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kelir diese Brocken weiter aufwärts in dem breit geöffneten
Thale, konnte aber die Einlagerung nicht finden.
Diese sanft ansteigende Ebene, die Äl e s s a t h i genannt
wird, ist mit fruchtbarem, gelben, thonigen Erdboden hinreichend
bedeckt, und hier Platz sich anzusiedeln fü r einige
Hundert Familien, mir Wasser fehlt; unterhalb ist ein ziemlich
guter Hafen.
Von hier aus führt der Fussweg weiter über ödes Kalkgebirg
nach dem grossartigeii Hafen t r i s b u t s c h e s (les trois
houches), der drei Mündungen oder Eingänge hat , welche
durch vorliegende Inseln gebildet werden.
Weisser Marmor mit rothen Streifen.
Das Kalkgebirg war bisher dichter w eisslicher Kalk, am Hafen
tris butsches ist er weiss, krystallinisch, körnig und mit, durch
rothes Eisenoxyd gefärbten, dünnen, oft gekrümmten Thonschieferlagen,
welche der Haiiptrichtung der Bänke parallel liegen,
durchzogen, diess hat daher im Alterthiim Anlass gegeben,
ihn als Marmor zu Säulen anszuhaiien. Zu unterst an der
westlichen Küste liegt, wie am Hafen Linäri, Glimmerschiefer,
der hier aber ganz dünn geschichtet ist.
Das Gebirg giebt kein Wasser, die Alten haben daher
auf einem flachen Abhange des Gebirges eine g r o s s e C i -
s t e r n e angelegt, weil eine Menge Menschen hier in den Marmorbrüchen
arbeiteten und Schiffe ankamen, den ausgehauenen
Marmor abzuholen.
Diese Cisterne ist noch wohlerhalten und grossartig geb
au t, man hat ziemlich in der Mitte ihrer Decke ein Loch
niedergebrochen, um auf den Schutt herabsteigen zu kömieii;
sie ist gegen 3 Lr. tie f, liegt aber voll Schutt und eiuge-
schlemrate Erde. Der innere Raum ist viereckig, jede innere Seite
gegen 50Fuss lang, durch zwei von W. nachO. längs durchlaufende
3Iauern wird sie in 3 gleich grosse lange Gewölbe getheilt. Diesen
ist in d erMitte durch grosse Bögen grössere Festigkeit gegeben.
In je d e r Hälfte der beiden Längsmauern befindet sich ein
Alannshoher und gegen 1 Lr. breiter Bogen, so dass der Raum
der ganzen Cisterne durch diese 4 Bögen in Verbindung gesetzt
ist. Der 3Iörtel der Seitenwände ist noch wohl erhalten.
Die Cisterne wäre leicht zu reinigen und in Stand zu
setzen.N
icht weit von dieser Cisterne südwestlich sieht man die
Trümmer eines zerstörten Klosters und alte Marmor-Säulen.
Nördlich von der Cisterne gelangt man in eine Schlucht,
in welcher ein grösser 3Iarmorbruch ist und viele mächtige,
rund behauene, zur Abfahrt fertige Säulen liegen, auch am
Strande findet man noch eine Menge Säulen, die nicht abgefü
h rt wurden.
Von der Cisterne den Abhang höher hinauf kommt man
in einen ziemlich grossen Marmorbriich, der Marmor zeigt
sich von aussen mit gelbem eisenochrigen Ueberzug, welcher
durch die vielen, zuweilen in dem schön weissen Marmor nah
neben einander liegenden b räu n lich -ro th en Eisenoxydhaltigen
thonigen Schieferlager bewirkt w ird, diese sind zwar im Allgemeinen
der Schichtung der Bänke, welche in Osten fallen,
parallel, aber machen im Kleinen mancherlei Krümmungen und
geben daher dem Marmor eine ro th e , hin und wieder flase-
rige Streifung, wodurch dieser Marmor sich besonders zu Säulen
gut eignet, die im Alterthura sehr beliebt waren. Die noch
liegen gelassenen Säulen, der grosse Aushieb, die kolossale
Cisterne beweisen, dass einst hier grösser Verkehr war.
Es wunderte mich s eh r, als ich nachher weder in Griechenland
, noch in den beiden Troja Säulen von dergleichen Marmor
wiedersah, man soll sie jedoch nicht selten in Italien sehen.
Strabo erwähnt. Buch 9. S. 4 3 7 , dass Skyro berühmt war
durch die reichhaltigen Gruben von karystischem, deukalischen,
synnadischen und hierapolitischen Steine; ferner durch sehr
vielen gesprenkelten Marmor, von dem man zu Rom ganze
Säulen und Tafeln aus einem Stück habe, und den man daselbst
so hoch schätzte, dass durch ihn der weisse Marmor das
Ansehen, in welchem er sonst stand, verloren hatte.