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Alittc des Zimmers gestellten Tiscli, und nahm meinen Jagdhut
ab, denn da es hier Sitte is t, dass alle die rotheii Mützen
(Fesl) auch im Zimmer aufbehalten, so liess man mir keine
Ruhe, bis ich aucli meinen grossen H u t, den ich nach dem
Eintritt weggelegt h a tte , wieder au fsetz le, womit mir freilich
kein Gefalle geschah, da ich nur vor Sonne mul Regen den
Kopf zu schützen, ihn bedecke, sonst lieber unbedeckt bleibe.
Als ich meinen Jagdhut abgenommen, glaubten alle, es werde
ein Gebet gehalten werden und nahmen ehrerbietig ihre F e s i ab,
ich muste rte, was fü r Gewächse auf meinem Hute von der
letzten Excursion im breiten Bande steckten. Ich nahm einen
weissen Crocus und fragte den Gouverneur, welcher der alten
Griechen Symbole am meisten kannte: Was bedeutet diese
Blume*? Es ist die Blume des F rühlings, sagte er. Ganz
recht. Hellas lag im Winterschlafe. König OTTO ist’s , der
dem neuen Griechenland den Frülding brachte. Darum lebe
König OTTO h och, Hurrah. Da kam doppelt Lehen unter
alle und von der Gallerie stiegen die alten und jungen Frauenzimmer
h e rab , um näher zu sein. Hierauf nahm ich einen
kleinen Olivenzvveig und sagte: Ich brauche nicht zu erklären,
dass diess vom Baum des Friedens kommt. König OTTO hat
Griechenland den Frieden gebracht, drum lebe König OTTO
hoch, Hurrah! Ein grösser starker Suliote hob mich um den
Leib gefasst so hoch e r konnte, dass ich über allen die Gesundheit
trinken musste. Je tz t fand sich nichts mehr auf meinem
Hute als ein Kiefernzweig, ich zeigte ihn und sagte:
wenn Kiefernwald die kahlen Berge einst überzieht, so ist in
den Thälern und in den Ebenen gewiss alles cultivirt, möge
König OTTO es vollbringen! E r lebe h och, Hurrah! Die
Männer schüttelten sich mit gutem Wunsch die Hände. Es
war Mitternacht, der Ball war beendigt, alle waren herzlich
gestimmt, jed e r zu wirken zum allgemeinen Zweck mit allen
seinen Kräften. Möge lange diese Stimmung in ihnen fo rt-
lebeii.
Ich musste in Skopelo auf Regierungspapiere warten und
hemilzte daher die Z e it, Chiliodromia zweimal zu besuchen,
ja ich wurde auch das dritte 31al an diese Insel durch Sturm
geworfen mul untersuchte die dortigen alten Gräber, alles
dieses werde ich mm ungetrennt in der Beschreibung von je ner
Insel zusammenstellen. Zuvor giebt es aber noch etwas
zu beschreiben.
Die Felseninseln Ajio Georgio.
Etwa auf dem halben Wege zwischen den Inseln Skopelo
und Chiliodromia heben sich zwei dunkle Fe lsen , der nächste
nach Skopelo zu wird je tz t A j i o G e o r g i o , nach einem
kleinen, diesem Heiligen gewidmeten Kloster genannt. Es wohnt
hier ein Mönch. Unter ein Paar kleinen Häusern befinden
sich einige Terrassen mit Weinstöcken bepflanzt, um das
Häuschen herum und herab am Felsen stehen grosse indianische
Feigen. Klein ist der Raum, auf dem sich der Möncli
bewegen kann, er lebt da abgeschlossen von der rauschenden
W e lt, hier rauscht nur das Meer und auch ohne Rast.
Dieser so wie der benachbarte Felsen bestehen aus dunkelgrauem
Thonschiefer und sind mit dichtem weissen Kalk
bedeckt, der andere Felsen zeigt schwarze S treifen, es sind
einige Schichten grauschwarzen Thonschiefers, er enthält auf
den Ablösungen kleine Glimmerblättchen, braust etwas mit
Säuren, und eignet sich zu Wetzsteinen.
Auf den denselben rechtwinklig dnrchschneidenden Klüften
zeigt sich hin und wieder ein Punkt von Schwefelkies.
Diese dunkel gefärbten Schichtungen streichen h. 3 und fallen
36« in Süd. Zwei derselben sind 1 | Lr. mächtig, etwa
J- Lr. stark und durch mächtige Kalksteinschichten getrennt.
Das Schiefergehirg ist mit Kalkstein bedeckt. Dieser Felsen
wird auch Ajio Georgi genannt, aber mit dem Zusatz micro,
der kleine. Ein Paar Adler belebten die Spitze des öden
Felsens.