166 SYRA.
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Kaufläden, aber selten g u t, englisches wird zwar überall an-
gehoten, doch gab es bis 1837 noch kein ächtes; französisches,
wenn’s auch Musketenpulver wäre, ist noch das beste.
Schrot war, weil die Zugvögel im nahen Herbste kommen,
je tz t in grösser Menge da, aber grösstentheils feine Sorten,
etwas später ist oft aller aufgekauft; ich verlangte Schrot,
wurde aber gleich g e fra g t, wie viel ich brauchte, denn
man wollte mir nur einen Sack mit 10 Pfund verkaufen. So
ging es ancli mit Leinwand, ich verlangte 20 Ellen ru s sische
Leinwand, sollte aber das ganze Stück, was 90 Ellen
hielt, kaufen, und bekam daher in diesem Laden keine. Schokolade
war nicht zu finden. Thee, russischer und ostindischer
von guter Qualität, ist nur in der Apotheke des Herrn Pietro
Carbone et Comp, zu bekommen, wo überhaupt arzneiliche
Stoffe, meist in grösseren Quantitäten verkauft werden, wie
mau sie bis nach T rie st und Italien so vollständig und dabei
von so guter Qualität und doch billig nicht bekommen kann.
Auch mein zweites Thermometer war zerbrochen, aber selbst
bei allen Italiänern fand ich kein andres zu kaufen. Es giebt
hier eine bedeutende Nudel-Fabrik, ein Artikel, der sehr beliebt
is t, auch guten feinen Gries findet man daselbst. Es
werden ferner gute Schiffszwiebacke in Syra gebacken.
Der untere Theil der Stadt besteht meist nur aus Kaufläden,
Kaffeeläden, Arbeitsläden von Schneidern, Posamentiere
rn , Schuhmachern u. s. w. und Speisehäiisern. Im obern
Theil der Stadt wohnen die vornelimern Familien. Im westlichen
Theil der Hauptstrasse sind viele Glas- und Porzellan-
Handlungen und dann folgen die Gemüsebuden, wo man aber
auch gesalznen Fisch, schwarzen und gelben Caviar, Schinken,
geräuchertes Fleisch u. a. m. findet; nördlich zur Seite der
Hauptstrasse wohnen in schmalen engen Gässchen T rödler mit
alten Gewehren, Waffen, geschliffenen Steinen u. a. m., und
Kupferschmiede, welche die in der Türkei erkauften Kessel,
Schalen, nun h ie r etwas weiter aiisarbeiten, ausbessern, verzinnen;
weiter westlich, wo sich der felsige Boden hebt,
wohnen viele Schmiede, welche grosse Quantitäten Eisen verarbeiten,
die leider bis je tz t noch alle aus dem Auslande bezogen
werden.
In der nächsten Strasse hinter der Hauptstrasse befindet
sich die Nomarchie; Syra ist nämlich der Sitz des Gouverneurs
der Kykladen, nahe dabei ist die Apotheke des Hrn.
P. Carbone, Gasthäuser giebt es h ie r, bis je tz t, auch nicht
Ein erträgliches. Es sind meist Speisehäiiser mit schlechten
Zimmern.
Das meist kahle Glimmer chiefergebirg, auf welchem die
Stadt gebaut is t, h ebt sich nördlich, und in diesem obern
Theile der Stadt wohnen, wie gesagt, die vornehmem Familien,
östlich steht eine kleine, aber sehr wohl eingerichtete
Caserne fü r 30 Mann Gensdarmes, denn in Syra wohnt der
Mirarch (Hauptraann) der Gensdarmerie für die Kykladen.
Diese 30 Mann sind niemals beisammen, mul wären sie es
auch, so sieht man wohl, dass die Verwaltung in der Stadt
gut is t, indem sie die als unruhig bekannten Einwohner, und
besonders das viele wilde Seevolk, was so verschiednen Blutes
h ie r zusammenkommt, mit so wenig ausübender Gewalt in
guter Ordnung hält. Noch weiter östlich hinauf sind die
Häuser bis an die dort steil iii’s Meer abfallenden Felsen
gebaut. Im nordöstlichsten Theil der Stadt ist der Boulevard,
ein ziemlich grösser, offener, ebener P la tz , an welchem ein
P aar Kaffeeläden angebaut sind, die den Platz mit einer Menge
Stühle versehen; hier pflegt die vornehme und schöne Welt,
besonders im Mondschein in kühler Seeluft zu spatzieren; von
hier streckt sich ein höheres, felsiges Cap östlich ans Meer,
wo es in steilen Klippen e n d e t, auf ihm stehen einige grosse
Windmühlen mit thiirmartigem gemauerten U nterbau; im westlichen
Theil der Stadt ist eine grosse griechische Kirche,
dann folgen noch westlicher kleinere Wohnhäuser, und an der
nordwestlichen Grenze der S tad t, die mit rothen Nummern
bezeichnet is t, wohnen die mitleidigsten Seelen von Syra.
Das Wasser muss aus Brunneu weit hergeholt werden
und wird daher nach der Grösse der Krüge verkauft.
Nördlich hinter dem westlichsten Ende der Stadt hebt