20 B u c h IX. Kap. 2. 5. B v c h TX. Kap. 2. §. 5. 21
ward, und dadurch mit Griechenland selbst in eine innigere Verb
i n d u n o ' kam. Schon Cicero M nennt den Geburtsort s O ' eines Schützlings,
des Dichters Archias, Ant iochien, eine von den gelehrtesten
Männern und reinster wissenschaftlicher Bildung gleichsam
überströmende Stadt; von Apamt^a erzählt S t r a b o n 2), es wäre
der Geburtsort des Posidonios, des grössten Philosophen seiner
Zeit; über den D am a s k e n er Nikolaos, des Augustus gelehrten
Günstling, hatte ich früher zu sprechen Gelegenheit, und je weiter
man die Literaturgeschichte verfolgt, desto mehr in der Wissenschaft
hervorragende Syrer, durch gelehrte Anstalten berühmte
syrische Städte trifft man an. Für Jurisprudenz besass sogar das
ganze Kaiserreich nur drei vom Staat unterhaltene Lehranstalten,
eine zu Rom, eine andere zu Konstantinopel, die dritte und zwar
die berühmteste zu Berytos in Syrien, jener „herrlichen Stadt,
die man mit Recht die Amme der Gesetze nennen könnte," wie
sich der Kaiser Justinianus in einem feierlichen Document allergnädigst
auszudrücken geruhete 3). — Neben diesen griechischen
bestanden, wahrscheinlich von früher Zeit her, auch j ü d i s c h e gelehrte
Schulen, die sich ausser der hebräischen ohne Zweifel auch
der damit so nahe verwandten syrischen Sprache bedienten. Die
sechs berühmtesten lagen indess nicht im eigentlichen Syrien, sondern
in Mesopotamien 4), welches zu verschiedenen Zeiten theilweise
bald zu Syrien, bald zu Persien gehörte. Nachdem sich die
christhche Kirche in denselben Gegenden befestigt hatte, entstanden
daselbst auch chr i s t l iche Schulen zur Ausbildung von Kirchendienern
und Volkslehrern. Eine der ältesten und berühmtesten
war die zu Ni s ibi s , der Hauptstadt des römischen Mesopotamien
von Severus bis auf Jovianus, unter dessen Regierung sie
endlich von den Persern erobert, und sämmtliche Einwohner daraus
1) Cicero pro Archia poeta, cap. S.
2) Sir a bo XVI, cap. ,2, sect. 10, pag. 753 edit. Casauboni.
3) Vergi. Menagii juris civilis amoenitates cap. 24:, und Bayle diction, hint,
et crit. article Berytus.
4) Assemar),i hihliotli. orientalis /, prolog. §. 2,
vertrieben wurden i). Der heihge Ephraim, aus Nisibis burtig,
soll die dortige Christenschule gegründet, und nach der Lroberung
der Stadt von da nach Edes sa, dem heutigen Orfa, gleich alls
in Mesopotamien, doch weiter westlich, veriegt haben Jedenfalls
-ab es auch in dieser Stadt schon früh eme christhche
Schule, die an Ruf bald alle andern des Landes überragte, und
so lange blühete, bis sie als Opfer christlich sein wollender Unduldsamkeit
fiel. Ein zelotischer Bischof vertrieb 432 emen Theil
der Lehrer; unter seinem milderen Nachfolger scheinen sie zurückgekehrt
zu sein. Bald darauf aber, 489, hob Zeno der Isaurier
wiederum aufgehetzt durch einen christlichen Bischof, die Anstalt
.anz auf 3). Dass dergleichen christliche Schulen in Syrien ausser
L Theologie auch di e profanen Wi s s ens cha f t e n anbaueten,
beweist Assemani^) durch zahlreiche Nachweisungen; eben so p -
wiss ist, dass sich durch ihren Einfluss neben der griechischen
bald auch eine syrische Literatur entwickelte. Das Bedurfniss
beim Volksunterricht hatte eine syrische Uebersetzung des
neuen Testaments hervorgerufen, die man für das älteste m syrischer
Sprache geschriebene Buch hält. Die Zeit ihrer Abfassung
ist zweifelhaft; We n r i c h ^ ) , auf den ich mich noch oft zu berufen
Anlass finden werde, neigt sich zur Meinung derer, die sie
ans Ende des zweiten Jahrhunderts stellen. Dabei hess man es
aber nicht bewenden, eine genauere Uebersetzung erschien im sechsten
und ward im siebten Jahrhundert nochmals nach dem Origi-
1) Mannen, Geogr. d. Griechen u. Römer V, Äbtheil. II, S. 296.
2) As seman. l. c. I I I , pars II, p. 92-i.
3 Ibidem I, pag. 353, II, pag. 402, I I I , pars I, pag. b5 nota, pars II, pag^926.
4{) Ibid.e m. IV, prolio g. §Q. 2o, IinI I , p-nanurs.. 1J1T, pnaagü. J9^2o5,, uu nd an mehre..r n „ Or. ten. .
5) J. G Wenrich de auctorum Graecorum versionibus et commentarus bynacis
Arabicis Armeniacis Persicisque commentatio etc. (praemio ornata). Lipsiae 1842. 8
- Eine sorgfältig aus morgenländischen Quellen geschöpfte Geschichte des
Uebergangs vornehmlich der medicinischen Kenntnisse der Griechen zu den
auf dem Titel genannten Nationen. Hierher gehört pag. 5, wo auch die folgenden
Nachriclten bei Assemani nachgewiesen sind. Doch scheint Wennch
den Nikolaos Damaskenos, den ich bei Assemani nicht finde, mit Porphyrios
verwechselt zu haben.