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Neben ihr erhob sich eine beträchthche Anzahl andrer Schulen,
gestiftet und getragen durch einzelne hervorragende Lehrer, doch
deshalb von kürzerer Dauer. Einige gingen unter, andre verschmolzen
mit jener. Eine Schule der Medicin wird unter ihnen
nicht genannt. Hugo Physicus unterrichtete in den freien
Künsten, wandte sich darauf zur Medicin, erwarb sich als Arzt
grossen Ruhm, und starb 1199; ob er in der Medicin auch unterrichtet
habe, wissen wir nicht Obizo, Leibarzt König Ludwigs
des Dicken (regierte 1108—1137), und der uns schon öfter vorgekommene
Aegidius Corbol iensis, Leibarzt bei Philipp August
(regierte 1180-1223) gehörten beide als Canonici zur pariser erzbischöflichen
Geistlichkeit, ob auch als Lehrer zur Schule, ist un-
Nach der Histoire literaire de la France í) lehrte man in
Paris die Medicin öffentlich seit dem Ende der Regierung Ludewig
des Jungen (starb 1180), und unwahrscheinlich ist das nicht, doch
weiss ich nicht, worauf sich die Nachricht stützt.
Die Schule der Physik, das heisst nach damaligem Sprachgebrauch
die der Medicin zu Montpel l ier , die sich im Gegensatz
gegen die pariser nach dem Muster der salernitanischen als ein
Laieninstitut gebildet zu haben scheint, tritt schon in einer Urkunde
von 1180 auf, und zwar in folgenden Wor ten 2): „Ego Guillelmus
D. G. Monspessulani dominus. . . . concedo . . . . quod ego . . . . non
dabo concessionem seu praerogativam aliquam alicui personae,
quod unus solus tantummodo legat seu regat in Montepessulano
scholas in facúltate physicae disciplinae; quia acerbum est nimium
et contra fas, uni soli dare monopolium in tarn excellenti scientia
. . . . et ideo mando et volo . . . . quod omnes homines, quicunque
sint, vel undecunque sint, sine aliqua interpellatione regant
scholas de physica in Montepessulano." — Von den Leistungen
sowohl dieser wie auch der pariser Schule der Medicin in so früher
Zeit ist uns jedoch nichts bekannt. Aegidius Corboliensis,
1) Hist. Itter, de la France IX pag, 191,
2) Abgedruckt in Savigny Geschichte des römischen Rechts im Mittelalter,
III. zweite Avfl. Seite 376, aus d'Egrefeuille histoire de la ville de Montpellier,
a Montpellier II 1139 in Jol, pag. 342.
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aus Corbeil, wenige Meilen von Paris, hatte die Medicin zu Salerno
studirt; wie geringschätzig er sich über die Schule zu Montpellier
auspricht, vernahmen wir bereits, und selbst wenn er sein zu Paris
geschriebenes Gedicht seinem salernitanischen Gönner Romuald
empfehlen will, stellt er Paris nicht etwa neben Salerno, sondern
entschuldigt gleichsam die von dort ausgehenden medicinischen
Versuche mit den anerkannten Verdiensten der Pariser in andern
Fächern, in der Logik und den freien Künsten i):
Ipse novo faveat operi, nec Parisianas
Aestimet indignum physicam resonare Camoenas.
Nam logices ubi fons scaturit, ubi plenius artis
ExcoHtur ratio, sibi physica figere sedem
Gaudet, et ancillis non dedignatur adesse.
Als f r a n z ö s i s c h e S chr i f t s t e l l e r dieses Jahrhunderts über
Heilmittellehre wäre hier nun derselbe Aegidius Corboliensis
naher zu betrachten, wüssten wir nicht schon, dass er sich auf die
Lehre von den zusammengesetzten Arzneimitteln beschränkt, und
des Nicolaus Antidotarium und des Matthäus Glossen dazu nur
m eme andere Form umgegossen hätte, ohne selbst etwas Neues
hinzu zu thun.
So gehe ich denn gleich zu den Engländer n über. Ihre
o l t e n t l i c h e n Bil d u n g s a n s t a l t en standen den französischen
kaum nach, und bewegten sich sogar, entfernter von Rom wenio^er
durch die hierarchische Aufsicht beengt, obgleich sie kirchliche
Anstalten waren, mit grösserer Freiheit Ihre ersten Anfänge führt
ihr neuester Geschichtschreiber Huber, wenn gleich nur durch
indirecte doch sehr überzeugende Beweise viel weiter zurück, als
von Andern m neuerer Zeit zu geschehen pflegte; die Anfänge
der Universität Oxford bis auf Al f red den Grossen; die der
Universität Cambridge über die von Oxford aus im Jahr 1209
CTiolgte Einwanderung hinaus. Zumal von Oxford zeigt er, wie
^ J ) Aegidii Corboliensis de laudibus composit. medic, lib. I vers 140 sq
vii EJUS dem carminn, medicc. edid. Choulant pag. 53.
2) V. A. Hub er, die englischen Universitäten, Band I Cassel 1839 Die
daraus gleich vorkommenden Worte Seite 72,
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