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198 Buch X. Kap. 4, §. 25.
den Begriff des Lebens mit aller Macht; vollständig errang er ihn
nicht, aber wie angewurzelt an den Boden stand er da bei der
Arbeit, und glitt keinen Zoll breit aus. Er verschmähete die Trugform,
mit der sich Ibn Sina zufrieden gab. Ob, und wie weit
dieses letztern botanische Speculation von jenen ganz allgemeinen
Bestimmungen aus vorgedrungen sei, oder wenigstens vorzudringen
versucht habe, wissen wir nicht. Doch der gänzliche Mangel jeder
Spur philosophischer Auffassung der Pflanzennatur bei allen spätem
Arabern rechtfertigt die Vermuthung, dass er nicht weit gekommen
sein könne.
Vollständiger können wir seine Leistungen für die Heilmittellehre
und dadurch mittelbar für die specielle Botanik beurtheilen,
indem uns die Urkunden darüber in seinem Qanün im
Original vorliegen. Nur wenig von diesem grossen Werke kommt
hier in Betracht, vor allem das zweite Buch, dessen erste Hälfte
die allgemeine Heilmittellehre, dessen zweite die besondern oder
sogenannten einfachen Heilmittel behandelt. Dazukommtals
minder erheblich für uns sein Ant idotarium oder die Abhandlung
von den zus ammenge s e t z t e n Heilmitteln im fünften Buche,
nebst der abgesonderten kleinen Schrift: über die herzstärkenden
Mittel, die uns nur Pilanzennamen darbieten. Wir wollen
zunächst die brauchbarsten Ausgaben dieser Schriften durchgehen,
und dann ihren botanischen Werth untersuchen.
Das Original des Qanün ward nur einmal auf Veranlassung
der römischen Propaganda gedruckt unter dem, mit Ausnahme des
Druckorts und der Jahrszahl ganz arabischen Titel:
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(Das Buch des Kanons der Medicin des Abu A•l i des ehrwürdigO-e n
und erhabenen Ibn Sinä, nebst einigen seiner Abhandlungen,
und zwar der Wissenschaft der Logik, der der Physik und
der der Metaphysik), ßomae. In typographia Medicea. 1593, fol.
Es sind zwei Bände, oben mit arabischer, unten statt der Custoden
mit unserer gewöhnliehen Paginirung. Der zweite Band beginnt
Buch X. Kap. 4. 25.
ohne besondern Titel mit dem vierten Buche des im ganzen aus
fünf Büchern bestehenden Qanün, und führt eine besondere Pagina.
Dann folgen die Eegister ohne Pagina, aber dafür mit
Custoden versehen. Der Anhang hat einen besondern Titel:
(Das Buch der Zuflucht, ausgezogen aus der Heilung des Ibn Sinä),
worauf unter neuer Paginirung die drei auf dem Haupttitel genannten
Abhandlungen als Theile desselben Werkes folgen. Am
Schluss des zweiten Buchs des Qanün wird gesagt, der Text dieses
Buchs wäre entnommen aus einer Handschrift des Imäm Ismail
Ibn Alliasan Alhosaini, der am Schluss bezeuge, er hätte sein
Exemplar nach dem von Ibn Sinä's eigner Handschrift copirt. Dem
ungeachtet ist wenigstens der Druck, wenn es nicht schon die
Handschrift war, höchst incorrect, was besonders bei den Namen
der Pflanzen stört. Diesem Uebelstande hilft zum Theil ein anderes
weit jüngeres medicinisches Werk ab, was ich nur aus dem
Grunde anführe, da es an sich nicht hierher gehört. Ibn A n n af
i s (t 1288; bei Wüstenfeld nr. 244) lieferte uns einen zu Calcutta
1828 in 4. unter dem Titel Mügiz alqänün gedruckten
Auszug aus Ibn Sinä's Werk, der, so weit ich ihn bei öfterm Gebrauch
kennen lernte, das, was er enthält, wortgetreu aus Ibn
Sinä wiederholt, und sehr correct gedruckt ist. Nur schade, dass
die Beschreibungen der Pflanzen durchweg ausgelassen sind.
Die von ChoulantO sorgfältig gearbeitete bibliographische
Beschreibung von 28 vollständigen lateinischen Uebersetzungen des
Qänün, worunter jedoch einige zweifelhafte, wiederhole ich nicht.
Ein paar Bemerkungen darüber werden hier genügen. Ganz gleich
sind sich wenige dieser Ausgaben, den neuern wurden nach und
nach immer mehr von den kleinen Schriften Ibn Sinä's nebst den
Erläuterungen verschiedener Commentatoren, die jedoch für uns
wenig Werth haben, hinzugefügt. Die kleine Schrift von den
h e r z s t ä r k e n d e n Mitteln steht als Anhang des Qänün fast in
1) Ch Oll laut, Handbuch der Bücherhunde der altern Medicin ^^ zu;eite Auflage^
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