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Unterhalb des südlichen Theils des letzten angebauten
Dorfes etwa 10 Minuten weit südlich steht eine noch ein
Paar Klafter hohe Ruine eines altgriechischen r u n d e n T h u rmes,
aus grossen Quadern von jenem mit vielem Quarz ver-
Avachseneii Schiefer.
Im Süden der Insel am Hafen Plati Gallo war eine altgriechische
Ortschaft; die Grundmauern eines festen viereckigen
Thurmes aus grossen Quadern dienen je tz t zu einem
Ziegenstall und Mandra, im Ilofraum liegt der Deckel eines
grossen Sarkophages von weissem Marmor, und hin und wieder
andre grosse Marmorstücke, auch von den leichten gewöhnlichen
Häusern sieht man noch Spuren. Von dieser alten
Stadt südlich hebt sich eine kleine Anhöhe, an welcher sich
in einem Weingarten beim Nachgrahen rundliche Stückchen
Bleischlacken, auch wohl ein wenig Glätte (Lithargyros) finden;
der Kalkstein ist hier mit vielen fast senkrechten Spalten
durchschnitten, in diesen, und besonders in einer kleinen
Wasseniese liegen auch von der Anhöhe herabgeschwemmte
Stückchen Bleischlacken. Begiebt man sich auf diese Anhöhe
und Avendet sich sogleich nach der Meeresseite, wo der Abhang
voll Erde und Geröll Hegt, so findet man, wenn man in
dem obern Theile nachgräbt, auch da Stückchen rothe Bleiglätte
und Bleischlacken. Es stand also auf dieser Anhöiie
eine alte Bleischmelzung und hierauf bezieht sich Avohl was
Herodot sagt, es seien auch Silberbergwerke auf Siphnos gewesen
(siehe S. 125.). Diese Bleischlacken finden sich in
rundlichen Stückchen von der Grösse einer Haselnuss, bis zu
der einer Wallnuss. Sie sind im Bruch eben, sehr feinkörm>.
dunkelgrau, sehr h a rt, geben gelblicli grünes Pulver. Vor
dem Löthrohr zerkiiistern sie stark und sind fü r sich sehr
strengflüssig, ln Borax lösen sie sich auf und geben ein
dunkeleisengrün gefärbtes Glas. So auch mit mikrokosmischera
8alz. In Soda löst sich auch das Pulver dieser Schlacken
nicht auf, es reducirt sich ein kleines Bleikörnchen, die unaufgelöste
Masse ist dunkelgrau, in der Berührung mit der
geschmolzueu Soda eisenrostig, die Soda ist nach der Schmel-
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zung schwach cisengrün, entfärbt sich aber beim Erkalten beinahe
ganz.
Mit Borax und Soda reducirt sich aus einer grösseren
Menge dieser Schlacken ein Bleikörnchen, was abgetrieben
noch eine Spur von Silber giebt.
Man versicherte mir auf der Insel, dass in allen grösseren
aus dem höhern Gebirg kommenden Wasserriesen, im F rü h jah
r nach der Regenzeit Stückchen Bleiglanz gefunden würden.
Ich sah ein dergleiclien kleines Stück in fast ^ Zoll grossen
Würfeln krystallisirt in Syra, es enthielt kaum eine Spur von
Silber. Wahrscheinlich bricht dieser Bleiglanz in dünnen Lagen
im Schiefei'gebirg wie auf der Insel Serpho, vielleicht
hatten die Alten Baue auf diesen Lagerstätten, die aber nur
unbedeutend sein koimten, grosse Baue Avären den Bewohnern
der Insel gewiss bekannt, oder sammelten die Alten jährlich
aus den Wasserriesen die Bleiglanzstückchen; keinem der Hirten,
die ich sprach, waren im Gebirge alte ausgearbeitete Löcher
oder Höhlen bekannt.
Ich verfolgte noch die Küste südlich so Av e it als raöglicli,
es zeigt sich hier nur Kalkgebirg, mit gleichsam ausgewachsener,
zackiger Oberfläche.
Wir kehrten zurück und zogen unten längs dem Strande
von Plati Gallo hin, wo mau eben die ausgeworfeneu Netze
ausgezogen, aber wenig und nur kleine Fische gefangen hatte.
Von dieser Rhede Avandten Avir uns rechts (östlich) auf die Anhöhe
nach dem sog. áspero pyrgo (weissen Thurm), von dessen antiken
Ueberresteii auf dem sich nach dem Meer hlnziehendeii
Bergrücken eine Erhöhung mit hinaufführeiulen Stufen übrig
is t, auf Avelcher wohl einst ein Altar oder eine Statue befindlich
Avar. Dieser Bergrücken besteht aus Glimmerschiefer;
zwischen gegen 1 Zoll starken, Aveissen Quarzlagen, die mit
vielem krystallinisch-körnigen Kalk verwachsen sind. Hegen grosse
hellgrüne, meist gebogne, dünne Lagen blassgrüner krumm-
schaliger Glimmer, er sieht blättrigem Talk sehr ähnlich,
giebt aber mit Kobaltsoliition geschmolzen ein schmutzig blaues
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