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Juden oder Christen. Denn nachdem der Profet selbst einem seiner
Getreuen einen ungläubigen Arzt empfohlen hatte, hielten sich alle
Moshmen dergleichen Aerzte zu gebrauchen berechtigt») Man
sieht, wie sehr das der Medicin den Eingang in die Länder des
Islam erleichtern niusste.
Eine medicinische Lehranstalt sollen nach Häser 2) schon unter
dem zweiten Ommajaden Abdalmalik zwei griechische Aerzte,
T h e o d u n OS und The odokos , zu Damaskus gegründet haben]
inid es soll daraus imterandern einer der berühmtesten arabischen
Naturforscher und Aerzte, P h 0 ra t - I b n - Sc h d i n a t h a hervoro-egangen
sein. Das bedarf einer gründlicheren Prüfung, es ist sehr
viel daran zu berichtigen. ~ Zuvörderst war der Chalif Abdalmahk
Ben Marwan nicht der zweite, sondern erst der fünfte der Ommajaden,
und regierte von 685 bis 705. Neun Jahr später, 714
starb der durch seine Grausamkeit berühmte Alliagag Ben Jûsof]
der bis an seinen Tod zwanzig Jahr lang Statthalter von Iraq
war 3). Zu den Ilofdienern dieses Mannes gehörten, wie Abul
Farag4) erzählt, zwei Aerzte, Taj â d s û q und T s âwa d û n . Jener
hatte berühmte Schüler, von denen einige noch zur Zeit der Abbasiden
lebten, wie namentlich Forât Ben Schalinats â noch unter
Almanszor. Der andre schrieb für seinen Sohn eine grosse
Sammlung (Konnâsch, Pandectae). Das ist das einzige mir bekannte
historische Zeugniss, das der häserschen Nachricht zum
Grunde liegen kann. Ohne Zweifel schöpfte der sonst so gewissenhafte
Historiker diesmal aus einer abgeleiteten Quelle, der er
mehr Glauben schenkte, als sie verdiente. Ich füge noch hinzu,
dass der angeblich so berühmte Arzt und Naturforscher, dessen
Name etwas entslellt ist, in Wüstenfelds Geschichte der arabischen
Aerzte und Naturforscher und in der Ilauptquelle dieses Werks,
1) Hammer-Pur g stall, Literaturgeschichte der Araber, Band J1 Seite 192
Avie es sclieint nach Ibn Challiqan, doch bezeugt Abul Farag pag 99 ungefähr
dasselbe. & r 0
2) II äs er, Lehrbuch der Geschichte der Medicin, Aufl. II, Seite 219.
3) Abiclfedae annales Muslemici, I, pag. 431.
4) Abul Pharajii hist. comp, dijnasf. pag. 128.
bei Ibn Abi Oszaibiah fehlt, dass aber Hammer - Purgs talP) aus
der Handschrift des Ibn Alqoftln einige Nachrichten über ihn giebt,
woraus wir ihn als beliebten Praktiker und gewandten Hofmann,
nicht als Schriftsteller kennen lernen.
Fertig sind wir indess mit den Aerzten oder dem Arzte des
Alliagag noch nicht. Wer je daran rührte, auch Hammer-Purgstall,
sogar die arabischen Historiker, vielleicht den einzigen Ibn
Abi Oszaibiah ausgenommen, ward durch einen neckischen Kobold,
wie es scheint, in die Irre geführt; und vielleicht ergeht es mir
eben so.
I b n Abi Os z a ibi ah kennt, wie ich aus Hammer-Purgstall 2)
und aus der Inhaltsanzeige seines Werks bei Wüstenfeld 3) abnehme,
nur Einen jener beiden von Abul Farag unterschiedenen Arzte,
und nennt ihn Tajazzok. Von seinen Schülern sagt er nichts,
macht aber ihn zum Verfasser des für seinen Sohn geschriebenen
Werks, welches Abul Farag seinem Tsâwadun znschreibt, ein
Werk von den Namen und der Zubereitung der Arzn
e i e n . Sterben lässt er ihn im Jahr 90 (708), also sechs Jahr vor
seinem fürstlichen Herrn.
Wieder anders Ibn Alqofthi , der Verfasser der Bibliothek
der arabischen Philosophen. Auch dieser kennt, wie ich wiederum
aus Hammer-Purgstall ersehe, nur Einen jener beiden Aerzte
des Alliagag, der bei ihm Tabâdok heisst, schweigt wie Abul
Farag von seinem Werke, und rühmt seine Schüler, deren er zwei
namhaft macht, den F o r â t Ben Schânâsâ, wie er hier geschrieben
steht, und dazu noch den Isa Ben Mtisa, ich weiss nicht,
•
ob den vornehmen Freund des vorigen, von welchem Hammer-
Purgstall bei diesem spricht, oder den etwas spätem Arzt, der aber
erst um 218 (833) gelebt haben soll s). Das wäre zwar ein starker
Anachronismus, indem Alliagag im Jahr 714 gestorben, doch dadurch
etwas gemildert, dass Ibn AlqoftM seinen Tabâdok nicht vor.
1) Hammer - Pur g stall, Literaturgeschichte etc. I I I , S. 270.
2) Daselbst II, Seite 195,
3) Daselbst II, 196.
4) Daselbst III, S. 285.