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geht, ist sie mit dem Lande verbunden. Kein Seliiff kann in
der Nähe der Stadt landen, überall sind Klippen und das Meer
macht starke Brandung.
Links von der Stadt längs dem Strande hin schien das
Meer zu rauchen, es war aber nur aulgerührter Sand, den
die Braiuluug hin und h e r warf. Wir stiegen den Abhang
lierab, es zeigt sich Thonschiefer, der h. 1 streicht und einige
und 40« in West fällt, er ist mit jüngerm Kalk bedeckt, in
einer Schlucht rechts stehen einige kleine Mühlen untereinander,
das Wasser fällt durch einen ausgehöhlten Baumstamm so steil
als möglich auf das wenig g en e ig te , fast horizontal liegende
Bad.
D ie v e r la s sne Stadt Skiathos .
Sie liegt malerisch auf dunklen Felsen mit ihren weissen
Häuserchen wie ein Modell, und hinter ih r hebt sich hoch
am Horizont das Meer (siehe Taf. I. Fig. 1.).
Man zau d e rte , uns das rostige Thor zu öffnen, drei alte
Männer halten hier Wache, kaum vermochten sie den Riegel
zurückzuschieben, sie waren von Alter und von Kummer gebeugt.
Nah am Thor war ein kleiner freie r Platz, auf welchem
16 schwarz gekleidete Wittwen, die ihre Männer durch Seeräuber
und Türken verloren h a tten , stumm im Kreise sas-
sen , um sich ein wenig an der eben mild scheinenden Sonne
zu wärmen, vor ihnen spielten einige Kinder harmlos auf dem
Boden mit dürren Grashalmen und kleinen Steinen, unbewusst
der Vergangenheit, unbekümmert der Zukunft.
F a st alle Häuser waren verschlossen, eng, dunkel, krumm
und winklig ging man zwischen ihnen durch, alles war verö
d e t, nur ein einzelner schwarzer Hahn wurde von meinen
Hunden aiifgejagt und flog wild auf eine Mauer. Ich ging bis
an den äussersten Felsen, ihm gegenüber ragt durch eine
Schlucht getrennt noch eine hohe Klippe empor.
Nur gutes Cisternen-Wasser ist in der Stadt und etwas
Maysmehl, sie haben kein Brod, an Fleisch und Fisch ist nicht
zu denken. Niemand träg t ihnen Holz zu , den ganzen Tag
ist das Thor zu , wegen der Seeräuber, die erst kürzlich noch
in der Nähe waren. Nur verschliessen können sie sich, nicht
vertheidigen. So vertrauern sie seit 5 Jahren ih r Leben, weil
sie hier geboren sind, und sich nicht trennen können von dem
öden F e lsen , auf dem sie ihre Freuden verloren haben.
Wir sollten hier Mittag machen, um die Pferde etwas
rasten zu lassen, aber man wagt hier nichts zu geiiiesseii,
wo stummer Schmerz jed e r Lebensfreude entbehrt.
Mit Gewalt sollte man die Leute wegführen und ihnen
einen freundlichen Platz auf der Insel geben, wo noch schönes
Land fü r Tausende is t; sie würden das Leben wieder lieh
gewinnen.
Leichter wurde mir e rs t, als hinter uns das Thor das
Elend ahschloss und lebensmuthig konnte ich nur wieder ath-
men, als waldiges Grün uns umgab.
Unser Weg fü h rte durch eine sehr wilde Schlucht, die
mit Eichen (Q. i l e x ) bewachsen is t, h ie r lag noch viel Schnee;
endlich erblickten wir wieder das M eer, und passirten nördlich
eine k a lte , rauhe Schlucht. A uf einmal wendete sich der
Weg und es erschien ein grosses Gebäude mit einem sta ttlichen
T h o r , es war wieder ein Kloster. Auch hier war das
T hor verschlossen und wurde e rst nach einigem Klopfen geöffnet;
ein Mönch liess uns ein, die Pferde dürfen, wie in
allen Klöstern, nicht in den Hof, sie werden in aussen befindliche
kleine Gebäude gebracht, und Hunde müssen an die
Leine genommen werden.
Es wurde eben Vesper gehalten, der Hofraum war geräumig,
die in der Mitte stehende Kirche gross und stattlich,
an einer Seite war eine scliattige Vorhalle gebildet imd grosse,
süsse Muskatellertraiiben hingen je tz t noch im Winter am
Stocke aiifbewahrt herab. Man brachte mir zum Willkommen
süssen starken Muskatellerwein. Das Fremdenzimmer war gut,
die Decke aus wohlgefügteu Bretern, der Boden mit le p -
pichen be leg t, die Fenster etwas grösser wie gewöhnlich.