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Buch XL Kap. 3. §. 63.
Schriftsteller, der ihn citirt, wahrscheinlich Matthäus Platearius der
Verfasser des sogenannten Circa instans, den Eenzi zwischen die
Jahre 1130 und 1160 stellt. Dieser erklärt im Artikel Absinthium
den Wermuth für ein Schutzmittel der Kleider und des Papiers
gegen Motten, und beruft sich dabei unsern gedruckten Ausgaben
zufolge auf Dioskorides und M a e r o b ins. Statt des letztern ist
jedoch sehr wahrscheinlich Mac er zu lesen; denn Macrobius sagt
das nicht, wohl aber Macer, und statt des vollen Namens steht in
der breslauer Handschrift des Circa instans, der ältesten und besten,
die wir kennen, die Abbreviatur Mac., die weit eher Macer als
Macrobius bedeuten kann. Allein ein beträchtlich älteres Citat hat
Renzi übersehen. Der schon im Jahr 1112 gestorbene Sigebert
u s Gemblacensis sagt im Büchlein von den kirchlichen Schriftstellern
: , ,Macer scripsit metrico stilo librum de viribus herbarum,"
nnd er stellt ihn unter die altern Schriftsteller; vor Macer stellt er
einen Schriftsteller des sechsten, nach ihm gar einen des fünften
Jahrhunderts. Man sieht daraus, was auch ausserdem bekannt ist,
dass bei den altern Schriftstellern die Eeihenfolge, die er beobachtet,
keine Zeitfolge bedeutet; allein so viel wage ich doch daraus
zu schliessen, dass der Verfasser des metrischen Kräuterbuchs
nicht zu seiner Zeit, noch auch kurz vor derselben gelebt haben
kann. Auch das Regimen sanitatis Salerni, wahrscheinlich 1101
bekannt gemacht, muss hiernach jünger sein als Macer Floridus.
Nimmt man dazu noch, was Renzi selbst bemerklich macht, dass
sich unter den vielen Citaten, mit denen Macer Floridus prunkt,
weder ein Araber, noch Constantinus Africanus noch sonst ein
Salernitaner befindet, so wird man nicht gut umhin können, ihn
für älter als die salernitanische Schule zu halten. Noch ein Argument,
was sich später ergeben wird, kann ich vorläufig nur andeuten.
In unserm Gedicht, wie unpoetisch es sein mag, lässt sich des
Verfassers Streben nach Effect, sein Buhlen um Beifall nicht verkennen,
unzweifelhaft war es für die OeiFentlichkeit bestimmt.
1) Sigebertus G emblac ens i s de sciptoribus ecclesiasticis, cap. 13, abgedruckt
unterandern in Fabricii hibliotheca ecclesiastica, Hamburg 1718 in fol,^
•wo diese Stelle pag. 94 steht.
Buch XI. Kap. 3, §. 63. 433
Bald wird sich zeigen, wie wenig das mit dem Geist der salernitanischen
Schule übereinstimmte.
Von dem fast nur praktischen Inhalt des Gedichts brauchten
wir Botaniker kaum Notiz zu nehmen, stände es nicht so vereinzelt
da in seiner Zeit, Denn Walafrid's Gärtlein lässt sich hinsichtlich
des Pflanzenreichthums mit diesem Gedicht gar nicht vergleichen.
In 77 Kapiteln handelt es von eben so viel meist wohlbekannten
Pflanzen. Ein Verzeichniss derselben ist hier überflüssig,
da Choulant in den Prolegomenen seiner Ausgabe pag. 5 W. efn
solches mit vielen literarischen Nachweisungen, und zudem noch
ein sorgfältig gearbeitetes Register lieferte. Nur vier vermuthlich
nicht früher vorkommende Namen hebe ich aus.
B a r r o c u s , vers. 1641, soll der landesübliche Name des Melissophyllon
der Griechen, d. h. unsrer Me l i s s a officinalis sein.
Matthäus Sylvaticus hat in seinem Wörterbuch Barocho mit
derselben Erklärung.
E l e n i u m und Eina, vers. 1489; so soll von den Griechen die
Enula genannt werden, also unsre Inula Helenium; offenbar
Corruptionen von Helenion und Helena.
M a u r e l l a , nach andern Lesarten Morella oder Maureola,
vers 1918, soll der lateinische Name des griechischen Strychnos,'
d. h. unseres Solanum nigrum sein. Matthäus Sylvaticus hat
Maurella, und citirt dazu den ganzen Vers unsres Macer. Noch
jetzt lebt der Name in Italien eben so wie in Frankreich.
P a r a t e l l a , vers. 1993, soll der gewöhnliche Volksname für Lapathum,
unsern Ampfer sein. Französisch noch jetzt Parelle,
spanisch Paradella. Im Italiänischen finde ich ihn nicht angegeben,
und das ist der einzige der von Choulant angeführten
Namen, die im Französischen fortleben, ohne dass ich sie zugleich
im Italiänischen nachweisen kann. Da er jedoch wenigstens
zugleich spanisch ist, kann ich auch in ihm keinen Beweis
für des Verfassers französische Abkunft erblicken.
Einige Handschriften und Ausgaben des Macer Floridus enthalten
noch verschiedene Kapitel, die in ältern Handschriften fehlen,
und sich, wie Choulant bemerkt, auch durch die Sprache, den
M e y e r , Gesch. d. Botanik. III. 28
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