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 getroffen.  —  Sie  soll  blofs  auf  dem  trockenen  
 Lande,  und  zwar  im  Walde  leben,  auch  habe  
 ich  sie  nur  da  beobachtet.  —  Sie  schreitet  
 langsam  auf  ihren  dicken  Stelzenfüfsen  einher  
 und  zieht  ihre  Glieder  ein,  sobald  etwas  Fremdartiges  
 sich  zeigt.  •—  
 Ihre  Nahrung  nimmt  sie  aus  dem  Pflanzenreiche  
 und  frifst  vorzüghch  abgefallene  reife  
 Baumfrüchte,  deren  Mannichfaltigkeit  sehr  grofs  
 istj  bei  diesem  Geschäfte  scheint  sie  der  Zähne  
 zu  bedürfen,  von  welchen  weiter  oben  geredet  
 worden  ist.  —  In  der  heifsen  Jahreszeit  bildet  
 sie  einen  Haufen  von  trockenen  Baumblättern  
 und  legt  zwölf  und  mehrere  Eier  hinein.  Die  
 Jungen  sind,  wenn  sie  aus  dem  Ei  kommen,  
 gelblich  von  Farbe  und  ihr  Panzer  ist  noch  
 weich.  Diese  jungen  Thiere  besonders,  aber  
 auch  die  alten,  haben  mancherlei  Feinde.  
 Das  alte  Thier  soll,  ungeachtet  seines  starken  
 Panzers,  von  den  grofsen  Katzenarten  häufig  
 aufgesucht  und  verzehrt  werden.  —.  Die,  der  
 Wälder  und  ihrer  Naturerscheinungen  kundigen  
 Indianer  versichern,  dafs  die Unze,  wenn  sie  eine  
 solche  Schildkröte  finde,  dieselbe  auf  die  Spitze  
 stelle  und  mit  den  langen  Klauen  das  Fleisch  
 nach  und  nach  aus  dem  Panzer  hervorziehe  5  ^  
 davon  sollen  die  im  Walde  einzeln  zerstreuten  
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 Gehäuse  herrühren,  welche  wir  selbst  öfters  
 fanden,  auch  ist  die  Sache  sehr  wahrscheinlich,  
 da  diese  ausgeleerten  Panzer  an  ihrer  Spitze  oft  
 etwas  abgebissen  und  eröffnet  waren.  -—  Auch  
 V.  Humboldt  bestätigt  dieses,  indem  er  von  den  
 Niederlagen  erzählt,  welche  diese  Katzen  unter  
 den  Schildkröten  {T.  Arrau)  des Orenoco  anrichten. 
   Da diese Schildkröten  keinen  unangenehmen  
 Geruch  haben, so werden  sie von  den  Portugiesen,  
 Negern  und  Indianern  gegessen,  sind  auch  zu  gewissen  
 Zeiten  sehr  feit.  In  manchen  Gegenden,  
 z.  B.  am  Flusse  llheos,  hält  man  sie  defshalb  
 in  kleinen  runden  ,  mit  senkrecht  eingeschlagenen  
 Pfählen  eingefafsten  Zwingern,  um  sie  bei  
 Gelegenheit  zu  benutzen.  —  Man  kann  sie  im  
 Hause  sehr  leicht  mehrere  Jahre  lebend  erhalten, 
   in  einen  Kasten  gesetzt,  fressen sie  sogleich  
 Bananen  ,  die  sie  besonders  lieben  ,  Blätter  und  
 mancherlei  Früchte.  Berührt  man  sie,  so  ziehen  
 sie  sich  in  den  Panzer  zurück  und  blasen,  
 wie  die  Gänse,  aus  der  Kehle,  auch  habe  
 ich  nie  eine  andere  Stimme  von  ihnen  gehört. 
   —  
 Obgleich  man  nicht  nöthig  hat,  besondere  
 Fanganstalten  auf  diese  hülflosen  Thiere  einzurichten, 
   da  man  sie  im  Walde  häufig  und  ohne  
 alle  Mühe  auflesen  kann,  so  fügt  es  sich  doch  
 üli