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480 Buch XI. Kap. 4. 66.
Eenzi gezeigt zu haben meint^ kann ich weder als erwiesen noch
wahrscheinlich betrachten. Sie selbst i) citirt Kapitel 57 zweimal
d i e s a l e r n i t a n i s c h e n Weiber , das heisst Aerztinnen, es gab
deren also schon vor ihr, und ich sehe nicht ein, mit welchem
Eecht Renzi alle Gelehrsamkeit salernitanischer Weiber auf die
einzige Trotula zusammenhäuft. Auch den Copho citirt sie Kapitel
17. Mag es der ältere sein, wiewohl wir keinen Grund haben^.
das zu vermuthen, so konnte sie gleichwohl nicht viel älter sein
als Constantinus. In einem der Werke des breslauer Codex, worin
über jede Krankheit mehrere medicinische Schriftsteller, und zwar^
wie es scheint nach der Altersfolge, verhört werden, tritt immer
zuerst P latear ius auf, dann Copho (derjüngere), dannPetron
i u s , dann Joanne s Afflacius des Constantinus Schüler, dann
B a r t h o l o m ä u s , dann F e r r a r ius , lauter jüngere als Constantinus,
und zuletzt Trotula. Wie Eenzi sogar darin eine Bestätiog
ungO: seiner MeinunOg über das Alter der Trotula erblicken konnte.
begreife ich nicht. Ich folgere daraus im Gegentheil, dass Trotula
jünger als einer der Schüler des Constantinus war,
3. Das Werk des Gariopontus, das einzige der Schule vor
Constantinus, das wir noch besitzen, gehörte unverkennbar zu den
e s o t e r i s c h e n Schriften der Schule, Den Beweis dafür findeich
in der unverholenen Empfehlung lüsterner Bücher, schöner Frauen
Mädchen und sogar Knaben zur Stärkung des männlichen Vermögens
am Ende des vierten Buchs. Auch wird sowohl dieses
Werk wie das verloren gegangene des altern Copho nicht einem
einzelnen Verfasser, sondern mehr er n zugl e i c h zugeschrieben,,
so dass Gariopontus und Copho nur als die Redactoren derselben
erscheinen. Denn so sind die angeführten Worte des jüngern
Copho, worin er den altern citirt, „ex ejus et sociorum scriptis^^
zu verstehen; und bei Gariopontus wird sich dieselbe Thatsache
noch deutlicher ergeben. Diese merkwürdige Sitte der Schule^
1) Renzi collectio Salernitana sqq,
%) Ich bediene mich des Abdrucks im Experiment arius medicinae^
Argentorati apud Jo. Schottum 15M fol.^ die eine andere Kapiteleintheilung alsdie
von Renzi benutzte Ausgabe zu haben scheint.
B u c h XI. Kap. 4. §.66. 481
ihre Schriften, wie ich meine, von dazu erwählten Commissionen
verfassen, das heisst compiliren zu lassen, und nicht zu veröffentlichen,
sondern als Geheimniss zu verwahren, stimmt mit dem
Wesen einer Gilde eben so sehr überein, wie sie dem Wesen einer
offenen Lehranstalt widerspricht. Zwar stossen wir auch nach Constantinus
noch einmal auf eine von der Gesammtheit der Schule
herausgegebene Schrift, das sogenannte Regimen eanitaiis Salerni;
das war indess nur eine Ausnahme unter vielen Werken einzelner
Verfasser, bestimmt zu einem ganz besondern Zweck, gleich den
Programmen und Gratulationsschriften heutiger Facultäten oder
Universitäten, die noch immer im Namen der Corporation zu
erscheinen pflegen. Vor Constantinus müssen wir es als die Regel
betrachten, selbst bei streng wissenschaftlichen zum Unterricht bestimmten
Werken.
4. Wie dagegen Constant inus das kleine dem Alfanus gewidmete
Buch gradezu für die Oeffentlichkeit geschrieben,
und allein unter seinem Namen bekannt gemacht, zeigte ich
bereits. Beides gilt auch von seinem grossen Werk Pantechnum,
welches in der Baseler Ausgabe seiner Werke beinahe den
ganzen zweiten Band füllt, doch unter dem falschen Titel: de
communibus medico cognitu necessariis locis, obgleich der Verfasser
selbst pag. 2 den wahren Titel genau so ausspricht, wie ihn
schon Petrus Diaconus verzeichnet hatte. Dies Werk schrieb
Constantinus, als er bereits Mönch war^), und widmete es seinem
Abt Desiderius unter seinem eignen Namen. In der ZueifÖfn
unfÖf sasOft er^, er hätte es aus vielen Büchern zusammengeschrieben,
weil nicht jeder jedes Buch kaufen könne. Es war folgl
i c h ein käufliches.
5. Dann gehört hierher die Erwähnung der schon früher ge-
1) Aus dei' gedruckten Ueberschrift der Dedication ergiebt sich das nicht,
aber aus der einer hannoverschen Handschrift in Pertz monimenta etc, IX
(scriptorum VIJ) pag. 729^ nota 50. Sie lautet: ^^Doinino suo Montis Casinensis
abbati Desiderio^ reverentissimo patrum patri, immo totius ordiais ecclesiastici gemme
premienti^ Constantinus Africanus ^ indignus ^ suus tarnen monachiis^ oculaiis intus et
exterius^ celi ascribi animahus,
M e y e r , Gesch. d. Botanik. HL 31
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