr ohne
Glossen und Commentare, und desto eifriger bemühten sie sich um
ihn. Der wahre Grund liegt sicher in dem Uebergewicht, welches
die den Persern verständliche arabische Literatur, gewann, und an
der Armuth ihrer eigenen Literatur nach des Reiches Fall. Gebührt
nun auch den ältern syrischen und persischen Aerzten gemeinschaftlich
das Verdienst, den Arabern, ihren rohen Ueberwindern,
die Neigung zur Medicin eingeimpft, und dadurch den Grund
zu einer höchst wichtig gewordenen Schule der Medicin gelegt zu
haben: so ragt doch keiner von ihnen so hervor, dass er als Markstein
dastände in der Geschichte der Wissenschaft, ihr eine entschiedene
und nachhaltige Richtung gegeben hätte. Ihre bescheidene
Aufgabe hatten sie erfüllt; sie traten ab vom Schauplatz der
Literargeschichte.
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1) Roijle, Versuch über das Alterthum der indischen Medicin. Aus dem Englischen
übersetzt von Wallach, Seite 26.
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B u c h IX. Kap. 3. §. 9. 43
Drittes KapiteL
Zur Gescliichte der nabathäisdien Landwirthscliaft
und Botanik.
Q u t s a m i , der Ver fas ser der -nabathäischen Landw
i r t h s c h a f t , und seine Vorgänger.
Die von frühern Historikern sehr vernachlässigte Nation der
Nabathäer machte vor nicht langer Zeit der gelehrte Orientalist
Quatremere 0 zum Gegenstande einer weitläuftigen Untersuchung.
Er hält die Nabathäer, obgleich weder Herodotos noch das alte
Testament dieses Namens gedenken, für die Ureinwohner Babylons,
von wo aus sich ihre Colonien nach verschiedenen Seiten, besonders
über das peträische Arabien und die arabische Küste des
rothen Meeres verbreiteten. Ihm zufolge gehörten sie zu dem
o-rossen Stamme der aramäischen Völkerschaften, waren den Syrern
nahe verwandt, und redeten eine der syrischen sehr ähnhche Sprache.
Sie besassen von unvordenklicher Zeit her eine sehr hohe Bildung
rühmten sich selbst die Erfinder aller Wissenschaften zu sem, und
beschäftigten sich vornehmlich mit Handel und Ackerbau.
Noch jetzt besitzen wir in arabischer Uebersetzung wenigstens
die grössere Hälfte eines nabathäischen Werks und zahlreiche
Bruchstücke aus allen Theilen desselben bei arabischen Schriftstellern,
unter dem Titel der nab a t h ä i s c h e n L andwirthschat t .
Es bestand aus neun Büchern. Das zweite und dritte befinden
sich handschriftlich in der pariser, das dritte vierte und fünfte in
der bodleyschen, und fünf Bücher, ich weiss nicht welche, m der
leidener Bibliothek 2). Gedruckt ist davon noch nichts; allem der
arabische Agronom Ibn Ala,wwäm, dessen Werk wir im Original
1) Quatremere, sur les Nabaiéens, im Nouveau Journal Asiatique, vol. XV,
1835, sect. I, pag. 5, I I , pag. 97, III und IV, pag. 209
%) Wüstenfeld, Geschichte der arab. Aerzte und Naturforscher, nr. 9b.i