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102 Buch X. Kap. 2. §. 12.
Zweites Kapitel.
U e b e r die Periode der Abbas iden und spanis
c h e n Ommajadeni m Allgemeinen.
§• 12.
Z u r Charakteristik der arabischen Li teratur dieses
Z e i t a l t e r s überhaupt.
Habe ich es gleich unmittelbar nur mit der botanischen Literatur
zu thun, so hat doch die arabische Literatur überhaupt, obgleich
sie nichts weniger als rein national ist, ein so scharfes eigenthümliches
Gepräge, dass die Betrachtung dieser und der Verhältnisse,
unter denen sie sich ausbildete, auch das Verständniss jener
wesentlich fördern muss.
Der Islam in seiner Starrheit, der Fanatismus, den er seinen
Bekennern einflösste, als Folge davon die unaufhörlichen Eroberungskriege
an den Grenzen, im Gefolge anderer Ursachen, die ich übergehe,
die blutigen Familienzwiste und bürgerlichen Parteikämpfe
im Innern; dazu nach kurzer Dauer des Chalifats der Druck eines
unerhörten Despotismus und das verderbliche Beispiel tiefster Sittenloslioi
keit,' rohester Gewinn- und Genusssucht am Hofe der Ghalifen,
wie in den Palästen ihrer Günstlinge; ferner der tief eingewurzelte
Hang des eigentlichen Stammvolkes zum Wanderleben,
dem der Zeltaraber oder Beduine bis auf den heutigen Tag nicht
ent s aOf t e^, und woran der handeltreibende Städtebewohner durch
seine häufigen und langen Karavanenzüge, so wie fast jeder Moslim
durch die pflichtmässigen Pilgerfahrten nach den heiligen Orten
theil nahm; endlich die zügelloseste Phantasie einer-, und
andrerseits die engste Beschränkung auf die unmittelbaren Bedürfnisse
des Lebens: das alles begünstigte die Wissenschaft nicht,
sondern trat ihr mehr oder weniger schroff entgegen. Fand sie
dennoch Aufnahme Gunst Pflege Heimath unter den Arabern, so
liegt darin zunächst nur ein neuer Beweis ihrer Unsterblichkeit und
B u c h X. Kap. 2. §. 12. 103
des unverwüstlichen Dranges, der die Menschen nach jeder Verirrung
jeder Verwilderung stets wieder zu ihr zurückführt.
Als vornehmstes Hemmniss kommt der Islam in Betracht.
Wer kennt nicht die von Abul Farag M uns aufbewahrte, ihm so
oft nacherzählte Sage von Omar, dem zweiten Nachfolger des Profeten
? Nachdem sein Feldherr Amrü, so wird erzählt, Alexandrien
erobert hatte, erbat sich der griechische Grammatiker Johannes
die in der Stadt erbeuteten philosophischen Bücher. Amru, der
ihm wohlwollte, und von den Büchern keinen Gebrauch zu machen
wusste, hatte nichts dagegen, nur meinte er erst Omar's Befehle
einholen zu müssen. Dieser erwiederte: „Entweder stimmen
die Bücher, von denen du schreibst, mit dem Koran überein, oder
nicht. In jenem Fall genügt dieser, in diesem taugen sie nicht.
Also vernichte sie." - Dieselbe Geschichte erzählt Ibn Chaldän-)
von Said Ben Abi Waqäsz, dem Eroberer Persiens für den Chalifen
Omar, und von der gesammten persischen Literatur, die er
aus demselben Grunde auf Omars Befehl vernichtet haben soll.
Ein persischer Historiker 3) überträgt sie mit noch allerlei Specialitäten
auf Abdallah Ben Taher, Statthalter von Choräsän zur Zeit
der Abbasiden. Ihm sei zu Nischapur ein Buch überreicht, heisst
es. — „Und was enthält es?" fragte der Amir. — „Die Liebe
Wamik's und Adhra's, einen trefflichen, dem Könige Nuschirwan
von dem weisen Verfasser gewidmeten Roman." — „Also ein Buch
der Magier. Wir lesen nur den Koran und die Ueberlieferungen
des Profeten." — Sofort befahl er dies und alle persischen Bücher,
die man in seiner Provinz fände, in's Wasser zu werfen. Der Erzähler
fügt hinzu, das sei der Grund, warum man bis auf Samanis
keine persischen Gedichte fände. — Mögen das Erdichtungen sein,
jedenfalls bezeichnen sie und ihre öftere Wiederholung den Standpunkt
des ächten Moslim's der Wissenschaft gegenüber und den
Widerstand, den der Koran ihrer freien Bewegung entgegenstellte.
1) Ahulphar agii hist, dynast, pag. 114.
2) Bei Haji Khalfa, edid. Fluegel, vol. I I I , pag. 90.
3) Bei de Sacy in dessen Uebersetzung des Ahd-Allatif pag. 528.
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