•7 .1
ií
i '"!
f 1
t i«
368 Buch XI. Kap. 2. §. 53.
S t e p h a n 0 8 mit dem Beinamen Magnetes, und erklärte diesen
für den Verfasser unsers Alphabetum empiricum. Seine
Gründe dafür versprach er später bei Herausgabe der griechischen
Chemiker zu entwickeln, was leider sein zu früher Tod vereitelt
hat. Mir war ein Stephanos Magnetes nur aus dem Titel eines
Codex der Colbertschen Bibliothek bekannt, die jetzt einen Theil
der grossen pariser Bibliothek ausmacht. Bei Fabricius lautet
der Titel kurz so: Stephani Magnetis empirica. Cod. Colbert.
1477. Daraus schöpfte ich den Verdacht, Dietz hätte den Codex
in Paris untersucht, und unser Alphabetum empiricum darin wieder
gefunden. Ganz unerwartet bestätigte sich mir diese Vermuthung.
Indem ich einige barbarische Ausdrücke des Alphabetum'
empiricum in Duf r e sne s Glossarium ad scriptores mediae et infimäe
graecitatis'nachschlage, stosse ich unter xovTl^nvßiov plötzlich
auf den griechischen Text der ganzen Stelle, worin das fragliche
Wort vorkommt; eben so bei dem Worte 26%, und zu beiden citirt
Dufresne denselben Cod. Colbert, 1477, Stephani Magnetis empirica.
Ja wer sich die Mühe gäbe, Dufresnes ganzes Werk zu
durchsuchen, fände wahrscheinlich noch mehr dergleichen. Eine
dritte Stelle solcher Art bemerkte ich selbst noch unieridocpodQLov.
Damit halte ich den wahren Namen unsres Verfassers für hinlänglich
fest gestellt; denn wie die Abschreiber den sonst unbekannten
in den bekannteren Namen umändern konnten, begreift sich leicht,
das Gegentheil schwer. Auch kann Dietz, nachdem er die Handschriften
der griechischen Aerzte fast aller bedeutender Bibliotheken
des Continents durchforscht hatte, noch andere Gründe für seinen
sehr entschiedenen Ausspruch gehabt haben; an der Richtigkeit
desselben lässt sich nicht länger zweifeln.
Wann lebte nun dieser Stephanos Magnetes? Darüber fehlt
bis jetzt jedes bestimmte Zeugniss. Aus seinem Buche selbst ergab
sich mir nur so viel. Die arabischen Namen, deren er sich zuweilen
bedient, lassen vermuthen, dass er nicht jünger sei als das ölfte
Jahrhundert, weil Simeon Seth, der erste griechische Arzt arabischer
1) Fabric, bihlioth. graec. X I I , pag, 782,
Buch XL Kap. 2. §. 52. 369
Färbung um 1075 schrieb. Citirt wird er von keinem mir bekannten
Schriftsteller des Mittelalters; denn der Stephanus, dessen
Synonyma Simon Januensis so häufig citirt, muss ein lateinischer
Schriftsteller gewesen sein. Benutzt hat ihn aber, ohne ihn zu
nennen, schon um 1280 Nikolaos Myrepsos, bei dem sich nicht
nur manche ungewöhnliche Benennungen der Arzneimittel des
Stephanos, die ausserdem nur noch bei den Glossatoren vorkommen,
;Sricolao8 am Schluss seiner Sectio XIX beschreibt. So entsprechen
einander:
Nikol. nr. 15 u. Steph. pag. 46 B.
Í5
sondern ganze Composita mit geringer Abweichung wiederlolen.
Am auffallendsten zeigt sich das bei den Decocten, die
55
Nik. nr. 24 u. Steph. pag, 51 B.
55 25 ,, „ „ 10 B.
55
55
55 26 55
55
55
55
55 57 B.
17 „ „ „ 11 B.
20 „ ,, ,, 11 A.
21 „ „ „ 67 A.
Den meisten Decocten setzt Nikolaos jedoch noch etwas zu, was
Stephanos nicht hat, woraus ich schliesse, dass jener diesen, nicht
dieser jenen benutzte Auffallend ist aber bei dem ausserordentlichen
Eeichthum des Stephanos an Arzneikörpern, die sich in
seinem kleinen Buch von nur 76 Blättern in klein Octav zusammendrängen,
dass ihm gleichwohl viele der beliebtesten bei Arabern
und spätem Occidentalen häufig vorkommenden Arzneikörper und
Bereitungsarten fehlen. Ich meine die Syrupe u. dgl m», den
Moschus, die Muskatnuss, das Anakardion, die verschiedenen Arten
des Santalum u, s, w, wiewohl einige derselben sogar schon früher
hin und wieder einmal genannt werden. Dürfen wir annehmen,
dass diese neuen Arzneien im Abendlande eins nach dem andern
allmälig Eingang fanden, so ergiebt sich daraus, das Stephanos
innerhalb der angedeuteten Zeitgrenzen dem Simeon Seth näher
stehen muss als dem Nikolaos Myrepsos, also wahrscheinlich um
1100 schrieb. Für älter halte ich ihn deshalb nichts weil bei Michael
Psellos, der seine Diätetik um 1050 schrieb, die neuern orientalischen
Früchte und Spezereien noch ganz fehlen;
lieber den wahren Antheil des Stephanos Magnetes am, AI«
phabetum empiricum wird uns wohl erst eine nähere Untersuchung
Meyer, Gesch» d. Botanik. III, 24