kommen ist. Von dieser Bucht erstreckt sich der Hafen weite
r westlich und südwestlich in die Insel, aber da ist bei
Nordstnrm kein Scliiff sich e r, nicht auf den Strand geworfen
zu werden. Diess war sonst der Hafen der alten Stadt Julis.
An der Westseite steht ein Trupp Häuser, meist Vorrathsbehälter
fü r AVein, der von hier verschifft wird; hier lag der
Ort K a r e s s o s , welcher zu der 25 Stadien auf einem Berge
riegenden Stadt Julis g ehörte , schon Strabo sclueibt*): Ka-
sessos sei ein Ort gewesen, welcher kaum dem geringhaltig-
Iten Flecken zu vergleichen war. Er f ä h r t weiter fo rt: „Daneben
ist auch ein Tempel des sminthischen Apollon.“ Es
finden sich in der kleinen an den Hafen stossenden Ebene
nach dem Thale zu , was zur Stadt fü h rt, einige alterthüm-
liche Ueberreste, welche wohl zu diesem Tempel gehörten.
Von dem Hafen fü h rt anfänglich der Weg erst durch
eine kleine Ebene, dann ziemlich eben in einem etwas geöffneten
Thale, neben einem Bach aufwärts, welchen die Alten
den Fluss E l i x o s nannten. Weiterhin geht es bergauf, zur
linken Seite zeigt sich ein Orangengarteii, der erfreulich ist,
wenn man die von Naxos noch nicht gesehen hat. Noch weiter
fü h rt der Weg den Berg steil hinauf, man sieht auf d er höchsten
Spitze Befestigungsmaiiern eines grossen alten Thnrmes, an welchem
auf dem Bergrücken und an dem südlichen Abhang die j e tzige
Stadt angebant ist. Es lag da einst die alte Stadt J u l i s .
Ehe man zur Stadt kommt , sieht man zu beiden Seiten
des AAeges einige länglich-viereckige, im Felsen glatt aiisge-
lauene, tiete Räume, um Wasser darinii, was aus dem Felsen
sick e rt, Dir die dabei befindlichen Gärten zu sammeln, auch
ein kleiner Stolln ist zu diesem Behuf einige Lr. weit an dieser
Seite in’s Gebirg getrieben. An ein Paar Stellen ist der
Felsen glatt niedergehauen und hat Vertiefungen für die einst
hinemgesteckten Balken der aiigebauten Häuser, aber diese Seite
ist sehr feucht und nasskalt und man hat daher heut zu Tage
keine Wohiuiiig dort errichtet.
*) B. X. S. 486 z. Ende.
Diese Stadt wird je tz t Z i a genannt, sie ist der einzige
Ort dieser Insel, welche im Alterthiim sehr volkreich war und
einst vier Städte h a tte : J u l i s und die dazu gehörige, schon
damals sehr unbedeutende, bereits erwähnte Hafenstadt Kar
e s s o s . F e rn e r im südlichen Theile de r Insel K a r t h e i a ,
dessen Ruinen von grösser Ausdehnung sein sollen, zu dieser
Stadt gehörte P ö e e s s a , die Strabo in der angeführten Stelle
schon damals mir in Ruinen vorhanden gewesen zu sein an-
giebt. Bei Pöeessa war auch ein Tempel des Apollon und
in der Alitte zwischen den Ruinen dieser Stadt und dem Tempel
bei Karessos stand ein Tempel der nedusischen Alinerva,
welchen Nestor bei seiner Rückkehr aus Troja geweiht hat.
Es mögen in der jetzigen Stadt, dem alten Ju lis, sich al-
terthümliche Ueberbleibsel finden, doch hatte ich bei der eingetretenen
rauhen Jahreszeit kaum so viel Zeit die technisch-
wichtigsten Punkte dieser Insel zu untersuchen.
Der Löwe von Julis.
Das interessanteste Denkmal der alten Julis ist wohl der,
an dem etwa St. entfernten Abhange, südlich von der Stadt,
in schönem Ebenmaas ausgehauene, colossale Löwe. E r liegt
auf der linken S e ite , h a t circa vier Klafter Länge, und ist
aus einem Block Glimmerschiefer gehauen, woraus auch die
Thalschlucht b e steh t, welche e r beherrscht. Gewiss sollte
er nicht von der S telle, wo er lieg t, anderswohin geschafft
werden, sondern der Besitzer des Gartens benutzte den günstigen
Felsblock und liess zu seinem Vergnügen den Löwen
aushaiien, der in der Fernansicht von der so nah gegenüberliegenden
Stadt einen gar hübschen Anblick gewährt, als läge
am huschigen Abhang der Leu ruhend, oder auf der Lauer.
Hoch über dieser Thalschliicht deckt den Glimmerschiefer
eine Gruppe Kalkfelsen, die voller Spalten sind, als seien sie
geborsten. Alan nennt diesen Platz is to n P y r g o (beim
Thurm), als habe sein zerrüttetes Ansehen Aehnlichkeit mit
einem T h u rm e , oder diente er einst als Wartthurm. Die
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