320 Buch X. Kap. 6. §. 44.
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indische Weihrauch der alten von Boswellia serrata abstammt, und
dass noch jetzt sogenannter Weihrauch von diesem Baum gesammelt
und in den Handel gebracht wird, passt die Beschreibung
unsres Keisenden wegen der oft fast blattlosen (nur an der Spitze
beblätterten) Zweige, und wegen der kleinen Blätter, womit, wie
sich von selbst versteht, die Fiederblättchen gemeint sind, weit
besser auf diese Boswellia als jene Styrax. Die Vergleichung mit
der Cynara lässt eine falsche Lesart vermuthen; doch weiss ich
keine bessere vorzuschlagen.
Der Kamfer, pag. 231.
Der Kamferbaum ist ein Rohr, Qaszab, ähnhch dem Rohr
unsrer Gegenden mit dem Unterschiede, dass der Abstand der Knoten
von einander länger und grösser ist. Der Kamfer zeigt sich
in dem Innern dieser Schosse. Zerbricht man das Rohr, so findet
man hier den Kamfer, der sich nach der Höhlung gestaltet. Das
wunderbarste Geheimniss dabei ist, dass sich kein Kamfer in dem
Rohr bildet, bevor man ein Thier daneben geopfert hat. Der beste
Kamfer, derjenige, welcher die kühlenden Eigenschaften im höchsten
Grade besitzt, und der, wenn man davon das Gewicht eines
Dirhem nähme, den Tod zur Folge haben würde, indem er das
Athmen gefrieren machte, heisst bei diesen Völkern AlHar daladt.
Man hat Menschen oder kleine Elefanten an der Wurzel des Kamferrohrs
geopfert. — Diese Beschreibung ist ein neuer Beweis, nicht
nur vom Aberglauben unsres orthodoxen Moslim, sondern zugleich
von seiner Unzuverlässigkeit in naturwissenschaftlichen Angaben.
Schon Ibn Sinä hatte gehört, der Kamferbaum wäre so gross,
dass viele Menschen in seinem Schatten Platz fänden. Nach Colebrocke
(Asiat, research. XH, pag. 537 sqq.) hat dieser Baum, den
er Dryobalanops Camphora nennt, eine Höhe von mehreren
hundert Fuss, ein hundert oft schon bis an den untersten Ast, der
Durchmesser des Stamms beträgt sechs bis sieben Fuss, und bevor
er den Durchmesser von zwei bis drittehalb Fuss erreichte, sucht
man keinen Kamfer darin. Wie konnte nun Ibn Bathüthah vom
Rohr des Kamfers sprechen? Ich sehe nur zwei Möglichkeiten:
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entweder er verwechselte ihn mit dem geruchlosen Tabaschir, dem
bekannten Product des Bambosrohrsj oder er ^ h den Baum gar
nicht, sondern nur die Bambosröhren, worin man noch jetzt den
besten anfangs flüssigen Kamfer sammelt, der dann darin erstarret,
und hielt dies Rohr für die Geburtsstätte des Kamfers.
Al ü•d a l h i n d i , daselbst.
Der Baum, der es liefert, gleicht der Eiche, doch ist seine
Rinde dünn* Seine Blätter gleichen denen jenes Baums völlig. Er
trägt keine Frucht, und sein Stamm wächst weder beträchtlich in
die Dicke noch in die Höhe; aber seine Wurzeln strecken sich
lang aus. Weder die Zweige des Stammes noch die Blätter besitzen
Geruch. Alle Bäume dieser Art in den Ländern der Moslimen
sind jemandes Eigenthum; in denen der Ungläubigen gehören
sie gewöhnlich niemandem. Eigenthum sind die zu Qaqoladt,
und das ist das am stärksten riechende Aloeholz; eben so die zu
Qomäradt, welche die vorzüglichste aller Sorten liefern. Die Bewohner
von G'äwadt kaufen es für Zeuge. Das von Qomäradt ist
fähig den Eindruck eines Siegels aufzunehmen wie Wachs. Schneidet
man von der Wurzel der Sorte, die Athäs genannt wird, ein
Stück ab, und vergräbt es auf mehrere Monate in die Erde, so
behält es seine Kraft. Diese Sorte übertrifft alle andern. — Auch
dieser Artikel, so wenig er enthält, blieb nicht ohne Irrthum. Alles
Aloeholz (Aquilaria Agallocha) entwickelt seinen Wohlgeruch erst,
wenn man die Wurzeln abgeschnitten vergräbt, und in der Erde
modern lässt, wie Alidrisi in seiner Geographie 1, pag. 82 und bei
Ibn Baithär II, S^ 225 umständlich erzählen, und neuere Beobachter,
vor allen Colebrocke (in Ainslie, materia Indica I, pag. 480),
bestätigen. Nur ein Missverständniss dieses Verfahrens kann zu
dem Schluss obiger Beschreibung Anlass gegeben haben.
Die Gewürznelke, pag. 232,
Der Gewürznelkenbaum ist gross, und macht starke Zweige.
Er wächst häufiger in den Ländern der Ungläubigen als der Moslimen,
ja er ist so gemein, dass er kein besonderes Eigenthum aus-
Meyer, Gesch, d. Botanik. III. ^ 21
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