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216 Buch X. Kap. 4. §. 28.
§. 28.
I h n Roschid (Averroes) und Müsa oder Moses Ben
M a i m ü n (Maimonides).
In der Geschichte arabischer Philosophie zwei glänzende
Namen, minder glänzend in der der Medicin und vollends der Botanik,
doch ihres nachhaltigen Einflusses wegen, und weil ihre
Schriften uns gedruckt vorliegen, nicht zu übergehen.
Abul Wal i d MoEammad Ben Alimad Ibn Roschid,
woraus seine spanisch-jüdischen TJebersetzer Averroes machten,
war zu Anfang des sechsten Jahrhunderts der Higradt von vornehmen
Aeltern zu Cordova geboren, und bekleidete erst zu Sevilla,
dann in seiner Vaterstadt das Amt eines Qadhi oder Richters.
J a als J a q ü b Ben Jüsuf Ibn Abda lmümin, Beherrscher der
beiden Reiche Marokko und Andälos, im Jahr 591 (1195) an der
Spitze seiner ganzen Kriegsmacht gegen das christliche Königreich
Castilien auszog, übertrug er unserm Qädhi sogar die Statthalterschaft
über ganz Andälos. Doch nur zu rasch folgte dieser Erhebung
der Sturz. Des Unglaubens und der Majestätsbeleidigung
von seinen Feinden angeklagt, ward er entsetzt und nach Annisäba,
einem kleinen nur von Juden bewohnten Ort in der Gegend von
Cordova verbannt. Erst 595 (1198) begnadigte ihn der König wieder,
und starb gleich darauf. Sein Sohn und Nachfolger Moliamniad
berief nun den Ibn Roschid an seinen Hof nach Marokko.
Dieser begab sich sogleich dahin, starb aber noch in demselben
Jahre in hohem Alter. So berichtet Ibn Abi Oszaibiah (bei Wüstenfeld
nr. 191). Was die neuern Geschichtschreiber der Philosophie
wie der Medicin sonst noch von seinem Leben gar umständlich
zu erzählen wissen, entlehnten sie sämmtlich dem höchst
unzuverlässigen Leo Africanus 1); daher es besser unberücksichtigt
bleibt. Die Aussage beider Biographen, Ibn Roschid hätte
sich nächst der Gesetzkunde, die sein Beruf als Qädhi foderte,
vornehmlich auf Philosophie und Medicin gelegt, bestätigen seine
\) Leo Africanus in Fahricii hihliotli. graeca XIII^ pag. 282 sqq.
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Buch X. Kap. 4. § 28. 217
noch vorhandenen Werke. Die bedeutendsten darunter durch den
Einfluss, den sie erlangten, sind unstreitig, wie man auch über
ihren Werth urtheilen mag, seine Commentarien zu den meisten
und wichtigsten Schriften des Aristoteles. Im Original wurden sie
noch nicht gedruckt, wurden aber von verschiedenen Juden, die
besondern Werth auf sie legen, ins Hebräische, und aus dieser
Sprache ins Lateinische übersetzt, und mehrmals herausgegeben,
zum letzten mal unter dem Titel;
A r i s t o t e l i s omnia quae extant opera. Selectis translationibus
etc. Averrois Cordubensis in ea opera omnes, qui ad haec
usque tempora pervenere, commentarii etc. Venetiis apud Juntas
1562. X Partes in Xl l l Volum, fol.
Erst nach langen und mit Erbitterung geführten Streitigkeiten,
denen Papst Leo X. durch eine Verdammungsbulle gegen die
Averroisten im Jahre 1513') vergeblich ein Ende zu machen suchte,
ist man endlich zu der Ueberzeugung gelangt, dass Ibn Roschid,
obgleich ein edler und freisinniger Denker und scharfer Dialektiker,
doch die Philosophie an sich nicht gefördert, ja dass er, wie
sehr er sich in allen Dingen mit Aristoteles übereinzustimmen dünkte,
doch den Sinn seines Meisters oft nicht rein und unmittelbar, sondern
aus den trüben Spiegelbildern seiner spätem alexandrinischen
Commentatoren aufgefasst hat, woraus denn in Verbindung mit
orientalischen Vorstellungen diejenige Schattirung des Pantheismus
entsprang, die man noch jetzt mit dem Namen des Averroismus
bezeichnet. Einen sehr bedeutenden Einfluss muss man aber jedenfalls
seinen Commentarien zugestehen, indem sie zwar nicht allein,
wie man sich einbildete, doch vorzugsweise die Scholastiker und
deren nähere Nachfolger mit Aristoteles und seinen griechischen
Auslegern bekannt machten, und dadurch sehr wesentlich zur Wiederbelebung
der Wissenschaften im christlichen Abendlande beitrugen.
In wie fern diese Einflüsse auch der Botanik zu statten
kamen, wird sich später zeigen; unmittelbaren Einfluss hatte die
1) Abgo(ii-uckt unterandern in Jac. Bru cleri lii^itoria critica philosophiae^
iovi IV, pars. I. (Lipsiae 1 7 i . ) pag, 62.
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