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tig und fanden den Bivouak verlassen, sie eilten den auf ihre
Schiffe sich zurückziehenden Türken nach, erreicliten sie noch,
ehe sie an den Strand gelangt waren, schossen eine Menge
nieder und wurden mir durch die Schiffskanonen ahgehalten,
sie ganz abzuschneiden. Ich sah jenen Democheronten, einen
alten schätzenswerthen Mann.
Die skyriotischen Mädchen, deren es sehr hübsche giebt,
singen noch oft alt-griechische L ied e r, von den Felsen mit
wohlklingender, helltöiiender Stimme, nicht wie gewöhnlich
quakend durch die Nase. Sie sind sehr arbeitsam, verstehen
ihre Wirthschaft und sind geschickt in häuslichen Arbeiten;
sie spinnen fein die ziemlich gute Schafwolle und verzieren
ihre Strickereien mit Vorderseiten alter Tempel u. s. w. Wo
sind ihre Institute, wo ihre Lehranstalten? Sie tragen an F e s ttagen
oft alt-venetianische Kleidungsstücke von brennenden
Farben und Goldhrocat.
Entführungen waren noch vor wenig Jahren nicht ungewöhnlich,
selbst wenn die Jungfrau nichts von dem sie Liebenden
wissen Avollte. E r lauerte ihr mit ein Paar Freunden
auf, wenn sie des Nachts einmal vor die Hausthür gehen
musste. Der Mund wurde ihr gestopft und sie schnell ans
Meer gebracht, wo eine Barke bereit stand. Nach einigen
Tagen wurden Unterhandlungen mit den Eltern des Mädchens
gepflogen, sie kehrten zurück, sie war ihm entweder
schon in Kumi angetrant oder wurde es in Skyro.
Bei diesen und ändern Gelegenheiten, wo man des Nachts
keinen F u s stritt hören soll, pflegen sich die , welche etwas
ansführen wollen, Badeschwamm unter die Fusssohlen zn
binden.
Noch vor einigen Jahren Avar es gebräuchlich bei F e s tmählern,
dass die Frauen ein Todtenhemde für ihre Männer
mitnahmen, denn Avenn sich ein Paar veruneinigten, so Avur-
den sie mit einem Shavvl umschlungen und suchten nun einander
mit dem Messer, Avas sie gewöhnlich im Gürtel tragen,
zu erstechen, meistens blieb einer todt. Ihm wurde dann
das von der Frau mitgebrachte Todtenhemde angezogen.
Sie begraben oft noch ihre Todten in reichem venetianer
Costüm von Goldhrocat oder mit Tressen besetzt. Männer
wurden oft ihre Pistolen und Yattayane mit silbernem Griff
und Scheide mit ins Grab gegeben, auch Ringe mit antiken
geschnittnen Steinen. Vor der obern Kirche unterhalb der
ehemaligen Wohnung des franz. Consuls sind eine Menge alt--
griechische Grabstätten, in welchen Neuere, mehrere seit
wenigen Jahren begraben ruhen. Wäre nicht der Mörtel neu,
mit Avelchem die Deckplatten eingelegt sind, so könnte man
alte Griechen darin vermuthen, auch wohl noch, wie erwähnt,
antike geschnittene Steine darin finden.
Den 17. Februar a. St. feierten die Einwohner liier den Car-
neval. Die Männer zogen mit einem, der die Z itte r mit dem
Nagel oder einem spitzig zugeschnittenen Federkiel ris s , in
einzelnen Gruppen herum und sangen dabei schneidend durch
die Nase, an ein Paar Plätzen tanzten sie einen einfachen
Tanz im Kreise herum, wie die Albanesen und Wallachen,
Einige kamen als Frauen verkleidet und Männer hatten einen
Flaschenkürbis mit langem Halse, von Avelchera sie einen sehr
obscönen Gebrauch machten, zum allgemeinen Gelächter der
Zuschauer, Avorunter leider auch Mädchen und Knaben von
jedem Alter Avaren.
Die Skyrioten haben auch noch die S itte , ihren Vorfahren
Beinamen zu gehen, die sich auf eine ih re r hervorstechenden
Eigenschaften beziehen, dieser Beiname erbt dann auf die
Nachkommen fort.
Ist einem Unrecht geschehen oder fühlt er sich beleidigt,
so pflegt er wohl die Kräfte seiner Verwandtschaft zusammen-
und gegen die des ändern abzurechnen, so dass einige F a milien
sich fü r besonders mächtig halten, denn dieser Onkel
und jen e r Vetter ist s ta rk , gewandt u. s. w. Erlittenes Unrecht
wird dann thätlich beigelegt, AAobei sonst oft Waffen zu Hülfe
genommen wurden, es ist dabei zu verwundern, dass es hier
nicht Familienfehden gab, wie in der Maina; denn ist einmal
eine Sache gehörig und derb beigelegt, so wird sie als abgemacht
betrachtet.