120 Buch X. Kap. 2. §. 13. B u c h X. Kap. 2. §. 13. 121
mus, sondern umgekehrt als Eationalisten gegen den Mystlcismus
und die starre Orthodoxie stemmten. Will man im Gebiet der
orientalischen Chalifen durchaus etwas unsern Akademien ähnliches
finden, so kann es wohl nur jene ohne Zweifel mi t dem Hause
der Weisheit verbundene Uebersetzungsans talt mit
ihren besoldeten Uebersetzern sein, unter denen, wie Abul Farag
erzählt, sogar Disputationen gehalten wurden. Doch bleibt die
Hauptbeschäftigung jener Uebersetzer von der unserer Akademiker
immer so verschieden, dass letztere sich den Vergleich mit Recht
verbitten würden. Ob es in Spanien eine moslimische Akademie
gab, werden wir später sehen.
Eine Ausnahme von andern Studien machte in so fern die Medicin,
als einige der grössern Hei lanstal ten zugleich Lehra
n s t a l t e n waren. Eine Zusammenstellung der darüber vorhandenen
Nachrichten wäre zumal für die Geschichte der Medicin
gewiss von Interesse. Sie ward noch nicht einmal versucht. Mir
fliessen zu wenig Quellen, um diese Lücke ausfüllen zu können.
Doch will ich das Wenige, was ich fand, nicht vorenthalten. —
Die älteste und wichtigste Arzneischule der Art, die zu Gondis
c h a p u r , ging unverletzt aus persischer in arabische Hand über,
und bestand mindestens bis gegen das Jahr d. H. 255 (8Ü9), das
heisst etwa sechs und dreissig Jahr nach Almámún. Denn in diesem
Jahre starb Sábúr Ben SahP), der letzte mir bekannte
Vorsteher der Anstalt, doch schwerhch überhaupt der letzte. Hammer
Purgstall 2) der so viele mir unzugängliche Quellen benutzt,
und sie leider so oft zu nennen unterlässt, sagt, die Anstalt wäre
n a c h Bagda d verpflanzt, ich weiss weder wann, noch auf wessen
Zeugniss, finde aber keines Vorstehers einer Heilanstalt in
Bagdad erwähnt vor dem berühmten Abu Bakr Moliammad
B e n Zakaríá Arrazi (im Mittelalter lateinisch bald Abubater,
1) Nach Abid Pharaj. pag. 176, womit Ibn Abi Oszaibiah überein zu stimmen
scheint, nach Wüstenfeld nr. 6-i. Hammer-Purgstall iF, 'S. 355 lässt ihn bis
um 300 (912) leben, obgleich er selbst sagt: er lebte bis in die Regierung Motadhid
Billahs, der bekanntlich schon 870 starb.
%) Hammer-Purgstall, Literaiurgesch, d. Arak. 1, Seite L der Einleitung.
A l b u b e t e r , Bubikir bald Rasis oder Khases genannt),
gestorben nach Abul Faragi) im Jahr 932, nach Ibn Abi
Oszaibiah 923. — Der letztgenannte Schriftsteller, sagt Hammer-
PurgstaiP), erzähle sehr umständlich die Einrichtung des Spitals
A d h a d e d d e w l e t ' s (Adhad Addaul adt ' s ) zu Bagdad, welchem
nach dem Filirist vier und zwanzig Aerzte vorgestanden
hätten. Ich weiss nicht, ob er diese Anstalt für die von Gondischapur
nach Bagdad verpflanzte hält; denn ich kann die beiden
diesmal genannten Quellen wieder nicht zu Käthe ziehen, und er
selbst spricht sich nicht darüber aus. Nur einen Anachronismus,
dessen sich schon Ibn Abi Oszaibiah schuldig machte, und den,
ohne diesen Schriftsteller zu nennen, schon Wüstenfeld berichtigte,
will ich nicht unbemerkt lassen. Der Sultan Adhad Addauladt
stellte das in Verfall gerathene, wenn nicht gar eingegangene
Krankenhaus zu Bagdad wieder her, und eröffnete es aufs neue
nach Abul Farag im Jahre 981. Seitdem ward es das adhadische
genannt. Ibn Abi Oszaibiah nennt es gleichwohl mit diesem Na- •
men schon vor dieser Zeit; denn Adhad ward mindestens erst vier
Jahr nach Arraazfs Tode geboren'^). Dass aber diese Anstalt die
von Gondischapur nach Bagdad verlegte wäre, davon finde ich
nicht die leiseste Andeutung. Derselbe Arrazi, der ihr vorstand,
leitete früher eine Heilanstalt in seiner Vaterstadt Eai in Chorä.-
sän^^). Von einer Heilanstalt in Damaskus und ihrem Vorsteher
]) Äbul Pharaj, pag. 191.
2) Hammer-Pur g st all a, a, 0. IV, 358.
3) Wüstenfeld Gesch, d. arah. Aerzte^ S. 42, Anmerkung.
4) Denselben Anachronismus wiederholt Ha m mer- Pu r gstall in seiner
Literaturgeschichte der Araber IV, 3. 380, indem er vom adhadischen Hospital
sagt, es wäre 66 Jahre vor dem Jahr 306 (also 240 d. H., 854 oder 55) „vom
grossen Herrscher der Beni Buje, Adhaddetdewlet^' zu Bagdad gestiftet worden.
Adhad Addauladt, dieser Buidenfürst ward aber nach Abulfeda (AnnaL
moslein. II, pag. 401) erst im Jahr 324 (936) geboren. Uebrigens liefert Hammer
Purgstall a. a. O. auch dankenswerthe Angaben über die Gründung anderer
Hospitäler, die jedoch nicht zugleich Lehranstalten waren,
Ö) Abul Pharaj. j)ag. 191,
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