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450 Buch XL Kap. 4. §. 65.
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bei Pertz V (scriptorum III), pag. 467 sqq. bietet uns schon darum
wenig Ersatz, weil es, um 978 geschrieben, nicht einmal ganz bis
auf dieses Jahr herabreicht. Andre Historiker gleichen oder
wenig jüngeren Alters, aus denen man einzelne Nachrichten über
salernitanische Aerzte mühsam zusammengesucht hat, werde ich
anführen, wenn ich ihrer bedarf. Von Neuern ist hier aber vor
allen Antonius Mazza zu nennen, weniger wegen des Werths
seiner Schrift, wiewohl ich auch diesen nicht verkenne, als wegen
des Missbrauchs, den man mit ihr getrieben. Im Jahr 1681 Hess
er zu Neapel seine Urbi s Salernitanae historia et antiq
u i t a t e s erscheinen, wieder abgedruckt in Graevi i thesaurus
antiquitatum et historiarum Italiae, Tom IX, pars IV mit besonderer
Paginirung. Sie ist reich an Nachrichten, die man ausser
ihr vergebens sucht, muss aber mit grosser Vorsicht benutzt werden
; denn unverkennbar war Mazza mehr Chronist als Historiker,
mehr Patriot als Kritiker. In Ermangelung eines bessern Werks,
und vielleicht getäuscht durch die zahlreichen Inschriften und Documente,
die seinem Werke das Ansehen diplomatischer Genauigkeit
verleihen, folgte man ihm aber nur zu oft blindlings. Ferner
gehört hierher alles, was ich von neuerer Literatur schon
zu Anfang des vorigen Paragraphen anführte, vor allem Renzi
C o l l e c t i o Salernitana; dazu zwei kleine, doch äusserst wichtige
Arbeiten von Hens che l , erstlich; die salernitanische
H a n d s c h r i f t , im J anus , Zeitschrift für Geschichte und Literaratur
der Medicin, herausgegeben von Henschel , Band L 1846,
Seite 40 ff. und 300 fF., und zweitens: de P r axi medica Sal
e r n i t a n a commentatio, cui praemissum est Anonymi Salern
i t a n i de adventu medici ad aegrotum libellus e Compendio Salernitano
saec. XII mss. Vratislaviae 1850 in 4. Endlich noch
H ä s e r über die medicinische Lehranstalt zu Salerno
und ihr Verhältniss zu den Mönchsschulen des Mittela
l t e r s , im J anus , Central - Magazin für Geschichte und Literargeschichte
der Medicin u. s. w. (ist die Fortsetzung der erst genannten
Zeitschrift), Band I, 1851, Seite 88 fF.
Um nun meinen Lesern die Prüfung des Folgenden im Zu-
Buch XL Kap. 4. §. 65. 451
sammenhange mit dem Vorhergegangenen zu erleichtern, schicke
ich die drei Hauptergebnisse meiner ganzen Untersuchung voraus.
E r s t l i c h : die medicinische Schule zu Salerno ging nicht von
Monte Cassino aus, sondern war ein auf heimathlichem Boden
selbstständig erwachsenes Inst i tut . Die Hälfte des
Beweises dafür lieferte ich bereits, indem ich zeigte, dass zu Monte
Cassino niemals eine Lehranstalt der Medicin bestand, und dass
sogar von medicinischen Studien daselbst vor Alfanus und Constantinus
Africanus nichts bekannt ist; des Beweises andre Hälfte
wird darin bestehen, zu zeigen, dass die salernitanische Schule
viel älter war als die genannten Männer. Zweitens: diese Schule
war kein klösterliches, sondern ein weltliches Institut, wiewohl
Geistliche daran Theil nehmen konnten. Diese Meinung ist
neu, doch nicht mein Eigenthum; sie ward schon 1839 von H u b er
gelegentlich ausgesprochen, und darauf von Häser und von
R e n z i , früher dem eifrigsten Vertheidiger der entgegengesetzten
Meinung, adoptirt. Drittens: die salernitanische Schule war
b i s auf Co n s t a n t i n us Af r icanus keine öffent l iche Lehr -
a n s t a l t , sondern eine Gilde der Aerzte, die ihre Lehre
und ihre Mittel geheimhielten, unS keine Schriften
v e r ö f f e n t l i c h t e n ; zur Lehranstal t bildete sie sich erst
um zur Zeit und durch den Einfluss des Constantinus
A f r i c a n u s . Diese völlig neue Auffassung zu begründen, wird
meine Hauptaufgabe sein; auf sie mache ich daher meine Leser
im voraus besonders aufmerksam.
Der älteste salernitanische Arzt, den wir kennen, kommt vor
in zwei von Renzi i) bekannt gemachten Urkunden der Jahre 848
1) Benzi lieferte in den drei ersten Theilen seiner Collectio Salernitana,
von denen mir leider die letzten Blätter des zweiten Theils fehlen, vier Verzeiclinisse
salernitanischer Aerzte. 1) Tom. I , pag. 131 sqq. handelte er ausführlich
auf fast 200 Seiten von allen, die ihm schon damals bekannt waren.
2) Tom. / , pag. 517—526 ist eine chronologische Tabelle mit Verweisung auf
die frühern Untersuchungen, aber begleitet mit vielen Anmerkungen, welche
die Resultate neuerer Forschungen des unermüdlichen Verfassers enthalten.
3) Tom. II, pag. 770—786 muss einige Nachträge zu den beiden frühern Ver-
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