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da man dem über dieses Gebirg kommenden Winde eine aiis-
dorrende Eigenschaft zuschreibt).
An dem hohen Felsenkamme sammeln sich bei übrigens
heiterem aber stürmischen W e tte r Wolkendünste und bilden
starken Nebel, aber mir so weit, bis sie die höchsten Kuppen
verlassen, dann lösen sich die schnell darüber gejagten Dünste
wieder auf zu klarer Luft. Zeigt Tschiknia ein umnebelt
Haupt, so sucht der Schiffer einen Hafen zu erreichen, denn
stärker und stärker wird der S turm, bis Tschiknia klar wieder
zum Himmel schaut.
Wir begaben uns längs dem Abhange östlich, bis wo sich
am öden, bleichen, rostigen Gebirg noch ein Plätzchen mit
einigen Nussbäumen, Olivenbäumen und Terrassen fü r Getreide
und Weinstöcke zeigen. Auf einer kleinen Anhöhe steht
zuvor eine Kapelle, auch Wasser quillt dort noch aus dem
Serpentingebirg, es hatte 17« R. Den Abhang bedeckt hier
Glimmerschiefer, der in Ost fällt.
Die Aeolosgrotte.
Sie befindet sich etwa ^ St. weit von jenen Bäumen östlich
unten am Meere. Der Glimmerschiefer schliesst hier ein
feinkörniges, weisses, 1 Lr. mächtiges Kalklager ein, unter
welchem sich eine eisenschüssige, erdig-thonige Lage befind
e t, diese ist von dem mir einige Lr. tiefer liegenden Meer
ausgewaschen, herabgesunken und der nächste darunter liegende
Glimmerschiefer weggerissen worden, das Kalklager ist
daher abgesunken und hat eine mässig grosse, nichts interessantes
bietende Grotte gebildet. Einige Stücke des Kalklagers
sind abgestürzt und noch ist es nicht kopfsicher in ihr.
An dem Kalklager, was voller Spalten und Höhlungen
is t, g eh t, wo es an den Berg anliegt, an der nordwestlichen
Seite eine Schlotte weit aufwärts, noch halb voll von jener
E rd e , ihre Untersuchung kann zu nichts führen. Ich hatte
eine Grotte erwartet, aus welcher unterirdische Luft strömte,
die vielleicht in den ältesten Zeiten zur Mythe vom Aufent257
halt des Aeolos Veranlassung gegeben h ä tte , hier beruht es
aber auf ändern Gründen, warum die Alten dem Windgott
diese Grotte zum Wohnsitz anwiesen, in welcher er jedocli
schlechter als mancher Seehund quartiert ist. Es hebt sich
nämlich hier steil aiifsteigend jen e r hohe Felsenkamm, der
sich von 0 . nach W. z ieh t, nordwestlich dehnt sich die Insel
mit hohem, undurchbrochnem Gebirge, südlich wird die
schmale Meerenge, etwa 1 deutsche Meile b re it, durch hohe
und schroffe Granitklippen von Mykone begrenzt, es bläst natürlich
der so häufige Ostwind mit vermehrter Stärke durch
diese Meerenge, eine Erfahrung, die wir selbst fast mit dem
Leben bezahlten. Verdichten sich, wie früher gesagt wurde,
die Dämpfe auf der Tschiknia, so tobt der Wind in der Meerenge
zwischen der Aeolosgrotte und Mykone furchtbar und
bei der Stadt Tinos ist halbe Windstille.
In der Grotte bewegte sich kein Lüftchen; denn der Gott
war nicht daheim, e r tobte draussen. Es ist aber anch die
Grotte zum Melancholischwerden ganz geeignet, und wenn der
Gott zu Hause is t, so muss er übler Laune werden, e r sieht
das lust’ge Segel, den flatternden Wimpel, das ärgert ihn,
e r fäh rt aus seiner Grotte und sucht das Segel in die Flu-
then zu begraben und peitscht den Wimpel bis kein Faden
mehr ganz ist.
Unbefriedigt mit dem, was ich gesehen, ging ich zu den
Oiivenbänraen zurück und übernachtete unter einem derselben.
An der Südküste, unterhalb des Thaies von Potamia, ist
am Meer eine kleine Höhle, die falsche Aeolosgrotte. Wo
das Thal von Potamia ansgeht, streicht ein bebautes, etwa
1 Lr. mächtiges Marmorlager über 3 Anhöhen und fällt 20«
in N.W. Auf der Südwestküste bei Avedo soll eine althellenische
Pyramide sich finden, auch Töpferthon soll da Vorkommen.
Wir zogen im Thal von Potamia aufwärts, ich konnte aber
die starke, blendendweisse Quarzlage (bande) nicht finden, die
in der Expe'dit. sc. de M. aufgeführt ist. Der Qnell in P o tamia
hatte 17« R. Der Glimmerschiefer h ört bei Potamia
Zwe i te r Theil, 1 7