268 B u c h X. Kap. 6. §. 38.
Ich aber darf mich in diesem Kapitel verhältnissmässig kurz
fassen. Denn leider Hessen manche der hierher gehörigen Schriftsteller,
wie z, B. der berühmte Abulfeda, dessen Geographie ich
daher übergehe, das Naturwissenschaftliche fast ganz ausser Acht;
Andere, die ihm mehr Aufmerksamkeit schenkten, verrathen oft
Hess. Denn nach des weit zuverlässigeren Conde Geschichte der Mauren in
Spanien^ übersetzt von Riitschmaniiy Seite 70 ff, girig das Chalifat im Jahr 101
über von Omar auf Jazid II., und Assamah ward erst im Jahr 103, in demselben
Jahre, worin er seinen Tod fand, zum Statthalter von Andälos ernannt.
Wie hätte er in so kurzer Zeit zu einem Werk solcher Art das Material und
die Müsse gefunden?
Sodann rühmen sich die Araber einer schon unter dem Chalifen Almämün,
also vor 217 (833) von dem bekannten Philosophen Alkindi verfertigten
U e b e r s e t z u n g der Geographi e des Ptolemäos. Wüstenfeld übergeht
sie; Frähn bespricht sie ausführlich und äussert dabei manche Bedenken.
Das erheblichste ist, Seite XVIII, dass die arabische Uebersetzung ^^nach
H'ag'g'i Chalifah bei jedem Lande u. s. w. detaillirte naturhistorische physikalische
und ethnographische Beschreibungen" geben soll, da doch das griechische
Original, das wir besitzen, nur aus einem trocknen Verzeichnisse von Ortnamen
mit Angabe ihrer Länge und Breite besteht. Frähn citirt zwar die
Stelle des H'ag'g'i Chalifah, von der er spricht, nur nach der Pagina seines
Codex, es ist aber unstreitig folgende nach unsrer gedruckten Ausgabe Vol.
II, pag. 602, aus dem Artikel nr. 4130 I lm gagrafiä (Wissenschaft der
Geographie): „Der erste, der von ihr geschrieben, war P tol emäos Klaud
i o s , der, nachdem er seine Megistä vollendet, ein Buch unter dem Titel
Geographie verfasste. Er sagt, es gäbe zu seiner Zeit 4530 Städte, die er
aufzählt, und über 200 Gebirge auf der Erde. Er bemerkt auch die Höhen
der letztern, und welche Metalle und Edelsteine sie enthalten, ferner die
Meere und Inseln, nebst den darin lebenden Thieren und was ihnen sonst
eigenthümlich ist, sodann geht er die Erdgegenden durch, und beschreibt die
dort lebenden Menschen, ihre Gestalt und ihre Sitten, was sie essen .und
trinken, und welche Handelsartikel einer jeden Gegend besonders zukommen.
Auf dieses erste Originalwerk in dieser Wissenschaft gingen Alle zurück, die
später darüber schrieben. Aber vieles darin Enthaltene hat aufgehört, Namen
und Zustände haben sich geändert, und die Pforten des daraus hervorgegangenen
Nutzens haben sich geschlossen. Ins Arabische übersetzt ist das Buch
zur Zeit Almämün's; jetzt wird die arabische Uebersetzung nicht mehr vorgefunden."
Darum, meint Frähn, sei die schon von Mannert in seiner Geographie
der Griechen und Römer Band Seite 137 Anmerkung y ausgesprochen^
Buch X. Kap. 6. §. 39. 269
eine Unkenntniss Leichtgläubigkeit und Wundersucht, die selbst
ihre bessern Nachrichten der Zuverlässigkeit beraubt. Und auch
hier muss ich die Klage wiederholen, dass noch so viele der besten
Werke ungedruckt in unsern Bibliotheken ruhen; so manche längst
gedruckte mir fehlen.
§. 39.
A l m a s ü d i oder Abu Z • a i d AlHa s a n As s i r ä f i .
Mit ihm eröffne ich die Reihe der noch vorhandenen botanisch
lehrreichen arabischen Geographen in der Voraussetzung, dass er
wirklich, wie Quatrem^re vermuthet, der Verfasser des Werkes sei,
dessen arabischen Titel war nicht kennen, welches aber Kenaudot
unter dem Titel: Anciennes relations des Indes et de la Chine etc.
in französischer Uebersetzung, und später Langles und Reinaud
auch im Original herausgegeben. Quatremere widmete dem
auf einem andern Grunde ruhende Vermuthung nicht unwahrscheinlich,
dass Ptolemäos noch ein im Original verloren gegangenes geographisches
Werk geschrieben hätte, von dessen Uebersetzung H'ag'g'i Chalifah spräche-
Er bringt bei der Gelegenheit noch eine andere schon von Michaelis in seiner
Ausgabe von Abidfedae descriptio Aegypti not, 152 angeregte Frage in Erinnerung:
was von dem Werke zu halten sei, was Abulfeda in der Einleitung
zu seiner Geographie, ohne den Verfasser zu nennen, als das für Almämün
ins Arabische übersetzte Werk eines Griechen bezeichnet, und unter dem
Titel R a s m so oft citirt. Michaelis fand, dass die aus diesem Werk angegebenen
Längen und Breiten mit denen unsres Ptolemäus häufig nicht übereinstimmen.
Michaelis gründete darauf die Vermuthung, es sei dies nicht,
wie man gewöhnlich annimmt, ein Werk des Ptolemäus, sondern das eines
nach dem Muster desselben zu Werk gegangenen Arabers; und Schultens
(Bibl crit. 77, mir leider nicht zur Hand) modificirte jene Vermuthung
(wie Frähn meint) mit Recht dahin, es sei vielleicht das Werk eines ganz
andern uns unbekannten Griechen. Fasse ich das alles zusammen, so scheint
mir nur so viel fest zu stehen, dass schon zu Almämün's Zeit ein geographisches
Werk eines Griechen, welches Einige für das des Ptolemäos hielten,
ins Arabische übersetzt war. Was aber H'agg'i Chalifah von diesem Werke
rühmt, finde ich sehr zweifelhaft, da er selbst das Werk nicht zu kennen
gesteht. Wie weit die ganze Untersuchung noch vom Abschluss entfernt sei,
liegt am Tage«
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