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386 Buch XL Kap. 2. §. 55.
das Antidotarium, voii dessen Albernheiten uns Fabricius eine
kleine Bumenlese gab, in hohem Alter.
Ganz anderer Art war der Aktua r ios Joanne s des Zachar
i a s Sohn, Avelchen Neuere schlechthin Aktua r ios zu nennen
pflegen; ein Mann von Geist und klassisch-philosophischer Bildung,
der selbst ein besseres Zeitalter würde geziert haben. Wie er sich
als denkender selbst beobachtender Arzt auszeichnet, was er zumal
für psychische Heilkunde gethan, wie er die Lehre vom Urin meisterhaft
behandelt und physiologisch zu begründen versucht: das
alles und mehr dergleichen gehört nicht hierher 2). Als Botaniker
haben wir es nur mit seinen Nahrungs- und Heilmitteln zu thun.
Von der Bereitung der zusammengesetzten Heilmittel handeln die
beiden letzten Bücher seiner Methode der Heilkunst unter
dem besondern Titel: von den Formen der zusammenges
e t z t e n Heilmittel, die man daher sein Ant idotarium zu
nennen pflegt. Doch werden wenigstens die a b f ü h r e n d e n Mitt
e l auch einzeln darin abgehandelt. Vollständig kennen wir dies
bedeutende Werk leider nur nach einer etwas zu freien Uebersetzung
unter dem Titel:
A c t u a r i i Joannis filii Zachariae methodi medendi libri sex
etCv Cor. Henricus Mathisius, Burgensis medicus, nunc
primum vertit. Accessit rerum ac verborum index locupletissimus.
Venetiis 1554, in 4.
Griechisch erschienen davon bis jetzt nur das erste und zweite
Buch, jedes unter besonderm Titel, in Ideler s Sammlung Physici
et medici Graeci minores, vol. II, pag. 353 sqq. Das Antidotarium
allein erschien aber auch besonders in einer altern Uebersetzung:
A c t u a r i i de medicamentorum compositione, Ruel l i o interprete.
Parisiis 1539, in 12. und ward nach Choulant vermuthlich
öfter wieder abgedruckt.
1) Fabrici bihlioth. graec. Xlll^ pag. 6—9.
%) Am lesenswerthesten darüber bleibt noch immer Freind Msiorie de la
medecine 7, pag. 138—156, wo man sogleich alles findet, was Freind über das
Alter des Joannes Aktuarios gesagt hat, und was ich zu widerlegen versuchen
werde.
Buch XL Kap. 2. 55.
An diese Uebersetzung eines grundgelehrten Botanikers hätten wir
uns zu halten^ wäre sie nicht leider lückenhaft. Namentlich fehlt
darin ein grosser Theil der einfachen Abführungsmittel. Ich übergehe,
als für uns ohne Nutzen, sein Werk übe r den Harn. Doch
nicht ganz vernachlässigen dürfen wir seine zwei Bücher von den
Wirkungen und Erleidungen des Lebensgeistes {rov ipvxixov nvev-
¡.larog). In der lateinischen Uebersetzung des Jul ius Alexand
r i n u s Tridentinus bilden sie einen Anhang zu der angezeigten
lateinischen Ausgabe der Methodus medendi, und griechisch
erschienen sie endlich auch in Idelers Sammlung vol. I, pag.
312 sqq. Das fünfte und sechste Kapitel des zweiten Buchs enthalten
eine gedrängte Uebersicht der vegetabilischen Nahrungsmittel
in diätetischer Beziehung. Die beiden von Choulant angegebenen
lateinischen Ausgaben der Werke des Joannes Aktuarios
in den schon genannten Uebersetzungen kenne ich nicht. Der
Abdruck derselben in der stephanschen Sammlung Medicae artis
principes etc. giebt auch nur dieselben Uebersetzungen.
Ich komme zur Zeitbestimmung des Joannes Aktuarius.
Die Schriftsteller des höchsten Alterthums ausgenommen, giebt es
wenige, über deren Zeit die Meinungen so oft wechselten. Man
hatte ihn ins XII., ja ins XI. Jahrhundert gesetzt, als ihn Lambecius
1) gestützt auf das Zeugniss einer wiener Handschrift plötzlich
ins XIV. Jahrhundert herabrückte. Dabei blieb es, bis Freind
mit Lebhaftigkeit ihn wieder älter zu machen suchte, doch ohne
zu sagen, wie alt er denn eigentlich sein sollte. Einen Mittelweg
versuchte darauf Sprengel, indem er ihn zwar etwas, doch nur
wenig älter als den Nikolaos Myrepsos sein Hess. Mir ist das fast
unbegreiflich, ich kenne für die Zeit des Joannes Aktuarios nur
ein einziges klares historisches Zeugniss, das von Lambecius aufgefundene;
Alles, was man sonst noch zu demselben Zweck herbeigezogen
hat, schwankt. Es fragt sich also, ob sich dies Zeugniss
entkräften, oder wohl gar im Gegentheil noch unterstützen
lässt. Es ist folgendes. Vor dem ersten Buch der Heilkunst steht
1) Lamh ecii commentarii de bibliotlieca Caesm\ Vindobonensi Vl^pag, III sqq.
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