218 Buch X. Kap. 4. §. 28. Buch X. Kap. 4. §. 28. 219
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Philosophie des Ibn Koschid auch auf sie nicht. Ich habe nihct
versäumt seine Erläuterungen zu den Hauptstellen, in denen Aristoteles
die Natur der Pflanze berührt, aufzusuchen, und nichts
darin gefunden, was hier bemerkt zu werden verdiente.
Sein medicinisches Hauptwerk unter dem Titel Kollijjät»
A l l g e m e i n h e i t e n , woraus in den lateinischen TJebersetzungen
das sinnlose Col l iget entsprang, ist ein Compendium der gesammten
Medicin in sieben Büchern, an Schärfe der Eintheilungen
und Definitionen dem Qanün des Ibn Sinä zum mindesten gleich,
an eigener Naturbeobachtung nach dem Urtheil der Praktiker noch
ärmer. Das fünfte Buch handelt von den Nahrungs- und
H e i l m i t t e l n , und enthält auch ein Verzeichniss derselben mit
Angabe ihrer vermeinten Elementarcomplexionen nach Verschiedenheit
der Grade, und ihrer sogenannten zweiten Wirksamkeiten,
dabei aber nichts, was den Botaniker belehrte. In lateinischer
Uebersetzung sind diese Kollijjät öfter gedruckt, das fünfte Buch
auch besonders unter dem Titel Averrois de simplicibus
ü b e r eximius, in der schon bei Arrazi gedachten von Otto
B r u n f e l s besorgten Sammlung, deren vollen Titel ich bei Serapion
liefern werde. Ob ein dem Ibn Roschid bei Wüstenfeld auch
noch zugeschriebenes Buch von den einfachen Heilmitteln
verschieden ist von dem fünften Buch der Kollijjät, bezweifle
ich sehr.
Einer seiner Schüler, doch kein so entschiedener Aristoteliker,
wie Ibn ßoschid zu sein sich wenigstens einbildete, war der jüdische
Rabbi Moses oder, wie ihn die Araber nennen, Müs a Ben
Maimün, latinisirt Moses Maimonides . Sein Leben beschrieben
Abulfaragi), G'emaledin Alqofthi2) und Ibn Abi Oszaibiah^),
abgesehen von Einzelheiten, die der eine giebt, der andere auslässt,
sehr übereinstimmend, Leo Afrikanus , wie gewöhnlich,,
1) Ahulphar aji histor^ dynastiarum pag. 297.
2) (Alqofthi) arabica philosophor, biblioth, apud Casir, pag. 293,
3) In Ab d 'Allati f^ traduii par Sylv. de Sacy pag, 490 und bei W dstenfeld
nr. 198,
4) Leo Africanus^ in Fabricii bibL graeca XIIJ^ pag. 296,
ganz abweichend. Er war aus einer angesehenen jüdischen Familie
zu Cordova im Jahre 534 (1139 — 40) geboren, erwarb sich erst
gründliche Kenntnisse in der jüdischen Theologie, und legte sich
dann mit Eifer auf das Studium der Mathematik Philosophie und
Medicin. In der Philosophie waren Ibn Roschid und dessen Lehrer
Ibn Thofail, der bekannte Verfasser des Naturmenschen, seine
Lehrer. Seine Jugend fiel in eine sehr bewegte Zeit, in die des
Aufschwunges einer neuen Dynastie, gegründet durch einen Fanatiker,
der, unter dem Vorgeben die Religion und die Sitten reinigen
zu wollen, dea Beherrscher von Marokko und Andälos stürzte,
und sich selbst an dessen Stelle zum Herrscher emporschwang, bei
seinem Tode aber, da er kinderlos war, die Regierung auf seinen
Liebling, den tapfern Abd Almümin übertrug, auf dessen Nachkommen
sie sich vererbte. Kein Wunder, wenn ein blinder Glaubenseifer
diese Dynastie der MowaKadim, der Bekenner des
Einigen, wie sie sich selbst nannten, auszeichnete. Almümin's
Enkel Jaqüb lernten wir schon bei Ibn Roschid von dieser Seite
kennen; Almümin selbst übertraf ihn bei weitem, indem er ein
Edict erliess, alle Christen und Juden seines Reichs sollten binnen
einer gesetzten Frist entweder den Islam annehmen, oder mit Zurücklassung
ihres gesammten Eigenthunis auswandern. In dieser
Bedrängniss heuchelte Ben Maimün eine Zeitlang den Islam, bis
er Gelegenheit fand mit seiner Familie und seinem Vermögen nach
Aegypten zu entkommen. Die Zeit jenes Edicts ist nicht genau
bekannt, muss aber, weil Abd Almümin im Jahr 553 (1163) starb,
vor Ben Maimün's neunzehntem Lebensjahr eingetreten sein. Dieser
Hess sich zu Fosthath mitten unter seinen Glaubensgenossen
nieder, und bekannte sich wieder offen zum Judenthum. Seinen
Unterhalt erwarb er als Juwelenhändler, lehrte zugleich öffentlich die
Philosophie, und trat in die Zunft der Aerzte. Abulfarag und Ibn
Alqofthi erzählen, er hätte aus Mangel an medicinischer Erfahrung,
ungeachtet seiner Gelehrsamkeit, nie einen Kranken allein zu behandeln
gewagt. Das kann sich, wenn es wahr ist, nur auf den
Anfang seiner Laufbahn beziehen, denn nach demselben Ibn Alqofthi
verbreitete sich sein Ruf als Arzt bald so weit, dass ihn ein
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