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460 Buch XI. Kap. 4. §. 65.
Jahrhunderts, war nach Christophorus de Honestis^) ein
reicher und vornehmer Mann,' „p le nus divi ti i s et ex nobili
sanguine procreatus. Von einem andern berühmten salernitanischen
Meister, namens Maurus, der gegen Ende desselben Jahrhunderts
blühete, singt Aegi diu s Corb o l i ens i s 2), nachdem er kostbare,
dem Armen versagte, aus ächten Perlen bereitete Arzneimittel beschrieben,
und sich dann tröstend an die Armen selbst wendet:
An quia deficiunt species et aromata desunt,
Codrizat tua, Codre, salus? Dejecta fatiscit
Corporis integritas, quia te praesent i a Mauri
S p l e n d i d a non récréât, multo spectabilis auro?
Das Gelübde der Armuth band also die salernitan
i s c h e n Aerzt e nicht, eben so wenig das der Keuschh
e i t . Das beweist augenscheinlich die Familie der P l a t e a r i er,
von der wenigstens drei Generationen nach einander, Männer und
Frauen, Väter Mütter und Söhne zu den salernitanischen Meistern
und Meisterinnen gehörten. Dasselbe beweist folgende Nachricht,
die uns Mazza 4) liefert, und der wir, da sie einer Urkunde
entnommen ist, vollständigen Glauben schenken dürfen. Er sagt:
„Laurea etiam Doctoralis Constantia Calenda, filia Salvato
ri s Prioris Salernitani et Neapolitani Collegii, fuit insignita,
quae nobilis et erudita mulier cum Baldassere de Sanctomango
de Salerno nupta fuit, ex Eegistro liegiae Siclae sub
Joanna II, sign. 1423, fol. 20 at., ut refert Toppius." Da haben
1) Chris to-ph ori de Honestis expositio in antidotarium Mesues, praefatio,
in Mesuae opera, Venetiis apud Valgrisium 1562 in fol., fol. 92 A'
2) Aegidii Gorbolieusis de laudibus et virtutibus compositorum medicaminum
Uber II, vers, 99 sqq., in Ejus dem carmin, medie., edid. Choulant, Lipsiae
1826, pag. 79.
"0) Die Verwandtscliaftsverhältnisse der Platearier, die sich aus den Citationen
zweier, deren Schriften wir noch besitzen, ableiten lassen, wurden
gleichzeitig von H en schei und Renzi untersucht, und etwas verschieden
aufgefasst. Beide Auffassungen stellte Renzi in seiner Collectio \Salernitana
I, pag. 230 sqq. zusammen. Für unsern gegenwärtigen Zweck ist das Eingehen
in diese Untersuchung überflüssig,
4) Mazza, in Graevii thesaurus tom. I X , pars IV, pag. 63.
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wir also einen verheiratheten Prior, Vorsteher der salernitanischen
Schule i); denn als promovirte Doctorin musste seine Tochter
nothwendig aus legitimer Ehe entsprangen sein; — und die
Tocher selbst, eine jener viel besprochenen salernitanischen Frauen,
keine Nonne, sondern gleichfalls verheirathet. Man wende nicht
ein, diese Beispiele gehörten einer spätem Zeit an . als die, auf
welche ich für jetzt die Untersuchung beschränken wollte. Es ist
wahr, die Platearier reichen aus dem ölften bis tief ins zwölfte
Jahrhundert herab, und die Königin Johanna von Neapel, zu deren
Zeit Constantia Calenda lebte, regierte gar erst 1343-1382. Allein
was die Kirche einmal besitzt, hält sie fest; war die salernitanische
Schule in dieser spätem Zeit ein weltliches Institut, so muss sie
es von je her gewesen sein; eine Säcularisation derselben, hätte
sie jemals stattgefunden, hallte sicher wieder aus allen Chroniken
nicht, nur, sondern selbst aus päbstKchen Bullen. Wer noch mehr
Bestätigung verlangt, findet sie in Häser s zu Anfang des Paragraphen
nachgewiesener Abhandlung. War Huber der erste, der
die Behauptung aufstellte, die salernitanische Schule wäre eine weltliche
Anstalt gewesen, so gebührt Häsern das Verdienst, den
Beweis dazu geliefert zu haben; und fand seine Arbeit nicht ganz
den Beifall, den sie verdiente, so lag der Grund wohl nur darin,
dass er den starken zu viel schwache Gründe voranstellte. Auch
E e n z i , früher einer der eifrigsten Anhänger der entgegengesetzten
Meinung 2), unterzog den Gegenstand, sobald er von Häsers Arbeit
gehört, doch ohne sie selbst zu kennen, einer neuen Prüfung, und
erklärte sich mit wenigen Worten ungefähr aus denselben Gründen,
die ich geltend machte, für den weltlichen Charakter der Anstalt.
Ich komme jetzt zum Beweise meiner dritten Behauptung:
e i n e öffentliche Lehranstal t war die salernitanische
1) Nach B.enziy collecU Salern. 7, pag, 371 sq. war der Vater zwar früher
Mitglied der salernitanischen Schule, ging aber nach Neapel , und ward
d o r t erst Prior des medicinischen Collegiums dieser Stadt, Gleichwohl zählt
ihn Renzi/»cE^r. 412 auch zu den Prioren der s a l e rni t ani s che n Schule.
%) Renzi storia della medicina in Italia pag, 82] collectio Salernitana /,
pag, 119^ und an mehrern Stellen beider Werke. Vergi. Collect. I I I . p, 519.
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