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326 Buch X. Kap. 6. §. 45.
mit dem Fall der Sassaniden die Perser hinter die Araber, ihre
Schüler, zurücktreten, so treten mit dem ölften zwölften und dreizehnten
Jahrhundert, — genauer lässt sich die Grenze hier nicht
bestimmen, — die Araber hinter die Europäer, über die sie sich
einst so hoch emporschwangen, zurück.
Ueberblicken wir nun noch einmal ihre ganze Literatur, so
weit sie uns angeht, und vergleichen wir dieselbe mit der entsprechenden
Literatur der ihnen kurz vorangegangenen und gleichzeitigen
Griechen und Römer, womit sich unser achtes Buch beschäftigte,
so zeigt sich, ungeachtet einer gewissen Uebereinstimmung,
doch zugleich ein unverkennbarer Gegensatz. Physiologie
und philosophische Betrachtung der Pflanze fehlt in beiden Literaturen
ganz und gar; um specielle Botanik kümmern sich beide
nur in Bezug auf medicinischen diätetischen oder technischen Nutzen
der Pflanzen, nicht ohne beträchtlichen Zusatz von Aberglauben;
zur üebersicht der gesammelten Kenntnisse genügt überall noch
die alphabetische Anordnung. Aber bei Griechen und Eömern
minderte, bei den Arabern mehrte sich der Schatz der speciellen
Pflanzenkunde beträchtlich. Jene begnügten sich mit überlieferten
Namen, bei denen sich jeder etwas anderes vorstellte, und erhielten
sogar die alten Namen nicht einmal unentstellt, die Kunde der
Pflanzen selbst blieb meist gänzlich unwissenschaftlichen Sammlern
überlassen; diese forschten nach den von den Alten empfohlenen
Pflanzen in der Natur selbst, verwandten grossen Fleiss auf
die Kritik der Synonyme, irreten dabei zwar oft, kamen aber auch
oft auf die rechte Spur, empfanden mehr und mehr die Nothwendigkeit
der Pflanzenbeschreibungen, und schritten in der Kunst sie
zu verfertigen allmälig fort, sie beschränkten sich auch nicht auf
das Ueberlieferte, sondern gaben der Pflanzenkunde, vorzüglich dem
Heilmittelschatz, ausserdem aber sogar auch dem Vorrath an Zierpflanzen
eine beträchtliche Ausdehnung: -mit Einem Wort, sie
schritten, obgleich langsam und einseitig, vorwärts, während jene
von Jahrhundert zu Jahrhundert zurückschritten» Wer unter den
Griechen und Römern gleicher Zeit Hesse sich mit Ibn Amrän,
Abu H'anifadt^ Ibn G'olgol oder gar mit Abul Äbbäs
Buch X, Kap. 6. §.45. 327
A n n a b ä t i messen? und wie unverkennbar zeigt sich unter diesen
selbst der Fortoohritt, obgleich wir sie nur nach wenigen Bruchstücken
ihrer untergegangenen Werke bcurthe.len können! Das
ist es, was dem mühseligen und oft so trocknen Studium der arabischen
Botaniker doch einigen Eeiz verleiht, der dem ihrer griechischen
und römischen Zeitgenossen abgeht.
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