240 Buch X. Kap. 4. §. 33. Buch X. Kap. 4. §. 33. 241
der Vorrede zu diesem Werk klagt Celsius darüber, dass die Originale
arabischer Botaniker noch alle in den Bibliotheken vergraben
lägen; nur Einen, den er Abul Fadli nennt, besitze er handschriftlich.
Er hätte ihn 1698 zu Leiden in der Auction der Bibliothek
des berühmten Jakob Golius für schweres Geld gekauft
und mit sich nach Upsala genommen. Die Handschrift, ein ziemlich
starker Foliant, sehr sauber geschrieben, führe von des Golius
eigener Hand die Aufschrift: „Manuscriptum Abu'l Fadli Fil.
Ahmed Schierzjihitae, tractans de Medicina et re Botanica/^ Gel
sius selbst setzt ferner hinzu: „Opus amplum, ex scriptoribus
Arabum optimis quibusque compilatum, certe titulo ^^^ ^ U dignissimum,
quippe non temere quidquam omittens, quo naturalis
historia totius Orientis illustrari queat; quo sine adjutore ad Stirpes
Biblicas tractandas manum et calamum nunquam admolitus
fuissem/^ Aehnliche Lobsprüche ertheilt er dem Verfasser im Verfolg
seines eigenen Werks häufig, lässt oft seitenlange Stellen im
Original mit beigefügter Uebersetzung aus ihm abdrucken, und
verbreitet dadurch in der That über manche früher unbekannte
Pflanzen der Bibel ein helles Licht. Meist sind es Pflanzenbeschreibungen,
die er mittheilt, und viele derselben gehören zu den
besten, die wir aus früherer Zeit besitzen. Ausserdem war über
einen medicinischenSchriftsteller namens A b u l F adl i Ben AKmad
aus Schirä,z oder S chi a r z i j j a h lange Zeit nicht das mindeste
bekannt; in keinem Katalog einer europäischen Bibliothek kommt
sein Name vor, kein Literator wusste mehr als Celsius von ihm
zu sagen, so dass die Handschrift im Besitz dieses Gelehrten die
einzige in Europa zu sein schien; man wusste aber nicht einmal,
wohin sie nach des Celsius Tode gekommen sei
Erst 1817 gab Sprengel in seiner Geschichte der Botanik^)
einige Nachrichten, die ich wörtlich hier einrücke: „Abu' l Fadli
aus Schierziah im zehnten Jahrhunder t bearbei tet e des
D i o s k o r i d e s Werk auf vorzügl iche Weise, indem er hie
und da aus eigener Ansicht Erklärungen beifügte. Aus der Hand-
1) Sprengel^ Geschichte der Botanik S, 209.
Schrift lieferte Ol. Celsius interessante Auszüge im Hierobotanicon,
und der Abt Lichtenstein in Helmstädt beschäftigte
s i c h in den letzten Tagen seines Lebens mit dem Abs
c h r e i b e n und Ueber setzen eines Thei l s des Textes/^
Neu und wichtig sind darin die beiden Nachrichten, über des Verfassers
Zeitalter und darüber, dass sich eine Handschrift seines
Werks in den Händen eines neuern Orientalisten mitten in Deutschland
befand. Diese Spur verfolgend, wandte ich mich an den Sohn
jenes bereits 1814 verstorbenen Orientalisten, den berühmten afrikanischen
Keisenden und berliner Zoologen, und erhielt von ihm
unterandern auch die Belehrung, dass die von seinem Vater benutzte
Handschrift der hamburger Stadtbibliothek gehört, dort aber nicht
unter dem Namen Abul Fadli, sondern unter den Anfangsworten
des Titels Malajes a katalogisirt ist, die ein früherer Bibliothekar
irriger Weise für des Verfassers Namen gehalten hat. Durch die
überaus gütige Vermittelung meines verehrten Freundes Professor
Dr. Lehmann in Hamburg erhielt ich auf meine Bitte fast mit umgehender
Post jene sehr werthvolle Handschrift zur Benutzung auf
einige Zeit Sogleich überzeugte ich mich, dass sie mit der von
Celsius benutzten Handschrift, einige abweichende Lesarten abgerechnet,
genau übereinstimmt; ich hatte also in ihr eine feste Grundlage
der weitern Untersuchung gewonnen.
Den Namen des Verfassers giebt die Handschrift nicht, sondern
nur des Werkes vollen Titel: ob^^
das heisst: Quod non licet medico ignorare de medicinis simplici«
bus. Erst eine neuere Hand hat mit lateinischen Lettern darunter
creschrieben: Thesaurus Botanicus materiae medicae de Simplicibus
Auetore Malajesa. Accepi Halebbo d. 3. Jun. anni 1678; und
die Worte Auetore Malajesa scheinen von einer noch spätem Hand
eingeschaltet zu sein. Der vermeinte Name ist offenbar eine Entstellung
der drei ersten Worte des Titels Ma la jasao, quod non
licet, um so unstatthafter, weil ohne diese drei Worte der Rest des
Titels sinnlos wird.
Nun war nicht mehr zu zweifeln, das in der hamburger Handschrift
vor mir liegende Werk sei dasselbe, dessen Verfasser Gel-
M e y e r , Gesch. d. Botanik. IIL 16