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vir in physica arte, disertissimus, post Constantini sui magistri
transitum aphorismum edidit phjsicis satis necessarium. Fuit
autem supradictis imperatoribus (sc. Alexii, Henrici, Joannis tem^
ponbus). Obiit autem apud Neapolim, ubi omnes libros Cons
t a n t i n i sui magistri reliquit." Das, meint Renzi i), wären
seine beiden einzigen bekannten Schüler, aus Salerno werde kein
solcher erwähnt, und er findet darin den unzweifelhaften Beweis
dass Constantinus keine seiner Schriften zu Salerno, sondern alle'
erst zu Monte Cassino geschrieben habe. Ich finde das nicht
dann, und kann wenigstens noch Einen seiner Schüler unter den
salermtanischen Meistern nachweisen, den erst durch die oft o-enannte
breslauer Handschrift bekannt gewordenen Af f l a c ius , der
darin eine sehr bedeutende Rolle spielt, und wie Henschel 2) ausdrücklich
hinzufügt, stets den Ehrentitel C ons t ant ini discipul
u s führt. Wüssten wir aus andern Nachrichten, dass zu Monte
Cassino eine Schule der Medicin existirt hätte, so möchte vielleicht
Afflacms semen Meister dort gehört haben; allein davon wissen
wir nichts. Wohl wissen wir dagegen von der eben durch Constantinus
eröffneten Schule zu Salerno, weshalb es sehr wahrscheinhch
ist, dass auch Alto und Joannes dort, vielleicht noch vor
ihrem Eintritt ins Kloster, den Unterricht des Constantinus genossen.
Hier verdient auch das Schreiben erwähnt zu werden,
womit Constantinus seine kleine Schrift über Unterleibsbeschwerden
dem Erzbischof Alfanus I von Salerno widmete 3). Dieser
selbst medicinisch gebildete hohe Geistliche hatte ihn wegen seiner
Unterleibsleiden consultirt, und Constantinus schrieb sein Buch
nicht bloss für ihn, sondern er macht e es öffentlich bekannt.
„Hunc libellum, sagt er, sub tuo nomine in publ icum edidi."
Er prakticirte und schrieb also schon zu Salerno, und schrieb
nicht bloss, wie wir von seinen Vorgängern annahmen, für die
Mitglieder der Gilde, sondern für die Oeff"entlichkeit, daher er ver-
J) Renzi collectio Salernitana I, pag. 166.
2) Henschel im Janus a. a. 0., Seite 6'2.
3) Constantini Africani opera, I, pag. 215.
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muthlich auch den mündlichen Unterricht öffentlich erth
e i l te. Konnte er das, wenn er sich der Gilde angeschlossen
hatte, von der wir anzunehmen Grund fanden, dass sich die Mitglieder
sogar eidlich zur Verschwiegenheit verpflichten mussten?
Ich sehe nur zwei Auswege: entweder er trat ein, unterwarf
sich den Gebräuchen der Gilde, und bewog sie durch seine Beredtsamkeit
dieselben aufzugeben; oder er stand ausserhalb der
Gilde, imponirte ihr aber durch Gelehrsamkeit und Geschicklichkeit
in solchem Maass, dass sie selbst ihn, mit Aufopferung jener
Gebräuche an sich heranzog. Der Erfolg war in beiden Fällen
derselbe, die auf ihre Gehelmlehre beschränkte Gilde verwandelte
sich durch seinen Einfiuss, wenn sie auch noch eine gewisse esoterische
Lehre beibehielt, in eine öf fent l iche Lehranstalt der
M e d i c i n .
Von Salerno, so erzählt Petrus Diaconus weiter, kam Constantinus
zur Zeit des Abts Desiderius nach Monte Cassino,
ward Mönch, und brachte dem Kloster die ihm von Richard I
Fürsten von Capua überlassene Kirche der heiligen Agathe zu
Aversa zu'). Diesen einfach klaren Satz, dessen Inhalt durch eine
gleich zu erwähnende Urkunde bestätigt wird, hat R enz i 2) völlig
missverstanden. Er lässt den Constantinus, um auszuruhen, sich
zuerst in das Kloster der heiligen Agathe noch Aversa zurückziehen,
und von da nach Monte Cassino übersiedeln. Die Geschichte
kennt weder ein solches Kloster 3), noch den Eintritt des
Constantinus in irgend ein anderes Kloster als das zu Monte
Cassino. Dass er aber in letzterm die meisten seiner zahlreichen
schriftstellerischen Arbeiten verfasste, ist nicht nur an sich wahr-
1) Dies letztere erzählt Petrus Diaconus nochmals in der Chronica
Salernitand III., cap, 56, pag. 743 bei Pertz.
2) Renz i h c.
3) Auch die Urkunde vom Jahr 1098, worin Kichard II. von Capua die
durch seinen Grossvater Eichard I. dem Kloster Monte Cassino gemachten
Schenkungen bestätigt, bei Gattol a ad historiaiii abbaticte Cctsiniensis accessiones
I,pag, 210 sqq,, nennt nur die Kirche, kei n Kloster , der heil. Agathe, gelegen
an den Mauern der Stadt Aversa.
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