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434 B u c h XL Kap. 3. §. 63.
Versbau und die ganze Behandlung als nachgeahmt und jünger
zeigen, welchem Urtheil ich vollständig beitrete. Zwanzig Kapitel
der Art Hess Choulant selbst als Anhang zu den sieben und siebzig
ächten abdrucken. Dazu lieferte Reuss im Anhange zu seinem
Walafridus Strabus noch neun aus der sehr seltenen ältesten Ausgabe
des Macer, Neapoli 1477 fol., und zehn aus einem wolfenbütteler
Codex vom Jahre 1508, die er als ächt, Choulant dagegen,
dem ich beistimme, als noch jünger betrachtet. Zwei derselben,
eins aus der altern Ausgabe, eins aus der jüngern Handschrift,
behandeln sogar dieselbe Pflanze Qui n quef o l ium, wiewohl auf
ganz verschiedene Weise. Eben so verhält sich das Kapitel Samb
u c u s der Handschrift zu dem schon von Choulant gelieferten
unächten Kapitel von derselben Pflanze. Doch darf ich nicht unbemerkt
lassen, dass unter den Kapiteln, die Choulant abdrucken
Hess, drei vorkommen, worin man kurze Pflanzenbeschreibungen
findet, dergleichen in den ächten Kapiteln nicht vorkommen, namentlich
1. A a r o n , 4, Bryonia, 5. Alga palustris sive Nymp
h a e a , wozu im Text noch zwei Synonyme gegeben werden,
C a c a b u s Veneris und P a p a v e r palustre. Erst bei Matthäus
Sylvaticus finde ich diese Synonyme wieder, und zwar alle in Einen
Artikel zusammengestellt, mit den Worten : „Alga palustris i. Nymphéa
et est Nenúfar. Alio nomine vocatur Caccabus Veneris, vel
Papaver palustre." Ich gründe darauf die Vermuthung, dass dieser
Zusatz zum Macer Floridus doch älter ist als Matthäus Sylvaticus.
Unter den Kapiteln aus der alten Ausgabe bei Reuss handelt das
letzte de Consol ida, und giebt dieser Pflanze, oder vielmehr
einer Art derselben das Synonym Consiria. Weder diesen noch
jenen Namen finde ich bei Matthäus Sylvaticus, und schliesse daraus,
dass er diese Kapitel noch nicht gekannt hat. Aus denen des
wolfenbütteler Codex ist nichts anzumerken. Ich halte sie für die
jüngsten von allen.
Buch XL Kap. 4. §. 64. 435
Viertes Kapitel»
Monte Cassino und die Scliule der Medicin zu Salerno.
§• 64.
M o n t e Cassino.
Die Entwicklung der salernitanisch en Schule der
Medicin gehört zu den merkwürdigsten und einflussreichsten Ereignissen
in der Geschichte der Botanik sowohl wie der Medicin
Aber spärHche und zum Theil trübe Quellen Hessen der Phantasie
der Geschichtsforscher in dieser Region einen breiten Spielraum.
Jedermann beruft sich auf dieselben Zeugnisse, und zieht daraus
andere, denen seiner Vorgänger oft gradezu widersprechende Resultate.
Die Hauptdifl'erenz besteht darin, dass Einige jene Schule
als ein We r k der Benedict iner betrachten, und ihre Anfänge
in dem nicht fern von Salerno gelegenen, vom heiligen Benedfct
selbst gestifteten Kloster zu Monte Cassino zu finden glauben;
Andre dagegen sie für ein weltliches Institut halten, auf
welches die GeistHchkeit wenig oder gar keinen Einfluss geübt
habe. Zur Lösung dieses und anderer Zweifel, so weit dieselbe
überhaupt noch mögHch ist, müssen wir zuvörderst die wirkHch
historischen Zeugnisse der alten Chronisten von dem, was neuere
SchriftsteHer hinzufügten, rein absondern, und genau zusehen, was
eine gesunde Kritik aus jenen entnehmen kann, was nicht. Dass
wir auf diesem einzig richtigen Wege zu weit mehr negativen als
positiven Resultaten gelangen werden. Hegt in der Natur der Sache.
Ich beginne mit Monte Cassino, um von da nach Salerno überzugehen.
Die HauptqueHe für die Geschichte des Klosters überhaupt,
und seine culturhistorische Bedeutung ins besondere, ist die Chron
i c a monasterii Casinensis in vier Büchern, angefangen von
Leo Marsicanus, einem Mönch des Klosters selbst, späterm
seit 1101 Bischöfe von Ostia, daher er oft auch Leo Ostiensis
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