Ich sollte durchaus die Nacht hier bleiben, eilte aber
w eiter, um heute noch nach Trymalia zu kommen.
Kaum hat man westlich das Dorf Perato etwa 5 Minuten weit
im Rücken, so steht nördlich schön weisser Marmor in stark
en , gesunden Bänken an, der schöne Blöcke geben könnte,
nur würde sein Transport zu beiden Seiten weit und beschwerlich
sein.
Nachdem man die Höhe überschritten h a t, blickt man
am westlichen Abhange tie f herab auf eine grosse Ebene voll
Oelbäume, hin und wieder ragt ans dem Grün ein weisser,
4eckiger Thurm hervor. Diese Ebene oder weit geöffnete
Thal ist ausnehmend fru ch tb a r, denn nächst sta rk e r, guter
Erdbedeckung ist hinreichend Wasser d a ; es war aber auch
diese waldige Ebene in dieser Jahreszeit, weil sie sehr feucht
is t, durchdringend kalt. Man muss den sehr steilen Abhang
herabsteigen und kommt weiter unten durch enge, tie f im
zersetzten Gneiss eingeschnittene Wege nach dem ersten kleinen
Dorf Kerami. Es werden nämlich mehrere kleine Dörfer,
welche die Ebene beherrschen, alle mit dem gemeinschaftlichen
Namen Trymalia belegt.
Die Grotte des Zeus auf Naxos.
Von hier begab ich mich den ändern Tag nach der Grotte
des Zeus, welche am westlichen felsigen Absturz des Berges
Dia (jetzt Zia ausgesprochen), etwa 1^ St. von Kerami südlich
liegt. Sie geht h. 4,4 gegen N .O . in’s Gebirg. Der nur
ein Paar Lr. hohe nnd breite Eingang ist mit einer Trocken-
maner und einer Th ü re geschlossen. Vorn gewahrt man eine
Art Mauerwerk, was als Altar dient, auf welchem eine zer-
brochne Oellampe stand, man nennt diesen Platz die Kirche
zur heiligen Mutter Gottes (Apanaja. Ajia Panagia).
Geht man von h ie r ein Stück weiter in der Höhle fort,
so zeigt sich rechts eine kleine Nebenhöhle, welche man auch
zur Kirche eingeweiht hat. Die Höhle, welche vom Eingänge
he r sich ziemlich eben fo rtz ie h t, ist auch h ie r nur einige Lr.
breit und ein Paar Lr. lioch, man geht noch einige Lr. weit
eben fo rt, dann öffnet sich plötzlich ein grosses, weites Gewölbe.
In dieses steigt man nun hinab und schreitet weiter
über wild durcheinander gestürzte Steinblöcke, die sehr scharfkantig
und schlüpfrig sind, so dass man sehr vorsichtig vorwärts
klettern muss, denn man hat hier jeden Angenhliek
Gelegenheit ein Bein zu brechen oder sich Haut und Fleisch
von den Knochen abzufallen. Das hohe nnd mächtige Gewölbe
wird ans gesunden Kalkbänken gebildet und hat keine Stalactiten.
Der grosse Raum der Höhle zieht sich ziemlich weit gegen
Norden, man sieht hier die oft senkrecht abgetrennten
Kalkbänke, sie streichen h. 3. nnd fallen circa 30« in S. O.
Ganz im nördlichsten Theile der Höhle gelangt man aufwärts
in eine kleine Nebenhöhle, wo die grosse Höhle endigt.
Hier finden sich einige Stalactiten, sie waren noch wenig
beschädigt, also wenig besucht. Diese Stalactiten sind meist
flach und bestehen ans stänglich abgesondertem Kalkspath, der
an einigen Stellen einige Zoll dick die Wände als Sinter überzieht.
Einige Stalactiten sind mir 1 Zoll stark und dabei breit,
auch gebogen wie herabhängende Gewänder; bei einigen derselben
sind die Ränder sehr zierlich und regelmässig ausgezackt,
weil überall ein kleiner Stalactit sich h a t bilden wollen
, die aber neben einander gleichförmig fortgewachsen sind,
bis das Wasser von jed e r Spitze anfhörte zu tropfen, welche nun
etwa I Zoll weit vor der gemeinschaftlichen P la tte vorstehen.
Diese Höhle hat nichts besonders interessantes, man sieht
ein grosses, dunkles Gewölbe nnd erhält den besten Eindruck,
wenn man es an verschiedenen Punkten erleuchten lässt, und
stehen b le ibt, wo der vordere Eingang in das grosse Gewölbe
mündet, ohne anf dessen Bruchstücken herumzuklettern. Es
sollen in dieser Grotte die Orgien gefeiert worden sein; wirklich
in ih r wäre der beste Boden gewesen, nm rasende Menschen
znr Besinnung zn bringen; soll aber nur der vorderste
Tlieil dazu gedient haben, so gab es nicht viel Raseiuk aut