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226 B u c h X. Kap. 4. §. 29.
verfertigt man Seile. Ich meine in dieser Beschreibung den Juncus
acutus nicht verkennen zu können. — Sehr gut beschreibt
er auch I, Seite 401 die Cassia Fistula. „Es ist ein Baum,
sagt er, dessen Frucht sehr bekannt ist. Er w o ^ ächst bei Alexandrien
und in der Umgegend. Von da ward er nach Syrien verpflanzt,
wo er gleichfalls häufig bei Bassora wächst; von da nach dem
Orient bis nach Irak. Er hat die Grösse des Walnussbaums, und
ähnliche Blätter, nur etwas kleiner, an den Enden stärker zugespitzt
und härter. Auch denen der Kastanie (?) lassen sie sich
vergleichen. Seine Blüthen sind bewunderungswürdig an Schönheit
und Gestalt, Avie das Auge selten dergleichen sieht. Sie hängen
an einer fast eine Elle langen Rachis mit etwa einen Finger
langen Stielen, an deren Spitze die jasminartigen Blumen mit fünf
hochselben Fetalen erscheinen. Die Blumen sind wie die Stiele
etwas gebogen, und hängen herab wie leuchtende Gestirne. Wenn
sie Frucht ansetzt, so wird die gelbe Blume weiss, vertrocknet
und fällt ab. Dann bildet sich die röhrenartige Frucht in bekannter
Gestalt, bald länger bald kürzer, ähnelt der Hülse der Ceratonia
Siliqua, und erscheint wie ein Stab von grüner Farbe, der bei der
Reife schwarz wird." — Zum Schluss noch eine Curiosität. Sowohl
nach Abul Abbas I, Seite 75, wie auch nach Ibn Baithär
selbst II, Seite 118, ward das Heliotropium Europaeum
(arabisch Szamirjümä-, wörtlich Tageswende) in Andälos Tharans
c h ü l oder nach einer andern Aussprache, die wohl die richtige
sein dürfte, Thornaschül genannt. Das ist unverkennbar
das Spanische Tornasol, Sonnenwende, also reine lieber-
Setzung des griechischen Heliotropion; und das Wort tornare,
wenden, fand Düfresne^) schon in einer alten spanischen Handschrift
vom Jahr 1063, also lange vor der Zeit unsrer beiden
Botaniker.
]) Du Fresne glossarmm ad iicripiores mediae et infimae latinitatis, suh voce,
tornarej' cf, retornare.
Buch X. Kap. 4. §. 30, 227
§. 30.
I b n Bai thär' s Leben und Hauptwerk.
Eine kurze Biographie dieses für uns so wichtigen Schriftstellers
verdanken wir seinem Schüler Freunde und Bewunderer Ibn Abi
Oszaibiah i), nur schade, dass er uns unter so vielen Lobeserhebungen
so wenig Thatsachen mittheilt. Eine noch kürzere Skizze
seines Lebens schrieb auch, mit ausdrücklicher Bezugnahme auf
seinen Vorgänger, Abulfeda^). Beide stimmen bis auf Kleinigkeiten
genau überein. Ganz abweichend wie gewöhnlich erzählt Leo
Africanus^) Ibn Baithär's Leben, und bleibt billig unberücksichtigt.
Andere als diese Quellen hat auch Wüstenfeld (nr. 231) nicht
benutzt.
Auf seines Werkes Titel lautet sein voller Name A b u Mo-
Kammad Abdallah Ben Ahmad Almal iqi (aus Malaga), genannt
Ibn Baithär. Seine Biographen geben ihm dazu noch
den Namen Dijjaddin und nennen ihn Ibn Albaithar, das
heisst den Sohn des Thierarztes. Die Zeit seiner Jugend überspringen
sie. Ohne Zweifel verlebte er sie in Andalos, wie sich aus
den häufig bei ihm vorkommenden Redensarten ergiebt: „bei uns
in Andälos," — „unser Volk, unsere Botaniker in Andälos," —
„wir Andalusier,^^ — z. B. I, Seite 76, 181, 186, 191, 301, II, 204,
264, 569. Reisen lassen sie ihn durch Grriechenland, die entlegensten
Gegenden Asiens, und darauf durch Afrika. Ich traue jedoch
dieser Nachricht nicht, weil eigene Beobachtungen griechischer
Pflanzen in seinem Werke fehlen. Gewiss ist sein längerer Aufent-
1) Arabisch und lateiniscli in Dietz analecia medica pag. 16 sqq. Noctis
mals arabisch und deutsch vor Sontheimer's TJebersetzung- des Ibn Baithär
i, Seite V ff.
2) Aus seiner Universalgeschichte arabisch und lateinisch in Casiri bibUotL
Ärahico-Hispana i, pag, 276 sq. Wiederholt und deutsch übersetzt von
Sontheim er a. a, 0. In Adlers Ausgabe der Annales muslemici finde ich
indess weder die Stelle beim Jahr 646, wo sie stehen soll, noch Ibn Baithär's
Namen im Register.
3) Leo Africanus ^ in Fabr icii biblioth. Graeca X I I I , pag. 581*
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