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394 B u c h XL Kap. 3. §. 56.
(1er all seine Gelehrsamkeit aufbietet, um die Schmach seines Vaterlandes
wenigstens nicht ganz so grell wie Muratori und Andere
erschemen zu lassen, und die Schuld derselben, so weit er sie nicht
abwenden kann, allein auf die Longobarden zu wälzen sucht, weiss
doch für ganz Italien nicht mehr als drei Schulen nachzuweisen,
m Rom Pisa und Modena, und zweifelt selbst, ob die Schüler
darin mehr als lesen, oder auch das nur ordentlich lernten; und
als Gelehrte rühmt er nur ein paar Männer, von denen nichts bekannt
ist, als dass der einzige italiänische Geschichtschreiber dieser
Zeit, der ihm zum Verdruss selbst ein Longobarde war, Paul
u s D i a k o n u s , sie als gelehrte Grammatiker nennt. Aufrichtio-er
und nicht minder kläglich schildern die französischen BenedictiSer
von St. Mauri) den Zustand ihres Vaterlands um dieselbe Zeit
und verhehlen nicht, dass das Verdienst, einen beträchtlichen Theil
von Deutschland für das Christenthum gewonnen und Kirchen und
Schulen von nachhaltigem Einfluss daselbst gegründet zu haben
weit weniger ihren Landsleuten als den herübergekommenen Briten
gebührt. In Frankreich selbst, erzählen sie, besetzte unterandern
Karl Marten die Lehrerstellen der wenigen noch übrig gebhebenen
Schulen mit alten ausgedienten Kriegern, die sicher weder schreiben
noch lesen konnten. Doch ist die Zahl der Schriftsteller, die
sie nennen, sind es auch fast nur Verfasser von Legenden Biographien
einiger HeiHgen und Chroniken einzelner Klöster, beträchthch
grösser als die der italiänischen bei Tiraboschi.
Eine glücldiche Ausnahme von der immer weiter um sich greifenden,
immer tiefer eindringenden Barbarei jener Zeit in den christlichen
Abendländern machten I r land und England. In diesem
äussersten Winkel des Welttheils hatte, wenn auch nicht die wahre
Wissenschaft selbst, doch die Achtung vor ihr, das Verlangen nach
ihr, nebst den ersten Bedingungen es zu befriedigen, Büchern und
Sprachkennntniss, eine Zuflucht gefunden. Alte Sagen und patriotische
Schriftsteller, die ihnen gern vertrauen, führen die Blüthe
Historie Uteraire de la France, par les religieux Bénédictins de la
congrégation de St, Maur, tom. IV, pag. 1 sqq.
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B u c h XL Kap. 3. §. 56. 395
irländischer Cultur bis auf den heiligen P a t r i k , auf die Mitte des
fünften Jahrhunderts zurück, und lassen sie bis ins siebte und
achte, wo sie historisch zu werden beginnt, nicht einen Augenblick
schlummern 1). Gewiss ist, dass schon um 664 viele vornehme
Angelsachsen der Studien wegen nach Irland gingen, obgleich es
in England an Schulen nicht fehlte, und dass dieser Zudrang zu
den irländischen Schulen am Ende des achten Jahrhunderts eher zu
als abgenommen hatte 2), eine Thatsache, die dadurch um so merkwürdiger
wird, dass sich aus jener Zeit von keinem Irländer auch
nur ein Buchstabe erhielt, und wir von des Landes Geschichte und
bürgerlichen Einrichtungen so gut wie nichts wissen. Für die
englische Culturgeschichte ward die Hinsendung des Theodoros
als Erzbischof und des Hadr ia n o s als seines Subdiaconus von
hohem Einfluss. Pabst Vitalianus wählte und sandte sie auf Bitte
der Engländer im Jahr 668, und zwei Jahr darauf erreichten sie
ihr Ziel. Theodoros, ein Kilikier von Geburt, war so durchaus
griechisch gebildet, dass er das Lateinische erst in Italien erlernt
hatte. Er nahm eine beträchtliche Menge von Büchern mit nach
England hinüber, unterandern einen elegant geschriebenen Horneros.
Hadrian OS, von Geburt ein Afrikaner, hatte als Abt einem
Kloster nahe bei Neapel vorgestanden, also auch unter Griechen
gelebt. Durch diese Männer entstand die Schule zu Cantorbury,
worin ausser der Theologie auch beide alte Sprachen Arithmetik
Astronomie und sogar Metrik gelehrt wurden, und noch zu Anfang
des achten Jahrhunderts kannte Beda (geboren 672, t735), der
grösste Gelehrte seines Zeitalters, mehrere aus jener Schule hervorgegangene
Männer, die das Lateinische und Griechische wie
ihre Muttersprache redeten s). Beda selbst überstrahlte sie alle;
1) Jo. PhiL Murray de Britannia atque Hibernia saeculis a VI inde ad X
literarum domicilio, — in Nov. Commentar, societat. reg. scient. Gottingensis torn. II
ad annum 1771, commentât, historic, et philologie, pag. 72.
%) Ibidem pag. 109 et 117, wo man auch die merkwürdigen Beweisstellen
aus Bedae ecclesiastica Ustoria gentis Anglorum I I I , cap. 27 und AI dh elmi
epistola ad Edfridum pag. 38 sq. bequem zusammengestellt findet.
3) Ibidem pag. 112 et Beda l. c. lib. IV, cap. 1 et 2.