— 216
aufwärts erstrecken, wefshalb man sie auch wohl
Cohra de Veada (Rehschlange) benennt 5 Amphibien
, Schlangen, Frösche und dergleichen
sollen sie ebenfalls nicht verschmähen, allein
gute wahrhafte Jäger in Brasilien lachen, sobald
man fragt, ob sie auch dem Menschen gefährlich
sind. —• Der rohe Haufe des Volks giebt
wohl häufig abentheuerliche Erzählungen von
diesen Thieren, die aber durchaas keinen Glauben
verdienen und von gründlichem Beobach"
tern mir immer widerlegt wurden. Die Jäger
im Walde finden nicht selten eine solche Schlange,
vind geben ihr einen Schufs grober Schroten,
welcher sie sogleich zu Boden streckt» Ein
solcher Jäger erzählte mir, dafs er einst, im
Walde jagend, seinen Hund schreien gehört,
und als er hinzugekommen sey, denselben von
einer grofsen Jihoya in den Schenkel gebissen,
umschlungen und schon dergestalt gedrückt gefunden
habe, dafs er aus dem Halse geblutet 5
der Hund war durch einen Schufs schnell befreit,
konnte sich aber erst nach langer Zeit
wieder erholen. Die Haut zieht man dem Thiere
immer ab, sobald man es getödtet IiQt^ auch
pflegen die Brasilianer dieselbe zu gerben, um
Süefelj Satteldecken und dergleichen daraus zu
bereiten. — Das Fett wird benut^t^ welches
— £17 —
man zu gewissen Zeiten des Jahres in Menge
in den Eingeweiden findet. •—• Oefters fangen
die Brasilianer die Schlangen mit Schlingen^
wenn sie die Erdhöhle gefunden haben, in
welcher sie sich gewöhnlich zu verbergen pflegen;
dieses erkennt man an der Glätte des Einganges,
wo der dicke schwere Körper stets seine
Spuren hinterläfstj man bringt alsdann in dem
Eingange des Loches Schlingen an, wo sich das
Thier gewöhnlich fängt, nachher aber in dieser
Lage gewaltig anstrengen und winden soll. —'
Neger binden die Haut gegen mancherlei Krank-'
heiten um ihren Unterleib. —•
Man hat diese Art häufig mit andern verwechselt,
und Daudirij der in diesem Zweige
der Zoologie viel Verdienst hat, irrt ganz gewaltig
in dieser Hinsicht. — Alle Synonymen,
welche auf einen Aufenthalt im Wasser deuten,
entferne man von dieser Speeles, und gebe sie
der Boa scytale Linn, oder Anacondo Daud.~—>
Ueberaus unrichtig besonders ist die Beschreibung,
welche Lacepède von ihr giebt, hier ist
alles Abentheuerliche und Unglaubliche zusammengesucht,
was nur je übertreibende Reisende
in dieser Hinsicht gefabelt haben können,
auch ist die Färbung höchst unrichtig geschildert.
—