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424 Buch XL Kap. 3. §. 62.
tractus von 1043 bis 1054 selbst Mönch zu Reichenau und Verfasser
der Chronik seines Klosters, weiss nichts davon. Er sagt
nur beim Jahr 842: „Augiae Wa l a h f r i d u s Strabo, vir doctus,
abbas duodecimus praefuit annis septem, qui multa ingenii sui
monimenta metro et prosa reliquit." Und beim »Jahre 849: Augiae
W a l a h f r i d u s Strabo abbas obiit. Eben dies Stillschweigen
Hermanns macht auch die freilich aus Handschriften entnommene
Nachricht bei Goldast 2) sehr verdächtig, Walafrid hätte seiner gelehrten
Studien wegen die Geschäfte der Verwaltung des Klosters
so vernachlässigt, dass er sein Amt als Abt hätte niederlegen
müssen, und aus dem Kloster vertrieben wäre. Jedenfalls, versichert
die Histoire literaire de la France mit Recht, müsste er
denn doch später in sein Amt wieder eingesetzt sein. Denn gewiss
ist, dass er Abt von Reichenau war, als ihn König Ludwig der
Deutsche im Jahr 849 als Gesandten an seinen Bruder Karl den
Kahlen nach Frankreich schickte Auf dieser Gesandtschaftsreise
starb er nicht älter als zwei und vierzig Jahr.
Unter Walafrids Schriften geht uns nur Eine an, sein Hort
u l u s , ein Kranz von fünf und zwanzig Gedichten in überhaupt
444 Hexametern, von denen jedes, ausser dem ersten und letzten,
eine Pflanze seines Gartens besingt. Gedruckt ist der Hortulus
sehr oft, bald einzeln, bald als Anhang ähnlicher Schriften, bald in
grössern Sammlungen theils medicinischer theils kirchengeschichtlicher
Schriften. Die neueste und beste Ausgabe ist:
W a l a f r i d i Strabi hortulus, Carmen, ad cod. ms. veterumque
editionum fidem recensitum, lectionis varietate notisque instructum.
Accedunt analecta ad antiquitates florae Germanicae
1) Herimanni Augiensis chronicon, in Pertz monimenta Germaniae histórica
ton, VII (scriptorum tom, V), pag. 10-i.
2) Goldast rerum Alamannicarum scriptores tom. I I , pars 2, pag, 12, nach
der Hisi. Ut. de la France l. c.
3) Die Beweisstellen hierfür, wie für seinen Tod während der Gesandtschaftsreise
findet man bei Mah ilion mínales ordinis St, Benedicti tom. II,
pag. 686 sq. Der Hauptzeuge ist Walafrids Schüler Ermenricus in seinem
Buch d grammatica.
Buch XL Kap. 3. §. 62. 425
et capita aliquot Macr i nondum edita. Auetore F. A. Reuss.
Wirceburgi 1834, in 8.
Es ist dazu eine bis auf Kleinigkeiten im Ganzen sehr correcte
münchener Handschrift nebst den bessern alten Drucken benutzt,
und grossen Fleiss hat der gelehrte Bearbeiter auf Sammlung
von Parallelstellen bei Lucretius, Virgilius, Ovidius, Columella^ Plinius^
Serenus Samonicus und dem sogenannten Plinius Valerianus
verwandt 5 so dass schon daraus die Vertrautheit unsres Dichters
mit einem beträchtlichen Theil der altern Literatur hervorleuchtet.
Kurz zuvor hatte C h o u l a n t seiner demnächst genauer anzugebenden
Ausgabe des Macer Floridus von 1832 als Anhang Wal
a f r i d i St raboni s hortulum beidrucken lassen, und schon manches
zur Berichtigung des Textes gethan. Die andern beträchtlich
altern Ausgaben übergehe ich. Man findet sie sowohl bei
Eeuss als auch bei Choulant in seinem Handbuch der Bücherkunde
der ältern Medicin sorgfältig verzeichnet.
Die besungenen Pflanzen sind:
1. Salvia,
2. Euta,
3. Abrotanum,
4. Cucurbita,
5. Pepones,
6. Absinthium,
7. Marrubium,
8. Feniculum,
9. Gladiola,
10. Libysticum,
11. Cerefolium,
12. Lilium,
13. Papaver,
14. Sclarea,
15. Mentha,
17. Apium,
18. Betonica,
19. Agrimonia,
20. Ambrosia,
21. Nepeta,
22. Raphanus,
23. Rosa.
16. Pulegium,
Eigentliche Beschreibungen derselben giebt Walafrid nicht; —
dazu, hätte er es auch gekonnt, war er ein zu guter Dichter, —
aber lebhaft fasst er die Natur seiner Pflanzen auf, die er nicht
bloss dem Namen nach aus Büchern kannte, sondern in seinem
Klostergarten täglich vor Augen und unter Händen hatte, und
bezeichnet sie durch einzelne kleine Züge oft recht glücklich. Dann
folgt die medicinische Anwendung nach alten Mustern, und sogar
diesen trockenen Angaben weiss er oft etwas Leben leinzuhauchen,
so dass er als Dichter meinem Gefühl nach hoch über Serenus Samonicus
steht, den er sogar in der Correctheit und dem Wohllaut
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