; il i i
P i
I' > ji
'Ii
I
I
J
•Kt Ii:
i
'4.
\i\ mm
Oelftes Buch.
Neue, auch die Botanik beriihrende Geistesregungen in
den christlich - europäischen Ländern, von Kaiser Karl
dem Grossen bis zu dem Mönch Albert dem Grossen
(ungefähr 800 — 1250).
§. 46.
E i n l e i t u n g .
Zurückgekehrt von den Indern Nabathäern Persern und Arabern
zur Hauptwerkstätte des menschlichen Geistes, dem christlichen
Europa, nehmen wir den anfänglichen Faden unsrer Geschichte da
wieder auf, wo wir ihn am Ende des achten Buchs fallen Hessen,
mit dem Beginn des n e u n t e n Jahrhunderts, Die Araber begleiteten
wir bis in den Anfang des v i e r z e h n t e n Jahrhunderts. Wir
machen also einen Rückschritt von einem halben Jahrtausend: das
w^ollen wir nicht vergessen, wenn wir plötzlich wieder in eine Finsterniss
gerathen, der wir uns bereits entwöhnt hatten. Bald werden
uns wenigstens einzelne Lichtstrahlen auch diesen Pfad erhellen.
Aber immer bunter wird das Gemälde, das sich vor unsern
Augen entrollt. Griechen und Römer oder besser Griechen und
Italiäner, die sich eine Zeit lang nur durch die Sprache unterschieden,
werden einander vornehmlich in Folge der Kirchenspaltung
völlig fremd, und lassen sich daher in der Darstellung ihrer
wissenschaftlichen Thätigkeit nicht mehr zusammenfassen. Ungeachtet
der Herrschaft, welche Konstantinopel noch lange Zeit über
beträchtliche Theile Italiens ausübte, gehörte ein lateinisch redender
Italiäner, der etwas Griechisch, und vollends em Grieche, der
etwas Latein verstand, zu den Seltenheiten, ausgenommen in Unteritalien,
wo beide Sprachen noch eine Zeit lang neben einander im
Munde des Volks fortlebten. Die lateinische Sprache breitete sich
dagegen als Schriftsprache nach Norden zu von Land zu Land
immer weiter aus. Christliche Spanier Franzosen Engländer und
Deutsche schrieben lateinisch, zuweilen nach altrömischen Mustern,
hinter denen sie freilich weit zurückblieben; Andre schrieben zwar
auch lateinisch, doch untermischt mit so viel Wörtern ihrer Muttersprache,
dass sich ihre Nationalität sogleich verräth. Uns wird
unsre Landsmännin, die heilige Hildegardis, em merkwürdiges
Beispiel der Art darbieten. Noch Andre bedienten^ sich
gradezu der Muttersprache; sogar einen Armenier, der armenisch,
dnen Dänen, der dänisch schrieb, werden wir in dieser Periode
kennen lernen, und dass wir in Bezug auf Botanik in so früher
Zeit weder englische noch deutsche Bücher aufzuführen haben liegt
wohl nur daran, dass sie noch ungedruckt in den Bibhotheken
stecken. Einer gegen das Ende des neunten Jahrhunderts durch
König Alfred den Grossen veranlassten angelsächsischen
Uebersetzung des sogenannten Apulejus Platonicus de herbis erwähnte
ich schon im vorigen Bande Seite 322; und dass es auch
deutsche Schriftsteller über Heilmittel gab, verrathen schon die
zahlreichen Glossen zur Erklärung lateinischer Pflanzennamen m
deutscher Sprache, die von Hrabanus Maurus (f 856) an bis zur
Erfindung der Buchdruckerkunst immer häufiger werden.
Da nun in dieser Periode weder der frühere Grieche auf den
spätem Lateiner, noch der frühere Lateiner auf den spätem Griechen
merklich einwirkte, so werde ich die Schriftsteller vomehmlich
nach den beiden Hauptsprachen sondern, ihnen aber den ganz
isolirt dastehenden Armenier voranschicken, wiewohl er nicht der
älteste ist. Er schliesst sich noch am natürlichsten einerseits an
die arabischen Reisenden, andrerseits an die Griechen, die seme
Muster waren. Der eben so isolirt stehende Däne, von dem ich